Samstag, 31. Januar 2015

Das Wunder aus der Wüste

Ein wenig Wasser genügt, um die staubtrockene Wüsten-
pflanze wieder ergrünen zu lassen.
Unsere neue Hausgenossin ist ein ziemlich spröder Typ, dröge, um nicht zu sagen staubtrocken: eine Rose von Jericho (Selaginella lepydophylla), eine Tochter der Wüste mit sagenumwobenen Kräften. Da man sie beliebig oft zu neuen Leben erwecken kann, wurde sie auch Auferstehungspflanze genannt und erhielt von Maria höchstpersönlich ihren Segen. Israel und Jordanien ist ihre Heimat, von wo sie schon von Kreuzrittern, später auch von Pilgern und Wallfahrern, die ins Heilige Land zogen, zurück nach Europa gebracht worden ist.
Wochen, ja Monate kann sie in einer Trockenstarre verbringen, kommt Regen, dann blüht sie zwar nicht einer Rose gleich, wird aber angeblich tiefgrün. Ich habe noch nie davon gehört, aber  diese Pflanze soll früher einem Schatz gleich in Bauernfamilien von Generation zu Generation weitergegeben worden sein, wurde zu den hohen christlichen Feiertagen, also zu Weihnachten und Ostern, zum Ergrünen gebracht, um danach wieder im Schrank zu verschwinden. Denn es hieß, in dem Haus, in dem eine Rose von Jericho aufbewahrt würde, Glück und Segen herrschen. Ihre Nähe sorgt zudem für erholsamen Schlaf. Ungeziefer vertreibt sie auch und im grünen Zustand dient sie als Luftverbesserer. Ihr Sud und sogar ihre bloße Anwesenheit versprechen darüber hinaus eine leichte Geburt und heilende Kräfte bei Krankheiten.
Heute Abend haben wir ihr etwas zu trinken gegegben, innerhalb von acht Stunden soll sie nun zum Leben erwachen. Wir sind gespannt.
Der auf der Packung angegebene lateinische Name legt leider nahe, dass wir es ohnehin nicht mit einem "Wunder", oder gar einer Rose von Jericho, sondern mit dem "Plagiat" aus Amerika, nämlich dem Schuppenblättrigen Moosfarn zu tun haben. Die Beschreibung der Unechten Rose von Jericho fällt ziemlich ernüchternd aus. Wenn überhaupt, könne man sie ein Mal zum Neuergrünen bringen, danach entfaltet sie sich zwar auch noch, dies aber eher aus Gewohnheit und den physikalischen Gesetzen geschuldet, als einem wirklichen Prozess der Wiedererweckung. Schade, dass wird dann wohl nichts mit der segenbringenden Zauberkraft ...


Freitag, 30. Januar 2015

Vegane Möhrencremesuppe – süß und scharf zugleich

Ein wunderbares Essen, das an so einem nasskalten 
Wintertag wie heute den Magen und das Herz gleicher-
maßen erwärmt.
So ein mieses Matschwetter! Während es fast überall sonst im Land zu schneien scheint, regnet es hier, wie schon so oft in diesem Winter. Da tut es gut, sich abends innerlich zu erwärmen. Nein, ich meine nicht mit Alkohol! Es geht auch anders. Man denke nur an die alte Werbung eines Fertigsuppen-Herstellers: "Etwas Warmes braucht der Mensch!" Ja, das stimmt, aber bitte keine Fertigsuppe aus der Dose oder, was noch schlimmer ist, als Pulver aus der Tüte!
Eine wunderbare, den Magen und das Herz erwärmende Suppe, ist schnell schnell und einfach selbst hergestellt. Da ich möglichst auf das zurückgreife, was als Bio-Gemüse gerade frisch erhältlich ist, kaufe ich zurzeit oft Möhren. Und da liegt es nahe, eine leckere, selbstverständlich vegane Möhren-Cremesuppe zu kochen. Hier ist das Rezept:

Zutaten (für zwei große Portionen)
• 1 kg Bio-Möhren
• 1 Bio-Orange
• 1 Dose Kokosmilch
• 1 etwa 1 cm breite Scheibe frischen Ingwer
• 1 gestrichener Teelöffel Cayenne-Pfeffer
• 1/2 Teelöffel Salz
• Petersilie zum Dekorieren

Zubereitung
Die Möhren putzen und in Scheiben schneiden. Mit einem Glas Wasser in einen Kochtopf geben und mit geschlossenem Deckel ca. 15 Minuten kochen lassen, bis die Möhren weich sind. Das Kochwasser abgießen. Die Möhren mit dem Pürierstab, im Standmixer oder in einer Passiermühle pürieren und das Püree zurück in den Kochtopf füllen. Jetzt die Kokosmilch und die ebenfalls pürierte Orange – ich lasse das Pürieren meinen Standmixer erledigen – dazugeben und die Suppe unter Rühren erhitzen. Sie soll nur warm werden, aber nicht kochen. Mit Salz und Cayennepfeffer würzen. Der rote Cayennepfeffer verstärkt wunderbar die orange Farbe der Möhren. Zum Schluss kommt der Ingwer dazu. Ich presse den geschälten Ingwer durch eine Knoblauchpresse, die ich ausschließlich für Ingwer angeschafft habe. Der Ingwer und der Cayennepfeffer bringen Schärfe in die dank der Möhren und der Kokosmilch eher süße Suppe.
Die Suppe in vorgewärmten Schalen servieren und mit Petersilie dekorieren. Dazu passt rustikales Bauernbaguette aus dem Steinbackofen.
Die Suppe schmeckt vorne auf der Zunge zunächst süß und entfaltet dann hinten auf der Zunge ihre recht intensive Schärfe.

