Samstag, 28. Februar 2015

Das gute Wetter genutzt

Ein paar Impressionen von heute Nachmittag.
Statt vieler Worte gibt es heute zur Abwechslung mal wieder eine kleine Fotocollage. Die Bilder sind am Nachmittag entstanden. Wir haben das gute Wetter mit Sonne und blauem Himmel genutztund auf dem Hof und im Garten gearbeitet. Marion hat zum Beispiel die Apfelbäume beschnitten, während ich unseren großen Holunder an der Scheune von allen abgestorbenen Ästen befreit habe. Zuvor hatte ich im Innenhof das letzte Herbstlaub zusammengeharkt. Die Schweinis haben sich derweil als Staubsauger betätigt und die vielen Sonnenblumenkerne vertilgt, die die Vögel, wenn sie am Futterhaus waren, fallen gelassen hatten. Mit Tischmanieren haben es die Piepmätze offenbar nicht so. Während die Pferde in der Sonne gedöst haben, machten die Schafe einen kleinen Ausflug den Hang hinauf zur Pferdeweide.

Freitag, 27. Februar 2015

Hausapotheke neu bestückt

Hilft zwar nicht gegen die Grippe, dafür aber umso besser gegen Intoleranz
und Fremdenfeindlichkeit. Foto: Marion Korth
Heute hat sich Marion ein neuartiges Medikament besorgt. Sie ist zwar ebenso wenig wie ich gefährdet, sich anzustecken, aber es kann nicht schaden, so ein Mittel in der Hausapotheke zu haben. Man weiß ja nie, wer überraschend zu Besuch kommt.
Vor drei Wochen tauchte es erstmals im Rheinland auf, und jetzt ist es endlich auch bei uns in der Region erhältlich, und das sogar rezeptfrei: das erste Medikament gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit. "Pegidatox akut" mit den Wirkstoffen "Multikultin" und "Toleranzol" ist gedacht zur Behandlung "chronischer Fremdenfeindlichkeit und unerklärlicher Angst vor gesellschaftlicher Vielfalt".
In den Verkehr gebracht worden ist "Pegidatox" von den Düsseldorfer Grünen. Die versprechen auf der Verpackung: "Pegidatox akut sorgt für die schnelle Wiederherstellung rheinischer Toleranz und Offenheit". Und was in Düsseldorf funktioniert, dachten sich die Braunschweiger Grünen, müsste doch auch in Braunschweig funktionieren, denn immerhin ist Braunschweig ebenso wie Düsseldorf eine Karnevalshochburg, auch wenn der Karnavalsumzug wegen der Gefahr eines terroristischen Anschlags diesmal leider abgesagt werden musste.

Donnerstag, 26. Februar 2015

Ein Garten für Dich, für mich und für alle

In diesem Frühling werde ich reichlich Zwiebeln der
Prachtscharte (Liatris spicata) in der Erde versenken,
denn über die Blüten freuen sich die Schmetterlinge.
Ein Garten für Dich und für mich und für alles, was da kriecht und fliegt: In diesem Jahr hat niemand mehr eine Ausrede, warum Schmetterlinge, Nachtfalter, Hummeln, (Wild-)Bienen oder Vögel bei ihm leer ausgehen. Nahezu alle Samen- und Pflanzengärtner bieten Mischungen an, die reiche Nektar- oder Samenernte für unsere kleinen Gartenbewohner versprechen. Blumenzwiebelsortimente (mit ungefüllten Dahlien, Anemonen oder Tulpen-Wildformen) gehören ebenso dazu, wie Samenmischungen, die "Schmetterlingsgruß", "Nachtschwärmertreff" oder "Bienengarten" heißen.
Wer aufmerksam war, hat natürlich selbst schon gesehen, was Biene, Hummel, Schmetterling und Co. besonders gern umschwärmen: blühende Kräuter wie Origanum und Melisse, Stockrose und Schmetterlingsflieder, Krokus  und Traubenhyazinthe, Nachtkerze und Sonnenhut (Echinacea), Fingerhut und Sonnenblume. Alles schöne Pflanzen, die auch den menschlichen Gärtner erfreuen.
Eine Pflanze, deren Zwiebeln noch in diesem Frühjahr gesetzt werden können, sind bei mir selbst in Vergessenheit geraten, dabei habe ich in unserem früheren Garten die Schmetterlinge und Nachtschwärmer an der Prachtscharte (Liatris spicata) immer bewundert. Eine unkomplizierte Staude, die selbst im Halbschatten noch gut blüht, sich über etwas Kalk und einen nicht zu trockenen Standort (ohne Staunässe) freut. Sie stammt aus Nordamerika, sodass sie den Winter im Garten gut übersteht.
Wer also jetzt Zwiebeln dieser dankbaren Staude entdeckt (so wie ich neulich im Discounter) sollte zugreifen. Farblich passt sie gut ins Zusammenspiel mit Kosmeen, Eisenkraut und Malven. Ihre Blüten am ährigen Stand in Lila, Rosa oder auch Weiß öffnen sich über mehrere Wochen von oben nach unten und bieten über eine lange Zeit Insektennahrung.

Mittwoch, 25. Februar 2015

Sonnenbank mit viel Sonne und wenig Bank

Sie ist noch im Winterschlaf, die Sonnenbank mit Blick über die Moorwiesen.
Irre ich mich oder liegt tatsächlich schon ein Hauch von Frühling in der Luft? Jedenfalls war das Wetter heute schon richtig frühlingshaft, und am Nachmittag wurde es so warm, dass man auch ohne dicke Winterjacke schon in der Sonne hätte sitzen können. Ich kenne da auch eine gute Location. Es handelt sich um eine Sitzbank. Sie steht am Rande unseres Dorfes, und von ihr geht der Blick kilometerweit über die Moorwiesen, auf denen zurzeit laut rufend mehrere Kranichpaare herumspazieren. Doch leider müsste ich mir, wenn ich mir ein Sonnenbad auf der Sonnenbank gönnen wollte, ein paar Bretter dorthin mitnehmen, denn die Bank, zumindest der Teil von ihr, der nicht aus Beton, sondern aus Holz ist, befindet sich offenbar noch im Winterschlaf. Damit sie durch Regen und Kälte nicht verrotten, lässt die Gemeinde Sitz und Lehne vor dem Winter abschrauben und zum Frühlingsbeginn wieder neu installieren, nachdem die Bretter im Winterquartier einen neuen Schutzanstrich bekommen haben.
Wenn sich die Jahreszeiten nicht an den Kalender halten, bedeutet das noch lange nicht, dass die Gemeinde ihren Prinzipien untreu wird. Das Sonnenbad auf der Sonnenbank muss also noch knapp einen Monat warten. Wir werden es überleben ...

Dienstag, 24. Februar 2015

Knorrige Apfel- und Birnenbäume

Marion untersucht fasziniert die vielen Astlöcher in den alten, knorrigen Obstbäumen, deren Stämme von grünem Moos und rostroten Flechten besiedelt sind.
Offenbar ist dieser Apfelbaum irgendwann ein-
mal vom Sturm oder einem Traktor umgelegt
 und dann abgesägt worden. Der Baum über-
lebte und wuchs wieder in die Senkrechte. 
Hinter dem Hässelberg, dort wo der Wald endet und die Moorwiesen beginnen, verläuft ein von alten, knorrigen Apfel- und Birnenbäumen gesäumter Feldweg parallel zum Waldrand. Im Herbst haben wir dort schon oft Fallobst für die Pferde gesammelt. Jetzt im Winter hängen keine Äpfel und Birnen an den Bäumen, aber dennoch statten wir ihnen gerne einen Besuch ab, denn die Bäume haben etwas Faszinierendes. In jedem Baum gibt es, vor allem an den Stellen, wo einmal Äste saßen, die irgendwann herausgebrochen sind, viele Höhlen, die zum Teil so groß sind, dass sich Tennisbälle darin verstecken ließen. Obwohl die seit Jahren nicht mehr beschnittenen Bäumen aus Ertragsgesichtspunkten längst ausgedient haben, sind sie doch höchst wertvoll, denn Vögel und Insekten finden dort Unterschlupf, und am Fallobst naschen sie auch ganz gerne.
Hoffentlich kommt der Bauer, dem die Bäume gehören, nicht irgendwann auf die Idee, die ganze Obstbaumallee abzuholzen.

