Montag, 30. Juni 2014

Das Dorf wie ausgestorben

Während das restliche Dorf heute Abend vor den
Fernsehern saß, genossen wir die Stille draußen
und den schönen Sonnenuntergang.
Ein heftiger Regenschauer jagte heute den anderen, und erst am späten Abend beruhigte sich das Wetter, sodass wir wider Erwarten beim Hundespaziergang doch nicht nass wurden, sondern sogar noch einen richtig schönen Sonnenuntergang genießen konnten.
"Ach, ist das jetzt schön!" seufzte Marion.
"Ja, und so friedlich", sagte ich. "Warum eigentlich?"
Ich überlegte. Irgendetwas war anders heute Abend. Normalerweise ist doch um diese Zeit – es war gegen 22 Uhr – noch viel mehr los draußen, zumindest jetzt im Sommer. Unser Dorf wirkte wie ausgestorben. Kein Mensch draußen, kein Auto unterwegs und auch kein Traktor (die donnern sonst noch nach Mitternacht über die Dorfstraße) – alles sehr seltsam.
"Ich komme mir vor wie in Marlen Haushofers Die Wand", sagte Marion. "Hmm, vielleicht ist das Dorf auch evakuiert worden, nur uns hat man vergessen", mutmaßte ich.
Wir gingen schweigend weiter und ließen die fast meditative Stille, die über dem Dorf lag, auf uns wirken. Und dann bogen wir um eine Straßenecke und sahen ein fahles, flackerndes grünes Licht, das aus einem der Häuser kam, und dann wusste Marion plötzlich, warum es so ruhig und so friedlich war. "Na klar", rief sie, "das grüne Licht, das kommt vom Rasen?"
"Ich verstehe nur Ampel!"
"Wie kommst Du denn da jetzt drauf?"
"Naja, du hast doch gesagt, das grüne Licht käme vom Rasen. Und da dachte ich an eine Ampel. Wenn man eine grüne Wellehat, verführt das ja vielleicht zum Rasen ..."
"Nein, ich meine doch nicht das Rasen, sondern den Rasen. Fußball ist das Stichwort."
"Achso, jetzt fällt der Groschen! Spielen die Deutschen heute Abend wieder?" fragte ich.
"Ja, im Achtelfinale, aber frag' mich nicht, gegen wen!"
"Nö, interessiert mich auch nicht."
Als wir am fünften Haus vorbeikamen, aus dem grünes Licht auf die Straße flackerte, stand zweifelsfrei fest: Das ganze Dorf sitzt vorm Fernseher und guckt Fußball.
"Na, dann hoffen wir mal, dass die Deutschen nicht so bald ausscheiden und bis ins Finale kommen, damit wir in nächster Zeit noch einige so schöne, friedliche Hundespaziergänge machen können. Am besten, wir besorgen uns einen Spielplan und stimmen die Spaziergänge darauf ab.

Sonntag, 29. Juni 2014

Rote Früchte und brauner Zucker

Gleich ist die Marmelade fertig und kann in Gläser abgefüllt werden. Im ande-
ren Topf köchelt derweil auf kleiner Flamme das Sago im Frucktsaft.
Während es draußen schüttete wie aus Kübeln, haben wir heute Nachmittag in der Küche Erdbeeren,  Johannisbeere, Jostabeeren und Süßkirschen – insgesamt zwei Kilo Früchte – aus unserem Garten zu Roter Grütze und Marmelade verarbeitet. Da wir kein Weißzucker mehr kaufen, aber auch nicht auf Zuckerersatz aus dem Chemielabor zurückgreifen wollten, haben wir sowohl die Rote Grütze als auch die Marmelade mit braunem Roh-Rohrzucker hergestellt. Im Gegensatz zum raffinierten Rübenzucker schmeckt der unraffinierte Rohrzucker nicht nur süß, sondern hat auch einen Eigengeschmack. Außerdem wird das Rot der Beeren und der Kirschen durch den dunklen Zucker noch kräftiger.

2 Kilo gemischte rote Gartenfrüchte ergaben vier Gläser und ein Schälchen Marmelade sowie reichlich Rote Grütze.

Samstag, 28. Juni 2014

Regen steht ihr gut


Noch klein wie eine Pflaume, aber schon schön rot.
Sie ist zwar erst so groß wie eine Pflaume und noch lange nicht reif, aber ich finde, dass sie doch schon zum Anbeißen lecker aussieht, oder? Das liegt zum einen an der roten Farbe, zum anderen an den Regentropfen. Tatsächlich fand ich die Birne bei Sonne als Fotomotiv überhaupt nicht attraktiv, aber der Regen steht ihr gut. Kein Wunder, dass in der professionellen Food-Fotografie Obst, Gemüse und Salate vor dem Shooting gerne mit Wasser besprüht werden, um besondere Frische zu suggerieren.
Während wir die Birne begehren, haben es die Raupen (zum Glück) auf die Blätter abgesehen und diese schon ganz schön angenagt. Aber der Baum wird das überstehen. Er hat schon viel Schlimmeres durchgemacht: Vor Jahren hatte unsere Ziege Paulinchen ihn dermaßen angefressen, dass außer dem dünnen Stämmchen nicht mehr viel von ihm übrigblieb. Seine Übelebenschancen waren so gering, dass wir schon davon ausgingen, dass er demnächst eingehen würde. Aber nein, er hat es überlebt. Und dass er jetzt sogar erstmals Früchte trägt, ist fast ein kleines Wunder.

Freitag, 27. Juni 2014

Die Zucchini-Saison beginnt

Sie sind noch lange nicht ausgewachsen und ausgereift, aber in dieser Größe schmecken die Zucchini am besten, und die Schale ist noch nicht kürbistypisch verholzt. Morgen wird geerntet.
Auch die Zucchiniblüten sind essbar.
Sie sind anspruchslos und somit bestens für alle geeignet, die mit dem Gärtner gerade erst begonnen haben. Zucchini sind vielleicht die beste "Erfindung", seit es Kürbisse gibt. Sie sind in der Küche so vielseitig verwendbar, dass ich sie wochenlang jeden Tag auf eine andere Art zubereiten könnte. Und sollte man irgendwann im Sommer keine Lust mehr auf Zucchini haben, macht das auch nichts. Zwar schmecken sie, wenn sie noch im Wachstum sind und etwa die Größe einer Banane haben, am besten, aber man kann sie auch immer weiter wachsen lassen. Ausgereifte Zucchini können bis zu fünf Kilogramm wiegen. Allerdings bilden sie mit zunehmender Größe ein holziges Gewebe unter der Schale gebildet. Durch das Verholzen der Schale wird aus dem Sommergemüse ein mehrere Monate haltbares Wintergemüse, dass sich ähnlich wir andere Kürbisse verarbeiten lässt.
Übrigens kann man auch die großen, gelben Blüten essen. Wenn man nur die männlichen erntet, wird der Zucchini-Ertrag dadurch auch gar nicht geschmälert.
Was werde ich zur feierlichen Eröffnung der Zucchini-Saison kochen? Ich musste gar nicht lange überlegen. Marion hat sich Zucchini-Puffer gewünscht, und die sind fast noch leckerer als Kartoffelpuffer (man kann auch Reibekuchen dazu sagen). Das Rezept gibt es in den nächsten Tagen hier an dieser Stelle.

