Sonntag, 14. Juni 2015

Die farbenblinde Gärtnerin

Gewagte Farbzusammenstellung: Rot, Pink und Orange.
Es ist der Graus: Pink neben Kupferorange, dazu samtig-dunkles Rot. Dieses Arrangement sticht einem förmlich in den Augen, widerspricht sämtlichen Regeln farblicher Komposition – und zaubert mir dennoch jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht. Die Farbzusammenstellung auf diesem Beet ist eine Katastrophe, die Gärtnerin muss farbenblind sein, vergesslich oder alles beides. Oder sie heißt Marion, das trifft es in diesem Fall am ehesten.
Dabei ist diese chaotische Komposition nach einer ihr eigenen Gesetzmäßigkeit und eigentlich auch völlig logisch entstanden: Die pinkfarbene Rose sollte weiß sein, blühte im ersten Jahr aber nicht, sodass die kupferorangene Westerland hinzukam. Und die dunkelrote Darcey Bussell steht in einem Kübel, der voller Erde und wassergetränkt der Gärtnerin einfach zu schwer war, ihn noch an einen passenderen Platz zu verfrachten. Zwei kleine Abweichungen und schon wird aus dem gedachten Plan ein buntes Durcheinander. Immerhin verriet mich der orientalische Mohn nicht, erblühte genau in dem gedachten Farbton, in einem hellen, etwas undefinierbaren Orange mit leichtem Rosahauch und gab dem Ganzen wenigstens den Anschein einer gestalterischen Klammer.
Ein Durcheinander, das es in dieser Form bestimmt nirgendwo gibt, es sei denn, der zuständige Gärtner oder die zuständige Gärtnerin ist wirklich farbenblind. Und dann fielen mir noch die französischen Malerrosen von Züchter Delbard ein, die das farbliche "Chaos" in einer Blüte zusammenbringen, zum Beispiel Weiß mit Rosa und Gelb. Vielleicht sollte ich so einen "Tuschkasten" noch dazwischenpflanzen, damit dann doch alles sein System hat. Vielleicht aber auch lieber nicht. Schließlich heißt es nicht umsonst, dass kein Garten wie der andere ist. Und meiner ist eben ganz speziell.

2 Kommentare:

  1. Ich finde es einfach nur wunderschön... Und sobald ein Beet so richtig kunterbunt ist, passt auch schnell wieder alles zusammen :-)

    Ganz liebe Grüsse
    Livia

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  2. Die ganze Farbenpracht des Sommers hat vielleicht in diesem einen Beet zusammengefunden, ansonsten leidet die Natur unter dem Regenmangel. Es sind mehr als vier Wochen seit den letzten nennenswerten Niederschlägen vergangen. Aber heute sah ich an einem Getreidefeld massenhaft Klatschmohn in voller Blüte, das war ein echter Trost.
    Und ansonsten sehe ich es jetzt wie Du ganz gelassen, wo alle Farben vertreten sind, geht es zu wie in einem Tuschkasten, und in dem würde man ja auch nicht einzelne Farben aussortieren ...
    Liebe Grüße zurück!

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