Montag, 23. Februar 2015

Noch ein Farbtupfer im Moor

Blaugelber Kontrast wie in der schwedischen Landesflagge: Goldammer vor wolkenlosem Himmel.
Die violett leuchtenden Krokusse waren nicht die einzigen Farbtupfer, die wir am Sonntag im Ochsenmoor entdeckt haben. Auf einer Birke, in Sichtweite der Krokusse, saß ein nicht weniger intensiv leuchtender Vogel und schaute mir interessiert dabei zu, wie ich die Krokusse fotografierte. Es handelte sich um ein Goldammer-Männchen, das in seinem Prachtkleid jetzt im Winter ein echter Hingucker ist.
Goldammern lieben solche durch Busch- und Baumreihen und Gräben strukturierte, offene Wiesenlandschaften wie das Ochsenmoor. Schon bald wird das Goldammermännchen durch seinen einprägsamen Gesang, den der Volksmund mit "Wie, wie, wie hab ich dich lieb" wiedergibt, auf sich aufmerksam machen, doch jetzt im Februar ist es noch still. Aber auf den Seiten des NABU kann man sich den Gesang der Goldammer jederzeit anhören.

Sonntag, 22. Februar 2015

Frühlingsboten im Ochsenmoor

Entdeckung am Wegesrand: blühende Krokusse.
Was für eine schöne Überraschung! Auf unserer Sonntagstour mit den Hunden entdeckten wir heute im sogenannten Ochsenmoor, kilometerweit entfernt vom nächsten Ort, blühende Krokusse am Wegesrand. Während die Zierformen in den Gärten meistens erst Ende März blühen, öffnen die kleineren Wildkrokusse schon einige Wochen früher ihre Blüten.
Echte Wildbestände gibt es hierzulande eigentlich nur in Süddeutschland, insbesondere im Alpenvorland. Bei den weiter nördlich vorkommenden Wildkrokussen handelt es sich meisten um ausgewilderte Pflanzen der im Handel als botanische Krokusse erhältlichen Wildformen.

Samstag, 21. Februar 2015

Neue Blätter sprießen neben den alten

Die Rosen in unserem Garten sitzen schon wieder voller Blattknospen. Dabei brauchen sie eigentlich keine neuen Blätter, denn sie haben noch reichlich alte Blätter. Normalerweise hätten sie diese unter Frosteinwirkung abgeworfen, aber in diesem Winter, der bislang gar keiner war, blieben viele Rosen belaubt.
Obwohl wir schon des öfteren milde Winter hatten, ist es das erste Mal, dass unsere Rosen im Februar noch grüne Blätter haben. Demnächst wird man sie wahrscheinlich neu klassifizieren müssen: als immergrüne Sträucher.

Kurios: Unsere Kletterrose bekommt schon wieder neue Blätter, obwohl sie die alten noch gar nicht abgeworfen hat. 

Freitag, 20. Februar 2015

Ganz schön schnittig

Mit neuen Schneidewerkzeugen ausgestattet starte ich
ins Gartenjahr.
"Schnittig" – war das nicht ein gern im Zusammenhang mit stromlinienförmigen Sportwagen oder anderen schnellen Vehikeln gebrauchtes Adjektiv der alten Zeit? Für mich hat es aktuelle Bedeutung, ja, ich fühle mich geradezu für den Nah- und auch Fernkampf gerüstet auf dem Weg zur Kasse. Gestern habe ich mich mit all dem bewaffnet, was der  Gärtner und auch die Gärtnerin demnächst am dringlichsten braucht: Ambossschere (auch für holzige Äste geeignet), Teleskopbaumschere (wenn Leiter und Arme zu kurz sind) und Klappsäge (das Allround-Werkzeug schlechthin).
Beladen mit dem ganzen Kram komme ich bei der Kassiererin an. "Na, da kann der Sommer ja kommen", bemerkt sie trocken. "Sommer? Nee, das Frühjahr, ich muss unsere Obstbäume schneiden", korrigiere ich sie. Bis hierhin fand ich die Frau ganz nett, aber dann weiht sie mich in ein Gartengeheimnis ein, über das ich lieber nicht gehört hätte: "Also, wir haben unsere Kirschbäume geköpft, ich fand das nervig immer mit den Bienen beim Kaffeetrinken."
Jetzt bin ich ehrlich verwirrt. Bienen? Kirschblüte oder ausgereifte Früchte? Wir müssten unseren Kaffeetisch schon zehn Meter über dem Boden in den Kronen der Süßkirschen anbringen, wollten wir uns von Bienen "gestört" fühlen.Und für die Früchte interessieren sich höchstens Amseln, Stare und Tauben, aber keine Bienen und selbst Wespen nicht. Die arme Frau an der Kasse hat Verfolgungswahn, schlussfolgere ich.
Wieder zu Hause angekommen, habe ich unsere Bäume, die riesenhaften Kirschen ebenso wie die viel kleineren Apfel-, Pflaumen- und Zwetschgenbäume erst einmal beruhigt: "Nein, keiner von Euch wird geköpft, nur ein kleiner Haarschnitt, nur die Spitzen sozusagen."
Das schnittige Schnittwerkzeug habe ich zum Beweis in den Schuppen gebracht und die Tür fest geschlossen. Mein Beitrag zur Abrüstung an diesem Tag ...

Donnerstag, 19. Februar 2015

Goldgelbe Farbkleckse

Der Winter kann durchaus farbenfroh sein.
Im Frühling, wenn alles blüht und grünt, würden die goldgelben Flechten auf den vom Sturm abgerissenen Ästen, die wir auf unseren Brennholzstapel geworfen haben, kaum auffallen. Aber jetzt im Winter sind solche Farbkleckse Hingucker, besonders wenn sie im Sonnenlicht so intensiv leuchten wie auf dem Foto oben. Mich faszinieren solche Details in der Natur ungemein.

Mittwoch, 18. Februar 2015

Verfrühter Vorfrühling

Die Schneeglöckchen bei uns im Innenhof blühen bereits.
Bei dem Wetter heute hätte man fast glauben können, dass über Nacht der Frühling begonnen hätte. Und quasi über Nacht haben auch die ersten Blumen ihre Blüten geöffnet: Die Schneeglöckchen blühen. Die in der prallen Sonne auf der Pferdeweide am Waldrand allerdings noch etwas zaghaft. Viel weiter sind da schon die im schattigen, aber offenbar wärmeren Innenhof stehenden.
In der Phänologie, die sich mit den im Jahresverlauf periodisch wiederkehrenden Entwicklungserscheinungen in der Natur befasst, zählen Schneeglöckchen zu den sogenannten Zeigerpflanzen. Die erste Blüte der Schneeglöckchen, Haselnuss, Schwarz-Erle und Salweide zeigen den Beginn des Vorfrühlings. Dieser beginnt dem phänologischen Kalender zufolge Ende Februar oder Anfang März. In diesem Jahr beginnt der Vorfrühling somit mindestens eine Woche zu früh. Außer den Schneeglöckchen hat auch schon die Haselnuss ihre ersten Blüten geöffnet. Morgen werden wir uns mal die Schwarz-Erle und die Salweide anschauen.

Dienstag, 17. Februar 2015

Vielen Dank, liebe Zitrone!

Unsere Zitrone blüht. Und neue, saftig grüne Blätter hat sie auch bekommen.
Überall in Garten- und Supermärkten gibt es schon ein bisschen Frühling zu kaufen: Primeln, Krokusse, Osterglocken im Topf oder geschnitten im Bund. Wir haben nichts von alledem gekauft und trotzdem hat der Frühling im Wohnzimmer Einzug gehalten: Die Zitrone blüht. Erst eine Blüte, dann zwei, demnächst drei, dazu jede Menge neuer Blätter und zarter Triebe.
Ein schönes Geschenk, während es draußen kalt und grau ist. Und umso schöner, weil ich lange um das Leben des stattlichen Bäumchens kämpfen musste. Als "Scheidungswaise" stand sie vor Jahren als letzte Kübelpflanze auf der inzwischen leergeräumten Terrasse. Niemand hatte Platz in seinem Auto für diese große Hinterlassenschaft einer im Bekanntenkreis zerbrochenen Ehe. Es war Ende Oktober, mehrere Grad minus, als ich mit unserem Pick-up vorfuhr und sie irgendwie auf der Ladefläche verstaut bekam.
Die Zitrone war in Trauer, nichts war ihr recht zu machen, sie hatte keine Freude mehr am Leben und am Wachsen. Ich habe ihr neue Erde gegeben, sie warf Blätter ab. Ich gab ihr Spezialdünger, sie schmollte. Das geht jetzt über Jahre so, sie ist in all der Zeit kaum größer geworden, steht innerlich auf der Bremse, aber langsam scheint sie Vertrauen gefasst zu haben. Schon im Sommer war da ein kleiner Sinneswandel und ungewohnte Triebkraft zu bemerken. Ein zartes Zeichen des Neuanfangs.
Und jetzt dieser zarte Frühlingsgruß an uns – der schönste, den ich mir von einer Pflanze denken kann.