Donnerstag, 26. Juni 2014

Störche demnächst flügge

Ein Nest, so groß wie ein Whirlpool: Familie
Storch auf ihrem Schornstein.
Jeden Abend, wenn sie von der Arbeit nach Hause fährt, kommt Marion bei Ihnen vorbei und wirft einen Blick hoch zu ihrem Nest. Heute hat sie mal kurz angehalten und ein paar Fotos gemacht, denn die Jungstörche – zwei sind es definitiv, möglicherweise sogar drei – schlagen schon mit den Flügel. Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass sie in wenigen Tagen das Nest verlassen werden. Nachdem in den vergangenen Wochen einige heftige Gewittergüsse über dem Nest niedergegangen sind, kann die Jungstörche jetzt wahrscheinlich nicht mehr so viel erschüttern, denn sie sind ja gewissermaßen mit allen Wassern gewaschen.
Links einer der Jungstörche, rechts
einer der Altvögel.
Obwohl Marion kein Teleobjektiv dabei hatte, kann man auf den Fotos deutlich einen der Jung- und einen der beiden Altstörche erkennen.
Wir wünschen der Familie Storch einen schönen Sommer und schon jetzt einen guten Flug, wenn es im Herbst nach Afrika geht!

Mittwoch, 25. Juni 2014

Blühende Barriere vor der Haustür

Besucher müssen über sie hinwegsteigen: Die Kronen-Lichtnelken werden
nicht ausgerissen, auch wenn sie etwas im Weg stehen.
Jeder "normale" Mensch hätte kurzen Prozess gemacht und die Blumen achtlos ausgerissen. Auch wenn sie noch so schon blühen: In der Sandfuge zwischen den Gehwegplatten und den beiden Stufen zu unserer Haustür haben sie einfach nichts zu suchen. Aber zum einen sind ja nicht "normal" (und, nebenbei bemerkt, auch ganz froh darüber), zum anderen bringen wir es einfach nicht fertig, solch schönen Blumen den Garaus zu machen. Im Gegenteil: Wir bewundern sie sogar ein wenig dafür, dass sie es geschafft haben, an so einem denkbar ungeeigneten Standort wie der schmalen Sandfuge Fuß zu fassen und sich so prächtig zu entwickeln. So ein Leistung hat doch wohl unseren Respekt verdient, oder etwa nicht?
Außerdem handelt es sich um besondere Blumen:  Kronen-Lichtnelken (Silene coronaria). Die Kronen-Lichtnelke, auch Vexiernelke genannt, ist eine der ältesten Bauergarten-Blumen. Sie wird nachweislich schon seit 1410 kultiviert. Die Wildform ist in Südost-Europa und Kleinasien beheimatet. Sie ist aber auch im Himalaya anzutreffen.
Die blühende Barriere vor unserer Haustür bleibt also stehen. Wir hoffen nur, dass nicht irgendein Paketbote, der es eilig hat, aus Versehen die Blumen niedertrampelt.

Dienstag, 24. Juni 2014

Mittendrin im Maisfeld

Neun Jahre wohnen wir nun schon in diesem Ort auf unserem Hof, und wir waren uns ziemlich sicher, dass wir jeden Feld-, Wald- und Wiesenweg im näheren Umkreis kennen und schon mindestens einmal beim Hundespaziergang gegangen sind. Aber nein, es gab noch einen ungegangenen Weg. Seitdem ich ihn entdeckt habe, gehen wir ihn jetzt fast jeden Abend, denn es ist ein schöner Weg, der zwischen zwei Feldern in einem großen Bogen vom westlichen Ende des Dorfes ans nördliche führt.

Bald wird der Mais so hoch sein und so dicht stehen, dass ein Hindurchkommen nicht mehr möglich sein wird.
Die Entdeckung habe ich übrigens der Sonne zu verdanken. Am Sonnabend, dem Mittsommerabend war ich, weil ich vorher noch so viel Arbeit zu erledigen hatte, erst gegen 20:30 Uhr startklar zum Hundespaziergang. Die Sonne war schon im Begriff, hinter dem Horizont zu verschwinden. Ich war ein wenig traurig darüber, dass der längste Tag des Jahres fast schon wieder vorbei war, ohne dass ich so richtig davon etwas gehabt hatte. Wenn schon nicht die Sonnenstunden, dann wollte ich doch wenigstens die letzten Sonnenminuten ausgiebig genießen. Und so ging ich einfach der untergehenden Sonne entgegen – und stieß dabei zu fällig auf den unscheinbaren Feldweg. Der schien nach Westen hin anzusteigen. Prima, dachte ich, je höher ich komme, umso länger habe ich etwas von der Sonne. Und so ging ich einfach drauflos. Doch nach etwa einem Kilometer endete der Weg  abrupt – mitten im Maisfeld. Zum Glück gab es eine etwa einen Meter breite Gasse im Maisfeld. Die ging ich bis zu deren Ende. Jetzt trennte mich nur noch ein rund fünf Meter breiter, dich mit Mais bestandener Streifen vom nächsten Feldweg. Ich ging vorsichtig zwischen dem Mais hindurch, ohne eine einzige Pflanze zu beschädigen. In spätestens einem Monat wird das allerdings nicht mehr möglich sein. Dann wird der Mais so hoch und die einzelnen Pflanzen so kräftig sein, dass ich nicht einfach mehr über über sie hinwegsteigen oder mich zwischen ihnen hindurchzwängen kann, schon gar nicht mit Hund an der Leine. Aber egal, dann gehe ich den Weg erst wieder, wenn der Mais geerntet ist, alos im Oktober oder November. Macht ja nichts, es gibt ja genug andere Wege, und vielleicht entdecke ich gelegentlich mal wieder einen, den ich bislang übersehen habe.

Montag, 23. Juni 2014

Hummelflug

Das Stück des russischen Komponisten Nikolai Rimski-Korsakow ist ein populärer Klassiker, der in Konzerten immer wieder gern vor allem als Zugabe gespielt wird. Hier kommt der "Hummelflug" aber einmal nicht für die Ohren, sondern für die Augen, und das ist doch auch sehr schön.
Marion hat das Foto heute auf der Pferdeweide gemacht, wo aufgrund des trocknen Sandbodens das Gras eher spärlich, die Wiesenblumen und Wildkräuter dafür umso üppiger sprießen. Eigentlich wollte Marion mit der Kamera auf Schmetterlingspirsch gehen, aber den Faltern war es offenbar zu windig und gegen Abend auch schon zu kalt. Doch dann flog ihr eine Hummel vors Objektiv. Das dicke, pelzige Fliegetier war schon zu hören, bevor es zu sehen war.  Erstaunlich, wie laut doch so eine Hummel brummen kann! Und dabei ist die Steinhummel (Bombus lapidarius) mit ihrem chrakteristischen orangefarbenen Hinterleib eine der kleineren Vertreter ihrer Art. Auf dem Foto steigt sie gerade von einer blühenden Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) auf, deren Blüte sie offenbar gerade "beerntet" hat. Besonders faszinierend finde ich die hauchdünnen, transparenten Flügelchen, die zu dem doch eher plumpen Körper gar nicht so recht zu passen scheinen.