Montag, 16. Februar 2015

Fleißig gegraben

Der Jogger wird sich gewundert haben, als er mich am
Wegesrand hockend und die Maulwurfshügel fotogra-
fierend gesehen hat. Egal!
Nanu, wird hier ein Kabel verlegt? Ich bin mit dem Fahrrad unterwegs zur Postfiliale im Nachbardorf und wundere mich über den frischen Erdaushub neben dem Radweg. Aber irgendwie sieht der ziemlich unprofessionell aus. Nein, das war kein Minibagger und auch kein Bauarbeiter mit Spaten oder Schaufel. Es war offensichtlich ein Maulwurf.
Maulwurfshügel sind ja nichts Besonderes, aber so viele in einer Reihe angeordnet habe ich noch nie gesehen. Ich zähle fast 100 auf einer Strecke von etwa 50 Metern. Wow, da war aber einer fleißig!
Wieder zu Hause, muss ich gleich mal recherchieren. "Die Grabgeschwindigkeit kann, je nach Bodenbeschaffenheit, bis zu sieben Meter pro Stunde betragen", lese ich bei Wikipedia.
Wenn der Erdaushub ihn nicht verraten würde, wüssten wir gar nicht, wo und wie ein Maulwurf unter der Erde aktiv ist und würden nicht ahnen, dass neben dem Radweg ein Tunnel verläuft. Zu sehen bekommt man Maulwürfe meistens leider nur, wenn sie tot am Wegesrand liegen.

Sonntag, 15. Februar 2015

Rolle rückwärts

Das erste, was unsere Pferde machen, wenn wir sie aus dem Sand-Paddock auf die Wiese lassen, damit sie sich austoben können, ist eine Rolle rückwärts. Sie suchen sich eine geeignete Stelle, scharen mit den Hufen, um den Boden zu prüfen, knicken dann die Hinterbeine ein und knien auf den Vorderbeinen und legen sich dann auf den Boden und rollen sich auf den Rücken, dann auf den Bauch und dann wieder auf den Rücken und wieder auf den Bauch und so weiter. Haben sie sich genug gewälzt, stehen sie wieder auf, mit den Vorderbeinen zuerst, und schütteln sich.
Pferde wälzen sich nur, wenn sie sich in Sicherheit wähnen. Das Wälzen dient der Fellpflege und der Massage der Haut. Besonders im Sommer, wenn die Pferde von den fiesen Bremsen gepiesackt werden und die Haut von den Insektenstechen juckt, ist das Wälzen eine Wohltat.
Für uns Menschen ist es immer ein lustiger Anblick, wenn ein großes Pferd auf dem Boden herumrollt und dabei alle Viere in die Luft streckt.

Hier wälzt sich genüsslich unsere Isländer-Schimmelstute Sharika. Nachdem sie wieder
aufgestanden ist, schüttelt sie den Staub und das Laub aus dem Fell.

Samstag, 14. Februar 2015

Wir sind doch keine Hochstaplerinnen

Diesen Heuberg mussten wir heute Ballen für Ballen abtragen.
Platz hätten wir auf unserem Heuboden für die 700 Heuballen, die wir im Jahr für unsere Pferde benötigen. Allerdings müssten wir das Heu dann bis unters Scheunendach stapeln – und wir sind schließlich keine Hochstaplerinnen! Außerdem ist es doch etwas gefährlich, auf sechs bis sieben Meter hohen Heustapeln herumzuklettern. Zum Glück haben wir einen netten Heulieferanten, der das Heu bei sich in der Scheune vorübergehend einlagert und uns unsere Jahresmenge in zwei Portionen liefert – die ersten beiden Treckeranhänger voll im Sommer direkt nach der Ernte frisch von der Wiese, die beiden anderen Anhänger voll dann im Winter, wenn das Heu von der Sommerlieferung nahezu aufgebraucht ist.
Da das Heu nicht nass werden darf, sollte es nur an einem Tag transportiert werden, an dem es nicht regnet und auch keine Feuchtigkeit in Form von Nebel in der Luft hängt. Der heutige Sonnentag war somit geradezu ideal für den Heutransport.
Gegen Mittag wurde das Heu geliefert und abgeladen, und wir standen vor einem riesigen Heuberg, den wir nun Ballen für Ballen abtragen mussten. Jeder Ballen muss per Hand in Kugelstoßermanier auf den Heuboden in rund 2,50 Meter Höhe geworfen werden. Da ich größer bin als Marion, betätige ich mich als Kugelstoßerin oder besser gesagt Ballenschubserin, während Marion oben auf dem Heuboden die Ballen aufschichtet.
In vier Stunden inklusive einer fast halbstündigen Kaffeepause hatten wir die rund 350 Ballen auf dem Heuboden verstaut. Das ist unsere bisherige Bestzeit. Sonst hatten wir die anstrengende Arbeit stets auf zwei Tage verteilt. Doch seit wir Tom Hodgkinson gelesen haben, gehen wir anders an solche Aufgaben heran. Wir betrachten sie gar nicht als Arbeit, sondern als sportliche Betätigung. Das funktioniert. Das Heustapeln machte uns erstmals sogar richtig Spaß und wir empfanden es bei weitem nicht so anstrengend wie sonst.

Geschafft: Alle Ballen sind auf dem Heuboden verstaut.

Freitag, 13. Februar 2015

Höchste Zeit für den Umstieg

"Soviel Stau gab es noch nie" und "Eine Million Kilometer Stillstand"– so oder ähnlich lauteten heute die Schlagzeilen in den Online-Ausgaben vieler überregionaler Medien. Der Anlass war die Präsentation der ADAC-Stau-Statistik 2014. Dem Automobilclub zufolge gab es im vergangenen Jahr 475.000 Staus mit einer Gesamtlänge von 980.000 Kilometern. Alle gemeldeten Staus zusammen dauerten 285.000 Stunden – umgerechnet mehr als 32 Jahre.
Wenngleich der ADAC einräumt, dass die enorme Zunahme der Staus und Staukilometer um etwa 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr vor allem auf die genauere Erfassung der Staudaten zurückzuführen ist, offenbaren die Zahlen doch den ganzen Irrsinn auf den deutschen Straßen.
Für viele Politiker und die Autolobby – zwischen beiden Gruppen gibt es bekanntlich eine große Schnittmenge – lautet die folgerichtige Forderung: Noch mehr neue Straßen bauen und vorhandene ausbauen und verbreitern. Dabei fehlt schon jetzt das Geld, um das bestehende Straßennetz instand zu halten. Man denke nur an all die vielen maroden Autobahnbrücken, die zu sanieren sind.
Nein, so kann es nicht mehr weitergehen! Es muss endlich ein Umdenken stattfinden! Weg vom Auto und hin zum Fahrrad und zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Immer mehr Schulabgänger haben sowieso keine Lust aufs Autofahren. Sie machen keinen Führerschein und investieren das gesparte Geld lieber in die neusten Modelle von iPhone und MacBook Air. Für sie sind Autos längst keine Statussymbole mehr, sondern altmodische Vehikel, die viel kosten, auch wenn sie gar nicht bewegt werden.
Autofahren kostet nicht nur viel Zeit und Nerven, sondern auch jede Menge Geld. Nicht nur im Transitland Deutschland, sondern auch in unseren Nachbarländern. Das britische Centre for Economic and Business Research (CEBR) hat ausgerechnet, dass die durch Staus verursachten Kosten in Großbritannien bis 2030 auf 20 Milliarden Pfund pro Jahr steigen werden, das sind umgerechnet rund 26,6 Milliarden Euro. Was für ein volkswirtschaftlicher Schaden! Da könnte man statt des Benzins auch gleich das Geld verbrennen.