Sonntag, 22. Juni 2014

Rote Grütze, Teil 2

Beerig lecker: Rote Grütze aus gemischten Gartenfrüchten.
Daran müssen wir uns noch ein bisschen gewöhnen. Gegessen wird, was gerade im Garten reif ist, nicht das, was uns gerade in den Sinn kommt. Aber was fangen wir an mit 1,3 Kilo roten und weißen Johannisbeeren sowie zwei Händen voller Erdbeeren? Marmelade kochen? "Nein, rote Grütze!" ruft Inka.
Ich bin alles, nur keine Küchenfee, aber rote Grütze, das müsste ich ja noch hinbekommen, schließlich hat Inka den Schreibtisch voll getürmt mit Arbeit.
Das Rezept ist einfach, nur ein bisschen Zeit, die braucht das Ganze. Die Früchte müssen vorbereitet werden und die kleinen weißen Perlsago-Kügelchen brauchen mindestens 20 Minuten, bei unserer Fruchtmenge sogar 30 Minuten, bis sie sich aufgelöst, beziehungsweise ganz klar geworden sind.

Die Zutaten: 1 Kilo frische, am besten gemischte Früchte (Johannis-, Stachel- oder Joastabeeren, Kirschen, Erdbeeren, Him- oder Brombeeren, was der Garten gerade so hergibt).
Früchte von den Stielen entfernen, kurz waschen, große Erdbeeren hälfteln oder vierteln. Alles zusammen mit 70 Gramm Zucker (wenn die Früchte sehr süß sind etwas weniger) sowie 250 ml Fruchtsaft, ich nahm einen Direktsaft aus heimischen Früchten (Apfel gemischt mit schwarzer Johannisbeere und Kirsche) vermischen. Außerdem: 65 Gramm Perlsago.
Die Frucht-Fruchtsaft-Zuckermischung einmal kurz aufkochen lassen, dann durch ein Sieb schütten, den Saft auffangen und zurück in den Topf füllen. Perlsago einrühren, wieder kurz aufkochen und dann die genannten mindestens 20 Minuten auf kleiner Flamme mit geschlossenem Topfdeckel köcheln lassen, ab und zu umrühren, damit nichts ansetzt. Die Flüssigkeit wird langsam etwas sämiger, die Sagokügelchen sind zum Ende der Kochzeit entweder ganz verschwunden oder glasklar. Die abgeschütteten Früchte wieder hinzufügen und alles knapp fünf Minuten kochen lassen, danach entweder in Portionsschälchen oder eine große Schüssel füllen und über Nacht erkalten lassen.

Inka nimmt sich noch einen Nachschlag.
Die vegane Vanillesoße kommt nicht ganz ans Original heran, schmeckte aber in Kombination mit unserer eher etwas sauren Grütze wirklich gut:
Von einem halben Liter Soja-Reis-Drink ungefähr 70 ml abnehmen und mit zwei gestrichenen Esslöffeln Bio-Rohrzucker sowie zweieinhalb gestrichenen Esslöffeln Vanillepuddingpulver vermischen und glatt rühren. Der Zucker muss sich aufgelöst haben, Puddingpulverklümpchen ebenso.
Derweil den Soja-Reis-Drink erhitzen, aufkochen lassen, von der heißen Herdplatte nehmen und die Puddingpulvermischung einrühren. Danach das Ganze wieder zurück auf den Herd, bis die Mischung kocht, dabei  umrühren, damit nichts anbrennt. Sobald die Soße etwas eindickt (das geht schnell), den Topf vom Herd nehmen und auskühlen lassen. Fertig!

Und? Hat sich die Mühe gelohnt? "Schmeckt lecker", sagt Inka und tut sich eine zweite Portion auf. Finde ich auch, schmeckt sehr "beerig", süß und sauer zugleich, sehr frisch, eben nach Sommer!

Samstag, 21. Juni 2014

Rote Grütze, Teil 1

Morgen gibt's Rote Grütze aus frischen Früchten aus unserem Garten. Heute Abend habe ich sie gekocht. Jetzt kühlt sie ab und wird dann hoffentlich über Nacht fest. Ein Bild vom Ergebnis und das Rezept reiche ich nach.

Es ist etwas mühselig, die Johannisbeeren von den grünen Rispen zu streifen, aber es
lohnt sich.



Freitag, 20. Juni 2014

Der Zufall sammelt mit

Die Sammlung wächst von ganz allein: Neuzugänge sind die Tomaten "Grünes
Zebra", "Schwarze Kirsche" und "Brin de Muguet".
Zu behaupten, ich wäre Rosen- oder Tomatensammlerin, wäre eine Beleidigung für all jene, die ihrer Liebe und Leidenschaft mit System nachgehen und weder Kosten noch Mühen scheuen, an Raritäten heranzukommen. In ganz bescheidenem Maßstab und auch das nur eher aus Zufall, habe ich jetzt dennoch eine ganz muntere, sehr unterschiedliche Tomatenpflanzen-Truppe. Grundstock waren die aus eigenen Samen selbst gezogenen Pflänzchen. Vier verschiedene Sorten, allso ziemlich überschaubar. Dann kamen beim Besuch einer neu eröffneten Gärtnerei der "Rote Heinz" und eine Cocktailtomate, deren komplizierten (russischen?) Namen ich schon wieder vergessen habe, und zuletzt schon wieder drei Neuankömmlinge hinzu.
Unser örtlicher "Ramschmarkt" wird in weiten Bereichen seinem Namen gerecht, aber manchmal offenbart er auch echte Schätze. Diesmal  biologisch gezogene Tomatenraritäen zum Spottpreis. Dass auf dem Etikett Starkoch Johann Lafer abgebildet ist, war für mich kein Kaufargument, wohl aber die wohlklingenden Namen der Tomaten und ihr gesunder  Wuchs. Und so laden wir das "Grüne Zebra", die "Schwarze Kirsche" und "Brin de Muguet", die Maiglöckchen-Tomate, in den Kofferraum.
Jetzt bin ich gespannt, die Pflanzen blühen, tragen schon erste, grüne Mini-Früchte. Von einer wirklichen Sammlung, wie Gärtnermeisterin Melanie Grabner sie hat (sehr liebevoll und praktisch fundiert in ihrem Ulmer Gartenbuch "Tomatenliebe" beschrieben), bin ich – zum Glück – noch weit entfernt. Die kann aus einem Samenfundus von 600 leicht zu kultivierenden und 400 Raritäten schöpfen. Bei mir ist jetzt schon Schluss. Es mangelt einfach an sonnigen, regengeschützten Hauswänden, an denen entlang ich die Tomaten ansiedeln könnte. 
Meine "Sammlung" bleibt, wie sie ist: ein Zufallsprodukt und ansonsten klein, aber fein!