Der Business-Pendler im Anzug kommt auch bei strömenden Regen trocken von A nach B, dank des neuartigen Regen- und Wetterschutzes "dryve", der von einem Konstanzer Ingenieur entwickelt worden ist und in wenigen Wochen in den Handel kommt und hoffentlich mehr Pendler zum Umstieg vom Auto aufs Fahrrad bewegen wird. Foto: www.dryve.ch/de
Zwei Drittel der von CEBR ermittelten Kosten entfallen auf den Großraum London. Boris Johnson, der Bürgermeister der britischen Metropole, in der bereits 8,6 Millionen Menschen leben, setzt deshalb konsequent aufs Fahrrad. Er will nach und nach den Autofahrern immer mehr Fahrspuren wegnehmen und sie zu Radwegen umwidmen. Außerdem plant er "Cycle Supherhighways"– Fahrradautobahnen, die von Norden nach Süden und von Osten nach Westen quer durch London führen soll. Die Idee ist nicht neu, in Kopenhagen und Odense hat man damit schon gute Erfahrungen gemacht und den drohenden Verkehrsinfakt weitgehend abgewendet. Und die Zahl der Pendler, die vom Auto aufs Fahrrad umsteigen, nimmt weiter zu. Gleichzeitig nehmen die Luftverschmutzung der Verkehrslärm ab, und dank da das Fahrradfahren den Menschen mehr Bewegung verschafft, wird auch das Problem der zunehmenden Verfettung der Wohlstandsgesellschaft etwas entschärft.
Eine gut ausgebaute Infrastruktur für Radfahrer ist die wichtigste Voraussetzung, um vor allem die Pendler, die morgens und abends die kilometerlangen Staus verursachen, zum Umstieg aufs Fahrrad zu bewegen. Nichts nervt mehr, als wenn man mit dem Fahrrad in der Stadt alle paar Meter an roten Ampeln halten muss und ständig befürchten muss, von einem abbiegenden Auto gerammt zu werden oder einen Fußgänger zu überfahren, weil Rad- und Fußwege nicht klar voneinander getrennt sind.
Seitdem E-Bikes auch für Normalverdiener erschwinglich geworden sind, zählt das Argument "Ich fahre lieber Auto, weil ich nicht verschwitzt bei der Arbeit ankommen will" nicht mehr. Vor Regen schützen neuerdings Faltdächer, und für den größeren Wochenendeinkauf gibt es praktische Fahrradanhänger. Und größere Entfernungen zwischen Wohnung und Arbeitsplatz lassen sich durch eine Kombination verschiedener Verkehrssysteme, idealerweise Bahn und Faltrad, überbrücken.
Londons Bürgermeister Boris Johnson hat es vorgemacht. Er ist so oft wie möglich mit dem Fahrrad unterwegs. Sein Namensvetter, der Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer, geht sogar noch einen Schritt weiter und pfeift auf den ihm zustehenden Dienstwagen und fährt lieber mit dem Fahrrad.
Wenn mehr Politiker (und auch Firmenchefs) mit gutem Beispiel voran- und mit dem Rad zur Arbeit fahren würden, hätte das Auto als Pendlerfahrzeug bald ausgedient. Bei uns auf dem Land schmückten sich die Politiker viele Jahre damit, dass sie sich für den Bau von Radwegen entlang von Landes- und Bundesstraßen einsetzten. Viele dieser Radwege werden leider kaum benutzt, zum einen weil es nervt, direkt neben den lärmenden und stinkenden Autos zu fahren, zum anderen weil die Radwege oft vernachlässigt werden. Im Winter zum Beispiel werden die Fahrbahnen selbstverständlich von Schnee und Eis befreit, während die Radwege geradezu im Schnee versinken (wenn es denn mal geschneit hat, was inzwischen nicht mehr so oft vorkommt). Viele genervte Radfahrer sind deshalb lieber abseits der Straßen auf asphaltierten Wirtschaftswegen unterwegs.
Es reicht nicht, einen Radweg von A nach B zu bauen. Vielmehr muss auch in ländlichen Regionen eine neue Verkehrsinfrastruktur geschaffen werden, die Rad- und Bahnfahren miteinander verknüpft. Dazu gehört zum Beispiel auch der Bau von Fahrradparkhäusern (gibt es unter anderem in Lüneburg), damit Pendler ruhigen Gewissens auch ein hochwertiges Fahrrad am Bahnhof abstellen können, ohne Angst haben zu müssen, dass es abends nicht mehr da steht, wo sie es morgens abgestellt haben.

Donnerstag, 12. Februar 2015

Immer weniger Kinder dürfen draußen spielen und die Natur entdecken

Draußen spielen und Tiere und Pflanzen kennenlernen? Immer mehr Kindern bleiben Naturerlebnisse verwehrt.
© Deutsche Wildtier Stiftung/T. Martin
Eltern, die in den USA ihre Kinder unbeaufsichtigt draußen spielen lassen, riskieren eine Strafanzeige und Kontrollbesuche von Mitarbeitern der Jugendämter. Nur Helikoptereltern, die ihre Kinder aus Angst, es könnte etwas passieren, pausenlos beaufsichtigen und überwachen, gelten als gute Eltern. "Wir hatten eigentlich gedacht, ins Land der Freiheit gezogen zu sein", schreibt der Washington-Korrespondent der "Welt", Clemens Wergin, in seinem Bericht über "die hysterische Kultur des Nanny-Staats USA" und stellt fest: "Doch beim Thema Kinder hört diese Freiheit schnell auf."
So schlimm ist es hierzulande zum Glück noch nicht, dachte ich, als ich den Zeitungsartikel las, aber seit heute bin ich mir da nicht mehr so sicher, denn: Fast die Hälfte (49 %) der deutschen Kinder zwischen vier und zwölf Jahren sind noch nie selbstständig auf einen Baum geklettert.
Das heute vorgestellte Ergebnis der von der Deutschen Wildtier-Stiftung in Auftrag gegebenen Umfrage zeigt eine eine erschreckende Naturferne von Kindern gerade in dem Alter, in dem sie eigentlich so oft wie möglich draußen herumtoben sollten. Immer weniger Kinder in Deutschland dürfen der Umfrage zufolge im Wald spielen oder in der Natur herumstreifen.
Was vor wenigen Jahrzehnten sowohl in den USA als auch in Deutschland selbstverständlich war – man denke nur an die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn –, ist heute selten geworden: Kinder, die draußen in der Natur spielen und herumtoben, auf Bäume klettern, Wildtiere beobachten und Bäche anstauen. „Einer der Gründe könnte die neue Ängstlichkeit der Eltern sein“, sagt der Geschäftsführer des Forum Bildung Natur der Deutschen Wildtier-Stiftung, Michael Miersch. Das Forum Bildung Natur ist mit dem Standort Berlin der Bildungszweig der Deutschen Wildtier Stiftung und engagiert sich für die Naturbildung für Kinder und Jugendliche. Eine große Mehrheit der Eltern findet es gefährlich, ihr Kind im Wald spielen zu lassen.
Im Auftrag der Deutschen Wildtier-Stiftung legte das TNS-Emnid-Institut 1003 Eltern folgende Frage vor: „Eine Mutter erlaubt ihrem zehnjährigen Sohn, mit einem Freund im Wald zu spielen. Die Mutter des Freundes ist dagegen. Sie findet, das ginge nur, wenn ein Erwachsener auf die Kinder aufpasst. Wer hat Ihrer Meinung nach Recht?“ 53 Prozent der Befragten stimmten der ängstlichen Mutter zu.
Auch die Beobachtung von Wildtieren gehört für viele Kinder heute nicht mehr zu selbstverständlichen Erlebnissen. 22 Prozent der Eltern gaben an, dass ihre Kinder „nie oder fast nie“ ein frei lebendes Tier zu Gesicht bekommen. „Auffallend ist, dass sich mit dem Alter der Befragten die Einstellung ändert“, betont Miersch: „Man kann sagen: Je jünger die Eltern sind, desto ängstlicher sind sie!“ So sagten 58 Prozent der über 50jährigen: „Ja, mein Kind ist ohne Hilfe auf einen Baum hochgeklettert!“ Aber nur 33 Prozent der unter 29jährigen Eltern beantworten diese Frage mit „ja“.
„Das elementare Wissen über Wildtiere und Pflanzen vor unserer Haustür schwindet rasant“, sagt   Miersch. Dass diese Entwicklung dramatische Folgen hat, beweisen die Ergebnisse, die in dem Buch „Startkapital Natur“ (Oekom Verlag) zusammengefasst sind. In 150 internationalen Studien wird in dem Buch belegt, wie wichtig Naturerfahrungen für die kindliche Entwicklung sind. Spielen im Wald, auf Wiesen und an Bächen fördert nicht nur die motorischen Fähigkeiten, sondern auch das Sprachvermögen, das Selbstbewusstsein und die soziale Kompetenz. Die sozial- empirischen Befunde sind leicht verständlich, anschaulich und übersichtlich aufgearbeitet. „Startkapital Natur“ entstand in Kooperation des Forum Bildung Natur mit den Erziehungswissenschaftlern Andreas Raith und Prof. Armin Lude von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.
„Unser Fazit steht fest: Kinder und Jugendliche brauchen mehr Naturerfahrungen“, sagt Michael Miersch. Er sieht in der Naturbildung für Kinder und Jugendliche eine „gesellschaftliche Herausforderung“ und eine „dringende Notwendigkeit“.
Liebe Eltern, habt Ihr schon einmal daran gedacht, was Ihr euren Kindern antut, indem Ihr sie von allen Naturerlebnissen fern haltet? Stellt euch mal vor, Ihr wärt so überbehütet aufgewachsen!