Donnerstag, 19. Juni 2014

Doch kein Wasser aus den Wolken

Der Fleck unterhalb des Himmeldlochs ist kein Fingerabdruck auf der Wind-
schutzscheibe, sondern kommt von den Sonnenstrahlen.
Regnet es heute oder nicht? Wenn nicht, dann muss ich abends sprengen, der heftige Regen von vor einer Woche hat sich schon wieder im Sandboden verkrümelt, aber jetzt will alles wachsen und braucht Wasser.
Der Tag vergeht durchmischt: Sonnenschein, dann wieder verheißungsvoll dunkle Wolken. So dunkel, dass ich schließlich sogar die Scheinwerfer am Auto anschalte. Die Wolken sehen düster aus, mehr als ein paar Tropfen haben sie allerdings nicht dabei. Aber wenigstens eine kleine Überraschung: Wie ich da so vor mich hinfahre, entdecke ich über den Feldern und im Grau-in-Grau plötzlich einen blauen Fleck. Ein Wolkenloch so blau, wie ein See hoch im Himmel. Da musste ich gleich an den Straßenrand fahren und ein Foto machen.
Mit dem Regen ist es übrigens nichts mehr geworden, abends musste ich also wirklich den Sprenger einschalten, schließlich freuen wir uns schon auf Bohnen und Pastinaken und all das andere Gemüse in unserem Garten.

Mittwoch, 18. Juni 2014

Willkommen zu Hause!

Das ist das erste Bild, das ich sehe, wenn ich zu Hause
aus dem Auto ausgestiegen bin.
Jeden Tag freue ich mich auf zu Hause. Mit jedem Kilometer, den ich mich nach einem Arbeitstag nähere, wird die Vorfreude größer. Heute war der Empfang, obwohl nicht einmal ein Hund hinter dem Zaun auf mich wartete, perfekt: Das schon ein bisschen abendlich angehauchte Sonnenlicht hatte sich in den Rosen verfangen, im Hintergrund die geliebte Dielentür mit dem Sprung in einem ihrer kleinen Fenster, die von den mehr als einhundert Jahren etwas angeschabte Hausfassade. Das Rosenbeet ist ebenso wenig perfekt wie alles, aber wie gern bin ich hier! Eine Kamera hatte ich nicht gleich zur Hand, aber wenigstens mein iPad, ich musste ein Foto machen, auch wenn das Bild mir hinterher nur halb so zauberhaft erscheint, wie ich es bei meiner Ankunft sah.

Dienstag, 17. Juni 2014

Ein bisschen bayrisch . . .

Laugenbrezeln, Radieschen, veganer Obazter oder Obazda und alkoholfreies
Weißbier – fertig ist die (ein bisschen) bayrische Brotzeit.
... war unser Abendessen heute. Mit den ersten Radieschen aus unseren eigenen Garten haben wir so eine Brotzeit oder Vesper (oder wie Norddeutsche sich so etwas vorstellen) "gebastelt". Frisch (auf)gebackene Tiefkühlbrezeln schmecken gar nicht mal so schlecht! Und die Radieschen waren schön knackig und schön scharf. Stilecht gab es dazu für jede von uns eine Flasche Weißbier, selbstverständlich alkoholfrei. Aber was wäre eine Brotzeit ohne Obatzter oder Obadzda (ich kenne beide Schreibweisen)?! Doch da gibt es für uns ein klitzekleines Problem: Die Hauptbestandteile dieser bayrischen Spezialität sind bekanntlich Camenbert und Butter, und die sind alles andere als vegan. Somit bestand die Herausforderung darin, etwas zu kreieren, was auch ohne diese beiden Zutaten nach echtem Obatzter oder Obadzda schmeckt. Das war einfacher als erwartet: Die Butter ersetzte ich durch vegane Margerine (75 g) aus ungehärtetem Pflanzenfett, den Käse durch zerbröselten Tofu (200 g). Für den Käsegeschmack sorgt stattdessen, wie stets in der veganenen Küche, ein Esslöffel Hefeflocken. Zusammen mit den übrigen Zutaten –  eine fein gehackte Zwiebe, etwas Salz, Pfeffer, einen Teelöffel Rosenparika, Kümmel und einen kräftigen Schuss Weißbier – ergab das eine sehr leckereund verblüffend echt schmeckende Mischung. Lediglich an der Konsistenz muss ich noch etwas feilen. Beim nächsten Mal werde ich die Margerine nicht mit in den Mixer geben, sondern sie kühlen, bis sie relativ fest ist und dann in kleine Stückchen schneiden und diese per Hand unterheben, damit die Masse insgesamt fester wird. Und da es uns so gut geschmeckt hat und wir hoffentlich noch viele weitere Radieschen ernten werden, kann ich das wahrscheinlich schon in der der nächsten Woche ausprobieren.

Montag, 16. Juni 2014

Verführerischer Duft

Mädesüß ist ein aromatisches und intensiv duftendes Kraut aus der Familie
der Rosengewächse.
 Auf dem Rückweg vom Einkaufen entdeckten wir es heute Abend am Wegesrand: "Guck mal", rief Marion, "da blüht Mädesüß!"
"O ja, ich sehe es. Wie schön! Lass' uns mal schnuppern!"
Wir hielten unsere Nasen an die Blüten, die insbesondere abends einen intensiven, honig- bis mandelartigen Geruch verströmen. Eine kundige Kräuterfrau gab uns vor Jahren 'mal den Tipp: "Es gibt im Sommer nichts Köstlicheres als Erdbeeren mit Sahne, die mit Mädesüß aromatisiert worden ist." Dazu werden einfach ein paar Blütenzweige über Nacht in die ungeschlagene Sahne gelegt, die bei uns selbstverständlich vegan ist (gibt es in zum Beispiel in jedem größeren Edeka-Markt). Am nächsten Tag wird die Sahne dann geschlagen und zu frischen Erdbeeren oder zum Erdbeerkuchen serviert. Sehr lecker!
Früher wurde das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria) vor allem zum Aromatisieren von Met verwendet. Daher kommt auch der Name: Mädesüß bedeutet Met-Süße. Mädesüß ist aber auch eine altbekannte Heilpflanze. Da sie Salicylsäure, also natürliches "Aspirin" enthält, wurde aus den Blüten und jungen Blättern der Pflanze ein entzündungshemmend und antirheumatisch wirkender Tee zubereitet wurde. Auch gegen Sodbrennen soll Mädesüß helfen.