Mittwoch, 11. Februar 2015

Kleine Linse mit großem Potenzial

Die Kleine Wasserlinse, die Teiche gerne mit einem grünen Teppich überzieht, reinigt Wasser und bildet ganz viel Bio-
masse mit einem hohen Stärke- und Proteingehalt, was sie für die Forscher hochinteressant macht.
"Meinst Du, dass wir dann bald so Art Reisfelder vor der Tür haben?" Inkas Frage führt im Augenblick vielleicht doch etwas weit – von der Maisfeldmonotonie zum Riesenteich –, aber gerade hatte ich ihr erzählt, dass in Braunschweig, im heute eröffneten Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) unter anderem neue Kraft- und Schmierstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen entwickelt werden.
In diesen Gläsern wächst möglicherweise der Kraftstoff der
Zukunft.
Im Fokus hat man im Forschungszentrum – ich war dort als Journalistin zum Presserundgang eingeladen – längst nicht mehr den Mais, sondern die Kleine Wasserlinse (Lemna minor), landläufig auch als Entengrütze bekannt, deren kleine Blättchen Tümpel mit einer grünen Decke überziehen. Das kleine Gewächs hat, so glauben die Wissenschaftler, großes Potenzial: Die Wasserlinse bildet verglichen mit dem Mais viel mehr Biomasse. Dazu kommt, dass sie als Wasserpflanze kein haltbares Gerüst aus Zellulose bilden muss und sich ihre wertvollen Inhaltsstoffe, wie Stärke und Protein, deshalb viel leichter isolieren lassen. Darüber hinaus klärt sie "nebenbei" in ihrem Wachstum gleich noch Abwasser. Viele gute Eigenschaften, die man sich nun zu Nutze machen möchte. Die Grundlagenforschung hat allerdings erst begonnen, von jetzt bis zur ersten Flasche feinsten Wasserlinsen-Schmierstoffes wird noch etwas Zeit vergehen.
Für den menschlichen Verzehr wäre die Wasserlinse übrigens auch interessant, Enten wissen schon, warum die grünen Linsen eine ihrer Leibspeisen sind. Sie enthalten viel Eiweiß und Stärke. Das Eiweiß der Kleinen Wasserlinse ist in der Zusammensetzung seiner Aminosäuren und wegen seines hohen Gehalts an Spurenelementen mit dem der Sojabohne vergleichbar. Deshalb wird die Art auch als Wildgemüse für den Menschen empfohlen (sagt zumindest Wikipedia). Einziger Nachteil: Die hungrige Linse kann leider in sich auch Radon anreichern, ein natürlicherweise vorkommendes radioaktives Element.
Generell finde ich den neuen Ansatz trotzdem interessant, mehr Vielfalt kann nicht schaden. Das gilt bei den nachwachsenden Rohstoffen wie in eigentlich allen Bereichen.

Dienstag, 10. Februar 2015

Die perfekte Pflanze für Faule

Fernsehgärtner John Langley bewässert mit der Sprühflasche ein XXL-Exemplar der nach ihm benannten, wurzelnackten Vanda-Neuzüchtung aus dem Orchideengarten Karge in Dahlenburg.
Was fasziniert ihn am meisten an Orchideen? Das wollte ich von NDR-Fernsehgärtner John Langley wissen, der heute in einer Gärtnerei im Hauptort unserer Samtgemeinde eine ganztägige Sprechstunde für Orchideenfreunde abhielt. Sind es die großen, üppigen Blüten, die meist auf Säulen genannten Stängeln sitzen, die kaum dicker sind als ein Strohhalm? Oder ist es die enorme Vielfalt innerhalb dieser Pflanzenfamilie? Immerhin gibt es weltweit etwa 1000 Gattungen mit bis zu 30.000 Arten. Nein, antwortete John Langley, ihn fasziniere vielmehr, dass die Orchidee die ideale Zimmerpflanze für Faule sei. Bevor über meinem Kopf die Fragezeichen zu tanzen begannen, schickte er die Erklärung gleich hinterher: "Orchideen sind wie Frauen", erklärte er augenzwinkernd, "wenn man sie vernachlässigt, blühen sie auf." Ich würde nicht gerade behaupten, dass das auf mich zutrifft, aber in Bezug auf die Orchideen hat John Langley recht. Man sollte sich nicht zu sehr um sie kümmern, denn das kann ihren Tod bedeuten. Die todbringende Waffe ist in den meisten Fällen die Gießkanne.
Der "Pflanzendoktor" greift zur Schere und befreit die von der
Orchideenfreundin links im Bild mitgebrachte "Patientin" von
ihren abgestorbenen Wurzeln.
Tatsächlich kümmerten die meisten der zur Sprechstunde mitgebrachten "Patienten" nur deshalb vor sich hin, weil sie einfach zu nass standen. Das überwiegend aus Rindenschrot gemischte Substrat, lernten wir, dient allein der Fixierung der Pflanze im Topf, nicht aber als Wasserspeicher. Es soll nicht feucht, sondern staubtrocken sein. Anstatt Orchideen ein- bis zweimal im Monat ins Wasser zu tauchen, greift John Langley lieber zur Sprühflasche und besprüht Blätter und Luftwurzeln, die sich bei Kontakt mit dem Wasser übrigens grün färben. Nur die Blüten sollten nicht besprüht werden. Mit Hilfe der Sprühflasche versorgt der Garten-Experte die Pflanzen gelegentlich auch mit Dünger. Wenn sie nicht gerade blühe und daher etwas mehr Nährstoffe brauche, dürfe man eine Orchidee ruhig auch mal für ein paar Wochen vergessen.
Die mehr als 100 Orchideenfreunde, die im Laufe des Tages zur "Sprechstunde" kamen und den Rat des Fernsehgärtners suchten, erlebten nicht nur einen sehr sympathischen, gut gelaunten und auskunftfreudigen John Langley, sondern auch eine Orchideenkreation mit diesem Namen. Jawohl, seit Juli vergangenen Jahres trägt eine wurzelnackte Vanda mit besonders großen Blüten den Namen John Langley. Getauft wurde die Neuzüchtung aus dem Orchideengarten Karge in Dahlenburg bei Lüneburg vom Namensgeber höchstpersönlich.
Obwohl John Langleys Betätigungsfeld normalerweise mehr der Garten als das Blumenfenster im Wohnzimmer ist und er privat überwiegend Kakteen und andere Sukkulenten, die nur minimalen Pflegeaufwand erfordern, auf der Fensterbank stehen hat, liebt er die winterliche Blütenpracht der Orchidee, die ja auch als "Königin der Blumen" gilt. Sie ist für ihn, wie er sagt, "Seelenfutter".