Sonntag, 15. Juni 2014

Letzte Gelegenheit

Heute gab es bei uns zum ersten und zugleich zum letzten Mal in diesem Jahr Spargel zum Abendessen.
Am 24. Juni, dem Johannistag, endet die Spargelsaison – nicht etwa aus Tradition, sondern weil der Spargel mindestens 100 Tage bis zum ersten Frost braucht, um genügend Kraft für das nächste Jahr zu sammeln. Der Spargel ist bestrebt, in die Höhe zu wachsen und einen grünen Busch zu bilden. Bis zu sieben Mal versucht er das. So kann man von jeder Pflanze bestenfalls sechs Stangen ernten. Die siebte sollte man aber tunlichst nicht abstechen, denn sonst würde man die Pflanze zerstören. Hat die Spargelsaison aufgrund der Wetterlage sehr früh begonnen und konnte ohne Zwangspausen durch anhaltende Trockenheit oder Kälteeinbrüchen kontinuierlich geerntet werden, kann es sein, dass die maximale Erntemenge je Pflanze schon vor dem 24. Juni erreicht ist und die Saison deshalb vorzeitig endet. Genau das ist in diesem Jahr der Fall.
Heute hat der einzige noch aktive Spargelanbauer in unserem Dorf seine Schilder mit der Aufschrift "Frischer Spargel", die Autofahrern  den Weg zu seinem Hof weisen, abgebaut. Zuvor hat er allerdings bei uns geklingelt und mir von seinem letzten Spargel dieses Jahres, den er früh am Morgen gestochen hatte, ein Kilo überreicht. Das war eine gelungene Überraschung, und so kamen wir heute zu einem wunderbaren Abendessen mit leckerem Spargel. Ich habe mich besonders darüber gefreut, denn ich hatte in diesem Jahr noch keine einzige Stange gegessen. Marion hingegen wird jedes Jahr im Mai von ihrem Arbeitgeber zusammen mit ihren Kolleginnen und Kolleken zum kollektiven Spargelessen eingeladen.
Mit dem Spargel bedankte sich der Spargelanbauer dafür, dass wir ihm erlaubt hatten, am Zaun unseres Grundstücks auf der anderen Straßenseite ein Werbeschild für seinen Spargel aufzustellen. Selbstverständlich hätten wir es ihm auch ohne Gegenleistung gestattet.
Natürlich könnten wir auch in der Spargelsaison öfter Spargel bei ihm kaufen. Aber so groß ist unser Verlangen nach Spargel dann doch nicht. Mit Spargel geht es uns wie mit Pilzen: Ein- bis zweimal im Jahr essen wir diese ganz gern, aber dann reicht es auch.
Die Vorbesitzer unseres Hofes betrieben übrigens auch intensiven Spargelanbau. Unsere Pferdeweiden waren viele Jahr Spargelacker. Durch das Tiefpflügen, das erforderlich ist, um die fast knieehohen Spargelbeete anzulegen, ist immer wieder weißer, steriler Sand nach oben gekommen, während sich die dunkle Humusschicht buchstäblich verkrümelt hat. Unsere Weiden sind deshalb so nährstoffarm, dass man sie fast als Magerrasen einstufen könnte.

Samstag, 14. Juni 2014

Schweinealarm

Nein, hier war keine Horde Wildschweine am Werk, sondern nur ein einziges Minischwein namens Lilli.
O nein! Das kann doch nicht wahr sein! Als ich heute nach dem Abendessen – Marion ist noch bei der Arbeit – die Tür zum Hof öffne, um Lilli zu fragen, ob sie nicht mal allmählich wieder in ihren Stall gehen will, trifft mich fast der Schlag. Das Minischwein, das im Gegensatz zu seiner Freundin Klein-Alma überhaupt keine gärtnerischen Ambitionen hatte, hat doch tatsächlich unseren Rasen zerstört und steht nun – offenbar ganz stolz über ihre Leistung – freundlich grunzend vor mir. Gut, dass ich mich mit dem Essen beeilt habe, damit ich noch vor Sonnenuntergang ein paar Kilometer mit einem der Hunde laufen kann! So sind nur rund zwei Quadratmeter betroffen. Wir werden es verschmerzen, zumal wir ja sowieso keinen "englischen" Rasen haben.
Kaum in den Stall geschickt, macht Lilli schon wieder kehrt
und flitzt zurück auf den Hof, um sich erneut gärtnerisch zu
betätigen.
Die kleine Übeltäterin merkt natürlich, dass ich "not amused" bin und verschwindet im Haus (der Weg zu ihrem Stall führt durch die Waschküche). Doch als ich gerade damit beschäftig bin, den Rasen aus lauter Einzelteilen, die mit der grünen Seite nach unten und den Wurzeln nach oben da herumliegen, wieder zusammenzupuzzeln, sehe ich im Türspalt den schwarzen Minischweinerüssel – und schwupp ist das ganze Schwein schon wieder im Hof. "Du gehst sofort wieder 'rein!", befehle ich, "Du hast für heute schon genug Schaden angerichtet." Lilli denkt gar nicht daran, der Anordnung Folge zu leisten. Ich flitze hinter ihr her, kreuz und quer über den ganzen Hof, aber bekomme sie nicht zu fassen. Da hilft nur noch Bestechung. In der Waschküche auf der Waschmaschine liegt stets griffbereit eine Tüte Rosinen. Ich brauche sie nur in die Hand zu nehmen, dann spitzt Lilli sofort die Ohren und steht vor mir, um ihre Belohnung für die Gartenarbeit einzufordern.