Montag, 9. Februar 2015

Blauer Himmel mit weißen Streifen

Einsame Moorwiesen östlich unseres Dorfes. Am Himmel ist mehr los als am Boden.
Wir wohnen abseits der Metropolen und Ballungsräume in einem der am dünnsten besiedelten Gebiete Deutschlands. Das wird uns immer erst so richtig bewusst, wenn wir mal einen Ausflug in eine andere Gegend machen. Während wir, wenn wir sonntags bei uns in der Nähe unterwegs sind, nur selten einmal Spaziergängern und Radfahrern begegnen und daher die Hunde fast die gesamte Tour frei laufen lassen können, müssen wir sie woanders alle paar Minuten an die Leinen nehmen, weil uns wieder jemand entgegenkommt.
Dieses Bild entstand 22 Minuten später als
das obige, und auch hier sind wieder mehrere
Kondensstreifen zu sehen.
So einsam es am Boden auch ist, in der Luft herrscht dagegen offenbar dichtes Gedränge. Da ich eigentlich immer, wenn wir unterwegs sind, Fotos mache – ich brauche ständig neue Natur- und Landschaftsaufnahmen für unser Magazin –, fällt es mir wahrscheinlich besonders stark auf: Der Himmel ist fast ständig voller Kondensstreifen. Bei bedecktem Himmel sieht man die nicht auf den Fotos, aber bei so strahlend blauem Himmel wie gestern nerven die weißen Linien schon ziemlich. Ich habe auch keine Lust, jedes Foto aufwändig zu bearbeiten und mit Photoshop sämtliche Kondensstreifen wegzustempeln.
Anscheinend kreuzen sich direkt über unserem Wohnort mehrere Flugrouten. Ich wollte das nachprüfen und recherchierte im Internet, fand aber keine aktuelle Karte, in der die Luftkorridore eingezeichnet sind. Vielleicht wird so etwas nicht veröffentlicht, womöglich aus Angst vor terroristischen Anschlägen? Aber immerhin habe ich eine andere, noch viel interessantere Karte gefunden: Unter der Adresse www.dfld.de/Radar/# – betrieben wird die Seite vom Verein Deutscher Fluglärmdienst – kann man in Echtzeit sehen, welche Flugzeuge wo unterwegs sind. Und man kann die einzelnen Flugzeuge sogar anklicken, und dann erhält man verschiedene Daten über die jeweilige Maschine, zum Beispiel zu welcher Fluggesellschaft sie gehört.
Wenn man die Karte eine Weile betrachtet, kann einem ganz schwindlig werden. Dass sooo viele Flugzeuge gleichzeitig über Deutschland in der Luft sind, hätte ich nicht gedacht. Und auch nicht, dass bei uns in der Region im Vergleich zu anderen Gegenden kaum etwas los ist in der Luft. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie an einem wolkenlosen, sonnigen Tag der Himmel zum Beispiel über Frankfurt am Main aussieht. Wahrscheinlich sieht man dort mehr Kondensstreifen als blauen Himmel. Im Wetterlexikon des Deutschen Wetterdienstes habe ich gelesen, dass sich durch zahlreiche verwehte Kondensstreifen sogar richtige, geschlossene Wolkenschichten bilden können.

Sonntag, 8. Februar 2015

Miraculix wäre begeistert

Durch den Drömling führt der Mittellandkanal, und auch an seinem Ufer haben viele Bäume buchstäblich einen in der Krone: Sie hängen voller Misteln.
Der Druide Miraculix aus dem kleinen gallischen Dorf, das stets trotzigen Widerstand gegen die Römer leistet, wäre begeistert: Hier könnte er den ganzen Tag in den Baumkronen hocken und mit seiner Sichel Misteln schneiden. Die sind bekanntlich die Hauptzutat für den legendären Zaubertrank.
Wir bekamen heute zwar keinen Zaubertrank gereicht, wurden dafür aber aufs Vorzüglichste vegan bewirtet. Wir waren zu Besuch bei Freunden, die direkt am Drömling wohnen. Bevor es Kaffee und Kuchen gab – anschließend wurde noch ein superleckeres Abendessen aufgetischt –, unternahmen wir an diesem herrlichen, sonnigen Wintertag mit Fyffes und Foxy und Buddy, dem jungen Beagle unserer Freunde, eine kleine Wanderung durch die in Deutschland einzigartige Niedermoorlandschaft, die sich auf einer Fläche von etwa 340 Quadratkilometern entlang der Landesgrenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt erstreckt. "Das frühere Sumpfgebiet wurde im 18. Jahrhundert auf Weisung von Friedrich dem Großen durch Entwässerung von einer Natur- in eine Kulturlandschaft umgewandelt", heißt es bei Wikipedia. "Heute ist die Niederung mit dem Mittellandkanal und den Flüssen Aller sowie Ohre Rückzugsgebiet für seltene oder vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Sie besteht größtenteils aus Natur- und Landschaftsschutzgebieten."

Der Drömling ist eine in Deutschland einzigartige Niedermoorlandschaft. Dort sind neben vielen bedrohten Tier- und
Pflanzenarten auch die Misteln heimisch.
Charakteristisch für den Drömling sind die zahlreichen Entwässerungsgräben, die von Pappeln gesäumt sind. Und von denen haben viele sozusagen einen in der Krone: Sie sitzen voller Misteln. Diese sogenannten Halbschmarotzer spielten sowohl in der germanischen als auch in der gallischen Mythologie eine große Rolle. Einem Bericht des Römers Plinius zufolge wurden die Misteln in einer besonderen Zeremonie von einem weiß gekleideten Druiden mit einer goldenen Sichel geschnitten und dann in einen Trank gegeben, der unfruchtbare Tiere fruchtbar machen und Vergiftungen heilen sollte. Die Autoren von "Asterix & Obelix" haben sich offenbar von diesem Bericht inspirieren lassen.
Im Sommerhalbjahr, wenn die Bäume belaubt sind, sind die Misteln kaum zu sehen. Erst im Winter kommen die grünen Kugeln erst so richtig zur Geltung. Zur Zeit der Wintersonnenwende und als Weihnachtsschmuck wird sie vor allem in englischsprachigen Ländern gerne an die Haustüren gehängt, um das Haus vor Schaden zu bewahren. Wer sich unter Misteln küsst, soll ein glückliches Liebespaar werden.

Misteln sind Halbschmarotzer und gedeihen als grüne Bälle in den Baumkronen. Im Sommer sind sie versteckt zwischen 
dem Laub der Bäume, aber jetzt im Winter, wenn die Bäume kahl sind, kommen die grünen Bälle richtig schön zur Geltung.

Samstag, 7. Februar 2015

Dieser "Käse" fliegt raus!

Klein, aber gemein: Diese exotische Frucht, die ausge-
reift die Größe einer Ananas hat, stinkt schlimmer als
ein vollreifer Harzer Käse.
Wenn ich mitten im Februar ernsthaft auf den Gedanken komme, einen Räucherkegel mit Weihrauch- oder Tannenduft zu entzünden, dann stinkt es (mir) gewaltig. Aber woher nur kommt dieser infernalische Gestank im Wohnzimmer? Liegt da etwa eine tote Maus in der Zimmerecke oder irgendwo hinter der halbhohen Wandvertäfelung? Schnüffelnd mache ich mich auf Spurensuche, bis mir am Regal, wo sich das Aroma hartnäckig verdichtet, ein Verdacht kommt ...
Rückblende gestern: "Schau mal, ich habe dir etwas mitgebracht!" Ein Arbeitskollege ist gerade vom Malediven-Urlaub zurückgekehrt und drückt mir eine kleine botanische Überraschung in die Hand. Ein kleines vom Wind abgerissenes Ästchen, daran eine Frucht nicht unähnlich einer nicht einmal kiwigroßen Ananas. "Die soll dort auch Käsefrucht genannt werden, essbar ist sie wohl auch", sagt er. "Vielleicht kannst du dir einen Baum heranzüchten." Nachträglich kann der liebe Kollege wahrscheinlich froh sein, dass man ihn nicht in vollem Flug über dem Meer abgeworfen hat - ihn und seine arglos geschmuggelte Fracht.
Zu Beobachtungszwecken hatte ich die kleine, weiche Frucht, an der allenfalls die hellgelbe Farbe an Käse erinnerte, in ein Schälchen getan und erst einmal vergessen.
Heute nun war der wahre Grund ihres Beinamens beim besten Willen nicht mehr zu überriechen. Die "kleine Ananas" war noch weicher geworden, dazu bräunlich angelaufen und verströmt einen widerlichen Gestank nach überreifem Harzer Käse.
Bloß schnell hinaus damit. Jetzt liegt sie draußen auf dem Fensterbrett als natürliche Einbrecherabwehr. Ein Dieb, der sich an diesem Fenster zu schaffen macht, muss unweigerlich sofort auf der Stelle erstinken.
Meine Recherche im Internet ergab Folgendes: Der Durianbaum (Durio zibethinus) ist der König der Früchte in den exotischen asiatischen Ländern, aber er stinkt dermaßen nach Harzer Käse, dass manche sich davon abgestoßen fühlen. Nicht selten sind in Hotels unübersehbar Schilder aufgestellt, die das Mitbringen der Stinkfrucht verbieten. Wer sich einmal über den Geruch hinwegsetzt und das cremige, goldgelbe Fruchtfleisch kostet, dass sich unter der stacheligen dicken Schale verbirgt, erlebt eine ganz außergewöhnliche Gaumenfreude.
Die Durianfrucht ist relativ teuer, so dass Thai sie sich nicht all zu oft leisten können. Aber sie ist ihren Preis auf jeden Fall wert.  Die Frucht kommt eigentlich von den Borneo-Inseln, Indonesien, und hat sich über ganz Asien verbreitet. In Thailand erreicht sie jedoch ihre höchste Qualität.
" Angeblich werden die Früchte der verschiendenen Sorten wie Rotwein verkostet. Ihr Fleisch ist süß und cremig. Der Geruch der Schale aber so widerlich und langanhaftend, dass man in Singapur gleich noch eine Woche länger fürs Hotelzimmer zahlen muss, wird man dort mit einer reifen Durianfrucht erwischt.
Mein kleiner Stinker war noch längst nicht ausgewachsen, die Frucht wird tatsächlich so groß wie eine Ananas. Ich bin jetzt sehr froh, nur ein Babyexemplar bekommen zu haben, ansonsten wäre es uns wohl ergangen wie im Asterix-und-Obelix-Comic, wo eine korsische Käsespezialität ein ganzes Schiff zum Explodieren bringt. Zum Glück ist die Frucht längst nicht ausgereift, sodass ich nun auch kein schlechtes Gewissen haben muss, dass es mit der Baumzucht nichts werden wird ...

Freitag, 6. Februar 2015

Die Sonne genossen und Brennholz gemacht

Auf der alten Holzbank oben an der Pferdeweide hätte ich
heute schon ein Sonnenbad nehmen können.
Den ganzen Tag am Bildschirm sitzen und arbeiten? Aber nicht doch bei diesem herrlichem Winterwetter! Am Nachmittag hielt mich nichts mehr drinnen. Ich beschloss, die restlichen Sonnenstunden dieses Tages draußen zu genießen, zumal für Morgen wieder Tauwetter bei bedecktem Himmel und vier Grad plus angesagt ist.
Am liebsten hätte ich ja einen Spaziergang mit den Hunden gemacht oder mich auf die Holzbank oben an der Pferdeweide gesetzt, aber dann fiel mir ein, dass unser Brennholzvorrat arg zusammengeschrumpft ist und es wäre, wenn ich für etwas Nachschub sorgen würde. Zwar ist der Brennholzsschuppen gut gefüllt, aber das Holz, dass dort lagert, ist noch nicht trocken genug und kann erst im nächsten Winter verfeuert werden. Zum Glück haben wir auch noch einiges an trockenem Holz, das allerdings ist größtenteils noch nicht ofengerecht zurechtgesägt.
Selbst ist die Frau: Mit der Wippsäge lässt sich ohne große
Anstrengung Brennholz machen.
Mit der Wippsäge, in der ein Kreissägeblatt vom Durchmesser eines Lkw-Reifens arbeitet, lassen sich vor allem dünnere Äste und Latten schnell und sicher auf die richtige Länge kürzen.
Als die Sonne hinter dem Horizont verschwand, schleppte ich das Brennholz ins Haus und befüllte den großen Kachelofen, der inzwischen richtig heiß ist und wohlige Wärme abstrahlt – allerdings nur ins Wohnzimmer und in die Küche. Hier in meinem Büro ist es dagegen gefühlt eiskalt, und deshalb höre ich jetzt auch auch für heute auf mit dem Schreiben und gehe lieber schnell wieder hinüber ins Warme.

Donnerstag, 5. Februar 2015

Winterlandschaft

Ich war heute gerade mit dem Fahrrad unterwegs, als die Sonne hinter dem Horizont verschwand und an der Oberkante der
Wolken einen schönen Lichtsaum bildete.
So lieben wir den Winter: sonnig, klar und knackig kalt. Die Krönung wäre noch eine geschlossene Schneedecke, aber man kann nicht alles haben. Immerhin liegt ein weißer Hauch über der Landschaft, etwa so, als hätte man den Schnee wie feinen Puderzucker durchs Sieb gestrichen.
Auf dem Foto sieht man gar nicht, dass es nur in homöopathischen Dosen geschneit hat. Vor dem  stimmungsvoll beleuchteten Abendhimmel wirkt die Landschaft wie verzaubert, und der herrliche Sonnenuntergang lässt darauf hoffen, dass das schöne Winterwetter und auch morgen noch erhalten bleibt.

Mittwoch, 4. Februar 2015

Ein Küchenbild für die Küche

Passt prima in unsere Küche: Das Bild "Die Küche" von Carl Larsson.
"Guck mal, ich habe Dir ein kleines Geschenk mitgebracht", sagt Marion und zeigt auf das Küchenbuffet. Dort steht ein gerahmtes Bild, das mir gut bekannt ist: Es ist eine Reproduktion des Bildes "Köket" (sprich: Schööket, auf Deutsch. Die Küche) von Carl Larsson, gemalt um 1898. "Das habe ich heute bei Oxfam im Fenster entdeckt. Daran konnte ich einfach nicht vorbeigehen."
"O, wie schön!" rufe ich und bewundere das Bild, das mir so vertraut ist. Das Orginal hängt im Nationalmuseum in Stockholm, aber ich kenne es aus Larssons Buch "Ett hem åt solsidan" (Ein Heim auf der Sonnenseite"), das wir vor vielen Jahren in Schweden gekauft haben. In Deutschland ist es 1909 unter dem Titel "Das Haus in der Sonne" erschienen.
Das Buch ist gewissermaßen die Mutter aller IKEA-Kataloge, denn es hat den Einrichtungsstil geprägt, den wir heute als typisch schwedisch bezeichnen. Nicht nur die Designer des weltweit operierenden schwedischen Möbelhauses bedienen sich immer wieder bei Larsson, lassen sich von seinen Bildern inspirieren. Charakteristisch für den Larsson-Stil sind Helligkeit, Farbigkeit und lebdig-fröhliche Funktionalität.
Carl Larsson, Selbstporträt mit
Signatur
Carl Larsson (1853 - 1919) und seine Frau Karin bauten sich für ihre Familie – sie hatten sieben Kinder, das achte starb kurz nach der Geburt – nach eigenen Entwürfen ein Haus in Sundborn in der Gemeinde Falun, die in der schwedischen Provinz Dalarna ("Die Täler") liegt. Das Haus ist bis heute so erhalten geblieben wie es von der Familie Larsson eingerichtet worden ist und kann besichtigt werden.
Larsson war schon zu Lebzeiten ein international renommierter und äußerst vielseitiger Künstler. Seine Bilder aus Sundborn sind nur ein kleiner Teil seines umfangreichen Werkes, aber die, die von ihm am meisten in Erinnerung geblieben sind.
Ich habe das Küchenbild gleich heute Abend in der Küche aufgehängt – über dem IKEA-Küchenbuffet, dessen Design mir auch ein wenig von Carl Larsson inspiriert zu sein scheint.