Freitag, 13. Juni 2014

Riesen-Radieschen mit Riesen-Geschmack

Ich hätte ein Maßband neben das Radieschen halten sollen,
damit man sieht, wie riesig es ist – definitiv größer als ein '
Tischtennisball.
Kaum bin ich unter die (Hobby-)Bauern gegangen, könnte ich ordentlich jammern: Unser neuer "Selbstversorger-Garten" ist eine einzige Enttäuschung. Weder versorgt er sich selbst, noch uns. Gießwasser anschleppen, Pflänzchen vorziehen, Unkraut jäten. Die Ernte? Die hat bislang vor allem der Selbstversorgung der Nacktschnecken gedient, wir gingen zunächst leer aus.
Aber langsam wendet sich das Blatt. Die zweite, zum Teil dritte Nachsaat wächst und gedeiht, die ersten eigenen Erdbeeren sind ein Traum, Zucchini und Tomaten beginnen zu blühen, die Salaternte steht an und demnächst gibt es frische Johannisbeeren.
Heute Abend dann ein neuerliches Erfolgserlebnis, das zunächst mit Erstaunen begann: Hatte ich etwa aus Versehen Rote Beete, statt Radieschen gesät? Aber Rote Beete im Juni? Wohl eher nicht! Der dicke rote Ball, der da aus der Erde lugt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als "Riesen-Radieschen". Viel größer als selbst die dickste Murmel, größer als ein Tischtennisball, wenn auch nicht so groß wie ein Tennisball. Das "Riesen-Radieschen" haben die Schnecken wohl übersehen, es stammt noch aus der ersten Aussaat und ist dann unbemerkt gewachsen. Gentechnik oder sonst irgendein fragwürdiger Hokuspokus ist jedenfalls nicht im Spiel.
Ich wage den Geschmackstest. In der Optik-Note gibt es Abzüge für einen Riss, in der Geschmacksnote dafür ein dickes Plus. Obwohl scharfes Essen gewohnt, muss ich ein bisschen nach Luft schnappen, so scharf-würzig schmeckt die rote Kugel. Kein Vergleich mit den eher wässrigen Exemplaren aus dem Supermarkt. Und keine Made, was mich als Veganerin besonders freut. Toll, ich bin wieder versöhnt mit unserem zarten Pflänzchen namens "Selbstversorger-Garten".
Und wie war das gleich? Die dümmste Bäuerin erntet doch immer die dicksten Radieschen!

Donnerstag, 12. Juni 2014

Zudringliche Ziege

Unten am Haus wird es schon langsam dunkel, aber oben am Hang, leuchtet die Abendsonne über der Pferdeweide, und dort ist es noch schön warm. Deshalb gehen wir abends gern dorthin, gucken den Pferden, Schafen und Ziegen beim Grasen zu. Während die Pferde und Schafe beim Grasen in Ruhe gelassen werden möchten, kommt Ziege Paulinchen zielstrebig auf uns zu, um sich ihre täglichen Streicheleinheiten abzuholen. Für das Kraulen bedankt sie sich zuweilen auf ihre Art: Wenn wir nicht aufpassen, schleckt sie uns mit der Zunge quer durchs Gesicht. Heute hat es Marion erwischt. Aber immer noch besser, als wenn Paulinchen beim Kraulen Marions Haare abknabbert, was auch schon passiert ist.




Mittwoch, 11. Juni 2014

Schubberbäume

Die Baumkronen schwanken, als sei der Sturm in sie gefahren. Dabei ist es völlig windstill. "Aladin, lass' bitte die Bäume stehen!" ruft Marion, doch der dicke Haflinger stellt sich taub und denkt gar nicht daran, von den armen Eichen abzulassen. "Dem juckt wohl das Fell!" stellt Marion fest. Richtig, Aladin dreht und wendet sich unter den Bäumen und schubbert sich am ganzen Körper. Verständlich, denn die Hitze der vergangenen Tage hat auch die Steppentiere schwitzen lassen, und außerdem sind jetzt schon die ersten Bremsen unterwegs, und die können bekanntlich böse beißen. Sharika, die Isländerin, hat mit ihrem weißen Fell unter den Bremsen besonders stark zu leiden. Aber auch die fast schwarze, kleine Welsh-Mountain-Stute Motte muss sich täglich ausgiebig an den Bäumen schubbern. Nur Rainbow, die Haflinger-Hannoveraner-Mix-Stute, habe ich noch nicht an den Schubberbäumen gesehen, deren Rinde stellenweise schon abgewetzt ist und voller Pferdehaare hängt. Merkwürdig finden wir, dass alle vier Pferde die gleichen Schubberbäume haben, obwohl am Rand der Weide so viele Bäume stehen, dass jedes Pferd drei eigene Schubberbäume haben könnte.

Aladin juckt das Fell, und deshalb muss er sich ausgiebig schubbern, erst an den Schultern, dann an den Flanken.

Dienstag, 10. Juni 2014

Pferdeweide, Blumenweide, Augenweide

Fühlt sich wohl auf unserer Pferdeweide: Die Acker-Hundskamille.
 Wir haben offenbar keine Pferdeweide, sondern eine Blumenweide, und das macht sie zu einer wahren Augenweide. Zurzeit blüht dort neben allerlei anderen Wildblumen wunderschön und zahlreich die Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis). Dass sie sich dort so wohl fühlt, zeigt uns, dass wir die Weide im Herbst unbedingt wieder kalken müssen. Denn die Acker-Hundskamille wächst am besten auf kalkfreien, sauren Böden. Die Pferde fressen zwar die krautigen Pflanzen, aber es steht nicht zu befürchten, dass sie die gesamte Blütenpracht abgrasen, denn dazu sind es einfach zu viele Blumen.

Montag, 9. Juni 2014

Mühlentour

Auf dem Weg zur Windmühle, die wir besichtigen wollten, kamen wir an fünf Wassermühlen und deren idyllisch gelegenen Mühlteichen vorbei, die einst als Wasserspeicher dienten.
Heute war, wie an jedem Pfingstmontag, Deutscher Mühlentag, und wir haben die Gelegenheit genutzt, eine Windmühle, die anlässlich dieses Tages geöffnet war, zu besichtigen. Allerdings weniger, weil wir uns besonders für Mühlen interessieren würden, sondern vielmehr, um über die Mühle einen Beitrag für die Rubrik "Hausgeschichten" in unserem  Natur- und Kulturmagazin zu machen.
Diese Windmühle haben wir
heute besichtigt. Im nächsten
Jahr soll sie neue Flügel
bekommen.
Da die Mühle nur 20 Kilometer von uns entfernt steht, sind wir mit den Fahrrädern dorthin gefahren, und das war bei der Hitze auch eine gut Entscheidung. Auf dem Weg zur Windmühle kamen wir übrigens an nicht weniger als sechs anderen Mühlen – eine Wind- und fünf Wassermühlen – vorbei. Ja, früher gab es fast so viele Mühlen wie heutzutage Windräder.
Die Mühle wird als Ferienwohnung
vermietet.
In der Windmühle führte uns die Besitzerin durch die verschiedenen Stockwerke bis hinauf unters Dach, wo sich noch die fast intakte Mühlentechnik befindet. Als wir gerade wieder die schmale und steile Treppe hinuntergingen, kam uns ein älterer Mann entgegen – ein Bauer aus dem Nachbardorf, der die Mühle noch in Betrieb erlebt hat. Das war vor genau 60 Jahren. "Zuletzt war ich hier 1954, als wir Getreide zum Mahlen gebracht haben", erzählte uns der Mann und sagte dann noch, leicht seufzend: "Wie schnell doch die Zeit vergeht!"
Besonders gefallen hat uns das Bad mit
Ausblick über die Kornfelder.
Die Mühle ist seit 1958 nicht mehr in Betrieb und drohte langsam zu verfallen, bis die jetzige Eigentümerin, eine Diplomingeniurin mit Doktortitel, sie 2010 kaufte und zu sanieren begann. Heute befindet sich in der Mühle eine Ferienwohnung, die man mieten kann. Die Gäste wohnen hinter einen Meter dicken Mauern in Räumen ohne Ecken. In der Mitte der Mühle verläuft durch sämtliche Etagen, wie der Mast eines Segelschiffs, die sogenannte Königswelle aus massiver Eiche. Die Wohnung ist übrigens im Stil der 1950er Jahre eingerichtet. Lediglich das Bad ist modern ausgestattet. Aus den Fenstern hat man einen weiten Blick über Kornfelder und auf zahlreiche Windräder.

Sonntag, 8. Juni 2014

Endlich Erdbeeren aus eigener Ernte

Dicke, rote Früchte – morgen beginnt die Ernte (wenn
uns nicht die Schnecken zuvorkommen).
Für unseren heutigen Erdbeerkuchen habe ich noch gekaufte Früchte verwendet, aber morgen gibt es Erdbeerkuchen mit
Erdbeeren aus dem eigenen Garten. Die Sahne ist übrigens ebenso vegan wie der selbstgebachene Biskuitboden.
Eigentlich sind wir ja gar nicht so verrückt nach Kuchen, aber wenn Erdbeersaison ist, würde ich am liebsten jeden Tag Erdbeerkuchen backen. Wobei der Kuchen an sich ja gar nicht gebacken wird. In den Ofen kommt lediglich der (selbstverständlich vegane) Biskuitboden, für den ich Weißmehl und Vollkornmehl im Verhältnis 1:1 mische. So ein Biskuitboden ist ratzfatz gebacken, sodass es gar keinen vernünftigen Grund dafür gibt, staubigen (und nicht veganen) Fertig-Biskuitboden in der Plastikverpackung zu kaufen.
Kaufen musste ich bislang allerdings die Erdbeeren. Aber heute habe ich hoffentlich zum letzten Mal in diesem Jahr auf gekaufte Erdbeeren zurückgreifen müssen, denn die viele Sonne an diesem Wochenende hat unsere eigenen Erdbeeren im Garten so stark erröten lassen, dass wir sie jetzt ernten können. Mmh, wie lecker!







Samstag, 7. Juni 2014

Tageslichtscheue Schönheit

Tagsüber zeigt er sich nur selten, dieser schöne Nachtfalter, der Weinschwärmer
heißt und tatsächlich ein wenig so aussieht, als sei er in ein volles Weinglas gefallen.
Nachts sind alle Katzen grau. Und auch alle Schmetterlinge. Dabei sind die, die nacht untwegs sind, die sogenannten Nachtfaltern, fast ebenso farbenprächtig wie ihre tagaktiven Kollegen, die Tagfalter. So richtig bewusst wird uns das allerdings erst, wenn wir mal die seltene Gelegenheit haben, einen Nachtfalter bei Tageslicht zu bewundern – so wie wir heute.
Wir waren mit unseren Fahrrädern zum Einkaufen in die 16 Kilometer entfernte Kleinstadt gefahren. Als wir am Einkaufszentrum die Räder in den Fahrradständer schoben, entdeckten wir ihn. Er saß direkt vor uns an der Wand des Supermarktes und war wegen seiner beachtlichen Größe – die Flügelspannweite beträgt 45 bis 60 Millimeter – auch gar nicht zu übersehen.
Wow, riefen wir beide fast synchron, ist der schön! Wie der Schöne heißt, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aufgrund seiner Körperform war lediglich klar: Es handelt sich um einen Nachtfalter. Wieder zu Hause, holte ich gleich das Bestimmungsbuch aus dem Bücherregal und konnte nach wenigen Minuten verkünden: Was wir da heute an der Wand gesehen haben, war ein Mittlerer Weinschwärmer (Deilephila elpenor). Das ist die in Mitteleuropa am häufigsten vorkommende Schmetterlingsart aus der Familie der Schwärmer. Sie sind also zahlreich unter uns, aber wir merken es gar nicht, denn (siehe oben): Nachts sind alle Schmetterlinge grau.

Freitag, 6. Juni 2014

Über dem Kartoffelacker weht die Regenbogenfahne

Nein, das ist wahrscheinlich (leider) kein gesellschaftspolitisches Statement der Bauern für mehr Toleranz, sondern ganz unbeabsichtigt.
Ein typisches Erzeugnis unserer Region ist die "Heidekartoffel". Ohne künstliche Bewässerung würden die Bauern aber wahrscheinlich nur mickrige Knollen in der Größe von Marzipankartoffeln ernten. Da die sandigen Böden der Heide wenig Wasser speichern können und der Regen schnell versickert, geht es hier eigentlich gar nicht ohne die Feldberegnung. Obwohl diese ziemlich arbeits- und kostenintensiv ist, lohnt sie sich offenbar.
Fünf Wasserkanonen zählte ich, als ich heute Abend mit dem Fahrrad auf dem Weg zum Einkaufen im fünf Kilometer entfernten Nachbarort war. Wieder einmal staunte ich über die scheinbar unerschöpflichen Wasservorräte in den tieferen Erdschichten. Wenn eine einzelne Beregnungsanlage, je nach Ausführung, zwischen 36.000 und 62.000 Liter pro Stunde verbraucht, dann sind dasbei fünf Anlagen zwischen 4,3 und 7,4 Millionen Liter Wasser in 24 Stunden. Ich kann es kaum glauben, dass eine solche enorme Wasserentnahme dauerhaft ohne negative Folgen bleibt.
Aber die Feldberegnung hat durchaus auch einen ästhetischen Reiz. Die Kanonen ziehen wunderschöne, große, leuchtende Regenbogenfahnen hinter sich her. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die in der Mehrheit bodenständigen, konservativen Bauern damit wirklich ein gesellschaftspolitisches Signal setzen wollen ... Schön wär's jedenfalls.

Donnerstag, 5. Juni 2014

Ein Stein zeigt Herz

Auf unserem Hof entdeckt: Stein mit Herz.
Manche Entdeckungen liegen wirklich am Weges- oder noch genauer am Hofrand. Ein paar Tropfen hat es heute geregnet, und plötzlich sticht einer der Feldsteine vor unserer Dielentür aus allen heraus: ein Herz-Stein! Niemals zuvor hatte ich ihn gesehen, nicht sehr groß und grau, aber in der Mitte hat die Nässe in einer sonst unscheinbaren Vertiefung ihr hübsches Bild gemalt. Ein Herz.
Wenn wir nicht aufpassen, ist er gleich wieder verschluckt. Ehrlich gesagt wissen wir gar nicht genau, wie groß unser "gepflasterter" Hof ist. Im Laufe der Jahrzehnte haben Regengüsse immer wieder Sand und anderes Material vor die Tür geschwemmt, wo sich mittlerweile ein dichter Grasteppich gebildet hat. Trotz des steinigen Untergrunds wächst das Gras wie verrückt, die angeschwemmte Erde ist besser als an vielen anderen Stellen auf dem Grundstück.
Damit der Hof ein bisschen aussieht wie ein Hof und nicht wie eine Wiese, habe ich schon vor längerer Zeit ein kleines Areal vor der Tür freigelegt. Neulich habe ich die Kanten wieder etwas gesäubert, sonst würde mein Werk gleich wieder zuwuchern. So ist dann wohl unser Stein ans Tageslicht gelangt und zeigt jetzt, bei trübem Wetter, sein Herz.