Dienstag, 3. Februar 2015

Die beste Art, einen Apfel zu reiben

Bevor wir die praktische und formschöne Apfelreibe aus Porzellan gekauft
haben, hatten wir uns mit den Metallreiben im Hintergrund herumgeärgert. 
Da wollte ich den heimischen Einzelhandel unterstützen, muss dann aber letztendlich doch wieder im Internet bestellen, weil der gewünschte Artikel in sämtlichen Läden nicht  erhältlich war. Das Objekt der Begierde war eine schlichte Apfelreibe, wie man sie früher in nahezu jedem Haushalt hatte. Vor allem für Eltern mit Kleinkindern war sie unentbehrlich, kam täglich zum Einsatz. Das war allerdings zu einer Zeit, als Babybrei noch nicht als Pulver aus der Tüte kam, sondern noch frisch zubereitet wurde.
Je mehr die fiesen Fertigprodukte in unseren Haushalten Einzug hielten, umso überflüssiger wurden viele praktische Küchenutensilien. In der elektronischen Bucht werden regelmäßig rund 50 alte, gebrauchte Apfelreiben angeboten. Aber neu im Laden scheint man sie kaum noch zu kaufen können, zumindest hier bei uns auf dem Land nicht.
Warum brauchen wir überhaupt eine Apfelreibe? Haben wir etwa keine Zähne mehr im Mund? Nein, aber ein geriebener Apfel ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Frischkornbreis, den wir jeden Morgen essen. Der Apfel ersetzt gewissermaßen die Milch, die man normalerweise übers Müsli schüttet.
Frischkornmüsli, zubereitet nach der bewährten Methode der legendären "Ernährungspäpste" Dr. Schnitzer und Dr. Bruker, ist jedoch kein herkömmliches Müsli, sondern die gesunde, rohköstliche, vitalstoffreiche und vollwertige Power-Variante.
So wird der Brei hergestellt: Pro Person gibt man je einen Esslöffel Dinkel, Roggen und Weizen (selbstverständlich alles in Bio-Qualität) in die Getreidemühle. Die Körner werden grob geschrotet und mit wenig kaltem Wasser übergossen. Das geschieht abends. Bei Zimmertemperatur lässt man das Getreide über Nacht stehen. Dadurch entfaltet es seine volle Kraft, denn es bilden sich die zur optimalen Verwertung der Nährstoffe durch den Organismus erforderlichen Enzyme. Am nächsten Morgen hat das Getreideschrot sämtliches Wasser aufgenommen, ist aber noch bissfest.
Jetzt kommt der geriebene Apfel ins Spiel. Der Getreidebrei wird mit ihm verrührt. Anschließend streut man ein paar Bio-Rosinen darüber. Wer mag, kann auch eine kleingeschnittene Banane oder anderes Obst dazugeben.
Das Reiben des Apfels mit herkömmlichen Haushaltsreiben ist eine ziemliche Schweinerei, bei der man sich garantiert das Tischtuch einsaut, weil der Apfel beim Reiben in alle Richtungen spritzt. Wir haben da allerlei leidvolle Erfahrungen gemacht.
Mit einer Apfelreibe ist das alles eine saubere Sache. Das Apfelmus und der Saft sammeln sich in der um die Reibfläche umlaufenden Rinne und können elegant aus der Apfelreibe in die Müslischale entleert werden, was die morgendliche Müslizubereitung erheblich vereinfacht.
Meine Apfelreibe – ja, es gibt sie tatsächlich noch neu zu kaufen – hört übrigens auf den schönen Namen "Fruttare". Der Hersteller GEFU bewirbt sie mit blumigen Worten: "Die Obst- und Gemüsereibe für Ihr Wohlbefinden. Keramikreibe, mit äußerst harten und scharfen Zähnen für ein fantastisches Reibeergebnis. Äpfel, Möhren, und Gemüse wie Ingwer, Muskat, Knoblauch, und Rettich verwandeln sich in ein breiartiges Mus."
Für uns ist die Verwendung einer solchen Apfelreibe die beste, einfachste und eleganteste Art, einen Apfel zu reiben.

Montag, 2. Februar 2015

Jeder sollte sein eigenes Brot backen

Unser selbstgebackenes Brot schmeckt uns stets so gut, dass wir es am liebsten gleich ganz aufessen würden, aber wir 
können uns zum Glück meistens gerade noch bremsen.
Es ist immer ein Moment des Glücks, wenn ich ein frisch gebackenes, noch warmes Brot aus dem Ofen nehme. Da wir nur zu zweit sind, backe ich nur alle zwei bis drei Tage Brot, und ich freue mich schon, wenn ich den Roggen und den Weizen abwiege und in den Trichter der Getreidemühle fülle. Sonst hasse ich Maschinen, die Lärm machen, aber der Getreidemühle höre ich gerne beim Mahlen zu. Wenn dann vorne das frisch gemahlene, nach Spätsommer duftende Vollkornmehl aus der Mühle rieselt – kein Vergleich zu dem geruchlosen, staubigen, toten Supermarktmehl –, kann ich es kaum erwarten, mit dem Teigkneten zu beginnn.
Es ist viel besser, seine Zeit mit Brotbacken zu verbringen als sich im Büro oder in der Fabrik abzurackern, damit man genug Geld hat, um sich teures Bäckerbrot leisten zu können. Für ein Vollkorn-Bäckerbrot in Bio-Qualität müsste ich beim Bio-Bäcker rund fünf Euro zahlen. Die Herstellung  meines eigenen Brotes kosten mich dagegen nur etwa einen Euro, den Strom für den kleinen, sparsamen Backofen schon eingerechnet. Selbstgebackenes Brot schmeckt schmeckt nicht nur köstlich, sondern es gibt uns auch das gute Gefühl, dass wir uns mit diesem Grundnahrungsmittel selbst versorgen können. Oder anders ausgedrückt: Brot backen bedeutet Freiheit und Unabhängigkeit. Außerdem ist selbstgebackenes Bio-Vollkornbrot gesünder als gekauftes Brot, denn es enthält noch all die guten Inhaltsstoffe des Getreides, da das Mehl unmittelbar nach dem Mahlen des Korns verwendet wird. 
Der anarchistische Bohemien und Bestsellerautor Tom Hodgkinson zitiert in seinem Buch "Brave old World" (2011) den Schriftsteller William Cobbett. Dieser schrieb in "Cottage Economy" (1926): "... wie verschwenderisch und ja, wie schmachvoll ist es sodann, wenn die Frau eines Arbeiters in die Bäckerei geht; und wie gleichgültig, wie sträflich fahrlässig gegenüber dem Wohlergehen seiner Familie muss der Arbeiter sein, der eine so schändliche Verwendung der durch seine Arbeit erzielten Einkünfte gestattet."
Wir wollen nicht so weit gehen und es grundsätzlich als schändlich bezeichnen, Brot nicht selbst zu backen, sondern es zu kaufen. Schließlich kaufen wir auch gelegentlich beim Bäcker etwas, was wir nicht selbst backen können oder wollen, zum Beispiel knuspriges Bauernbaguette oder luftig-leichte Körnerbrötchen. Aber wir finden, dass jeder schon in der Schule lernen sollte, Brot zu backen – und sich als Erwachsener hoffentlich irgendwann wieder daran erinnern wird.

Sonntag, 1. Februar 2015

Schneebedeckter Gipfel

Nirgendwo sonst Schnee, nur auf diesem Erdhügel, der aus der Froschperspektive aussieht wie ein schneebedeckter 
Alpenggipfel.
Fyffes betätigt sich als Gipfelstürmer.
Da hatten wir uns heute auf einen nasskalten Wintertag mit Schneeregen eingestellt. Aber es blieb erstaunlicherweise trocken. Kalt war's, und wenn sich noch die Sonne gezeigt hätte, wäre es richtig schön gewesen. Etwas neidisch gucken wir auf all die anderen Regionen im Land, in denen es geschneit hat und der Schnee liegen geblieben ist.
Auf unserem ausgedehnten Sonntagsspaziergang mit den Hunden sahen wir zunächst überhaupt kein Schnee, doch dann entdeckten wir etwa fünf Meter vom Wegesrand entfernt im Wald einen kleinen Erdhügel, und obendrauf lag Schnee. Das wirkte irgendwie kurios, fast so, als wäre jemand mit einem Eimer voller Schnee losgezogen und hätte dem Erdhügel, unter dem sich übrigens, wie sich bei näherer Betrachtung herausstellte, die Wurzel einer umgestürzten Kiefer verbarg, eine Schippe voll Schnee spendiert, damit er aussieht wie das Matterhorn mit schneebedecktem Gipfel.