Dienstag, 3. Juni 2014

Gut, dass sie weiß sind

Sehen sie nicht richtig distinguiert, wie sie da in der Sonne liegen? Allerdings beein-
drucken Fussel und Fyffes nicht unbedingt immer durch ihre feine, englische Art.
Als waschechte Parson Russell-Terrier sind sie meistens ziemlich quirlig.
Schön sonnig war es heutig. Schade, dass Marion und ich arbeiten mussten. Aber immerhin die Hunde konnten das Wetter genießen. Stundenlang lagen sie draußen in der prallen Sonne. Gut, dass sie weiß und nicht schwarz sind. So ist die Gefahr, dass sie einen Sonnenstich bekommen, nicht ganz so groß. Die etwas dicker bepelzte Foxy allerdings zog es irgendwann dann aber doch lieber vor, in die kühle, schattige Diele umzuziehen, während  Fussel und Fyffes ungerührt ihr Sonnenbad fortsetzten.

Fussel und Fyffes scheinen es etwas merkwürdig zu finden, dass Foxy nach zwei Stunden schon genug vom Sonnenbaden hat und sichtlich erschöpft ins Haus trottet.

Montag, 2. Juni 2014

Kleine, aber feine erste Ernte

Im Kräuterkasten, der bislang noch im Frühbeet steht, kann die Ernte beginnen. Heute Abend haben wir uns ein paar frische
Basilikumblätter gepflückt.
Kontrollgang auf die Pferdewiese, nicht um zu gucken, ob noch alle Ponys da sind, sondern um den Sonnenstand zu taxieren. "Eine halbe Stunde?" Ja, wir beiden schauen zum Horizont und sind uns einig: Auf jeden Fall eine halbe Stunde Zeit für das Abendessen am kleinen Tischchen bei den Pferden, bevor die Sonne hinter Bäumen verschwinden wird.
Wir packen den Korb mit Steinofenbaguette, Olivenöl, Salz und Datteltomaten. Getrocknetes Basilikum im Glas nehmen wir auch mit, aber vorher bin ich triumphierend Richtung Frühbeet abgedampft: Vom selbst gezogenen Basilikum ist eine erste Ernte möglich.
Mit den eigenen Tomaten wird es noch länger dauern, immerhin hat der "Rote Heinz" jetzt schon seine zweite Blüte geöffnet, aber das zählt nicht, denn diese Pflanze habe ich vorgezogen gekauft, sie stammt nicht von unserer Wohnzimmer-Fensterbank.

Unser Wein hat leider noch nie geblüht, aber sein Rankgerüst taugt jetzt prima, um Tomaten in Hängetöpfen als "Untermieter aufzunehmen.
Mit den Tomatennachkömmlingen von dort weiß ich langsam nicht mehr wohin, die sonnigen Plätze mit warmer Wand im Rücken sind alle besetzt. Deshalb kam mir die Rabattaktion in einem Deko- und Einrichtungsladen neulich gerade recht, ich kaufte gleich drei Hängetöpfe und ein Eimerchen. Die haben jetzt alle im Innenhof mit je einer kleinen Tomatenpflanze ihren Platz gefunden (Wildtomaten der Sorten Golden Currant und Small Egg). Das Rankgerüst unseres schönen Weins, der uns jedes Jahr mit seinem Laub und seinen Kletterkünsten erfreut, aber nicht blüht und niemals gefruchtet hat, wird jetzt für die Untermieter zweckentfremdet. An den Querlatten kann ich wunderbar die Töpfchen einhaken, weitere Verankerungen finden sich an den Fachwerkbalken. Trotz großen Nussbaums haben sie dort bis Mittag feinste Sonne.
Die Tomatentöpfchen sind ziemlich klein, aber ich habe gemerkt, dass Tomaten nicht unbedingt einen großen Kübel brauchen, wichtiger ist die regelmäßige Wasserzufuhr und die nötigen Nährstoffe. Die kommen bei uns aus dem Eimer mit Brennessel-Unkraut-Jauche hinzu. Ich bin immer wieder überrascht, wenn ich im Herbst die Tomatentöpfe und -kübel leere, wie klein der Wurzelballen selbst zwei Meter hoher Tomatenpflanzen war, die reichlich Früchte getragen hatten.
Volle Sonne den ganzen Tag bekommen die Tomaten dort, wie auch an dem anderen Standort nicht, aber Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr zeigen, dass Regenschutz und ein windstilles Plätzchen selbst bei halbschattigen Bedingungen eine gute Ernte bringen.
Klar, dass auch die Pferde Rainbow und später Motte vorbeikommen, um zu schauen, was wir da auf dem Abendbrot-Tisch haben. Sie interessieren sich vor allem für das Brot, Ziege Paulinchen macht nach allem einen langen Hals – auch nach dem Salz.

Besuch beim Abendessen auf der Pferdeweide: Rainbow und Paulinchen gucken, ob es nicht etwas für sie dabei ist.

Sonntag, 1. Juni 2014

Rapsweißling fliegt lieber auf Disteln

Der Rapsweißling mag offenbar lieber die violetten Blütten der Sumpfkratz-
distel als die gelben Rapsblüten (die ohnehin schon längst verblüht sind).
Hier teilt er sich die Blütenpracht mit einer Biene (rechts oben, halb verdeckt).

Jetzt blühen die Disteln, und das freut besonders die Insekten, die von den Blüten geradezu magnetisch angezogen zu werden scheinen. Beim Hundespaziergang mit Fyffes und Foxy durch die Moorwiesen östlich unseres Dorfes fotografierten wir heute diese Sumpfkratzdistel (Cirsium palustre) mit Rapsweißling (Pieris napi) und Biene. Disteln gehören zu den bevorzugten Futterpflanzen des Tagfalters. Raps dagegen soll er gar nicht gerne mögen. Somit müsste er eigentlich Distelweißling und nicht Rapsweißling heißen.
Was haben wir noch gesehen? Obwohl wir nur eine kleine Runde von sieben Kilometer gedreht haben, sahen wir: zwei Kraniche, zwei Rehe, einen Falken, einen Bussard, einen Milan, außerdem ein einsames Pferd auf einer Weide, zahlreiche michkaffeebraune Kühe auf einer anderen Weide und einen Bauern, der mit seinem Trecker und angehängtem Heuwender auf seiner vor wenigen Tagen gemähten Wiese herumfuhr. Außerdem entdeckten wir noch Hirschspuren und die winzigen Spuren von einem Rehkitz, das mit seiner Mutter unterwegs war.