Donnerstag, 29. Januar 2015

Veganer Vollkornkuchen mit Rum-Rosinen

Ist der Teig fertig gerührt, werden die Rum-Rosinen unter-
gehoben.
Wenn am Wochenende spontan Gäste vor der Tür stehen, möchte man ihnen zum Kaffee gerne auch ein Stück Kuchen (oder auch zwei oder drei Stücke) anbieten. Dieser Kuchen ist in nur fünf Minuten fix und fertig aus Zutaten zusammengerührt, die man eigentlich meist sowieso im Haus hat. Nach etwa einer halben Stunde im Ofen und zehn Minuten Abkühlzeit kann er aus der Form genommen und serviert werden.
Hier ist das Rezept, das ich in einem Vegan-Blog gefunden und abgewandelt haben. 


Zutaten
• 250 frisch gemahlenes Vollkornmehl (Weizen oder Dinkel, wenn ein etwas nussiger Geschmack gewünscht ist) 
Eine Silikon-Backform muss nicht gefettet werden. 
• 250 g Rohrohrzucker (ich verwende ihn lieber als den in der Vollkornküche beliebten Agavendicksaft, der ein ähnlich stark verarbeitetes Industrieprodukt ist wie Weißzucker)
• 1 Tütchen Backpulver
• frisch gemahlene Bourbon-Vanille oder alternativ ein Tütchen Bio-Vanillezucker
• 1 Prise Salz
• 1/4 Liter Hafermilch
• 115 ml Rapsöl
• 150 g Bio-Rosinen
• 3 Esslöffel Rum
• etwas Margarine zum Einfetten und etwas Paniermehl zum Ausstreuen der Backform

Zubereitung
Zunächst die Rosinen in einem Schälchen mit dem Rum tränken. Keine Angst, der Alkohol verfliegt beim Backen, nicht jedoch das Aroma. Das Mehl uns alle weiteren trockenen Zutaten in eine Rührschüssel geben und vermengen. Dann die Hafermilch und das Öl dazugeben und mit der Küchenmaschine oder dem Handrührgerät zu einem recht flüssigen Teig verrühren. Zum Schluss die Rum-Rosinen unterheben. 
Eine längliche Kastenform (z. B. Kaiserkuchenform) fetten und mit Paniermehl ausstreuen (entfällt bei Verwendung einer Silikon-Backform), den Teig einfüllen und die Kuchenform für etwa eine halbe Stunde bei 175 Grad (Ober- und Unterhitze) in den Backofen stellen. Mit einem Holzstäbchen die Garprobe machen. Wenn kein Teig mehr am Holz haften bleibt, ist der Kuchen fertig und kann aus dem Ofen genommen werden. Sobald er abgekühlt ist, ihn aus der Form stürzen, aufschneiden und dann guten Appetit!

Oft sind Vollkornkuchen schwer und trocken. Dieser ist jedoch dank der Rum-Rosinen sehr saftig.

Mittwoch, 28. Januar 2015

Vorgelesen ist fast wie selbst gelesen

Interessantes teilen, das geht nicht nur bei Facebook und Co., sondern auch ganz klassisch zu Hause am Esstisch.
Ganz ohne bewusstes Zutun haben wir ein altes Ritual wiederbelebt: Wir lesen uns gegenseitig etwas vor. Aus unerfindlichen Gründen hatten wir in der Zwischenzeit davon abgelassen und jede für sich vor sich hingebrütet, um dann in die Diskussion einzusteigen.
Jetzt lassen wir uns gegenseitig an den Zwischenschritten teilhaben: Kluge Gedanken, spitzzüngige Kolumnen, nachdenkenswerte Kommentare, weitsichtige Philosophie, politische Analysen, wortgewaltiges Feuilleton –  wir versorgen uns gegenseitig mit dem Extrakt aus dem, was wir selbst als interessant, provokant oder einfach nur schön geschrieben befinden. Ein Satz gibt den nächsten, gemeinsam diskutieren und denken wir – sind nicht immer einer Meinung, bewerten, verwerfen, aber sind in jedem Fall gern bereit, vom anderen zu lernen oder ihn zu verstehen. Unser Küchen- oder Wohnzimmertisch wird gefühlt zum bescheidenen Mittelpunkt jener "Salons", die im vorangegangenen Jahrhunderten die Ideen- und Kreativschmieden einer unerreichten Bohème waren.
Warum es uns in jüngster Zeit so wichtig geworden ist zu lesen, zu denken, zu diskutieren; ich weiß es nicht, aber es macht ungeheuren Spaß. Vielleicht befinden wir uns mitten in der viel beschworenen Midlife-Crisis, zu deren Charakter die Neigung zu Grübeleien gehört. Wie auch immer, effektiv sind unsere Vorlesestunden allemal, weil wir so eine liebevoll zusammengestellte Kurzfassung inmitten der Bücher- und Informationsflut vom jeweils anderen serviert bekommen.
Inka? Wo bist Du denn? Ich habe da gerade noch einen interessanten Absatz im "kleinen Alltags-Buddhist" gefunden, den ich dir gern vorlesen würde ...

Dienstag, 27. Januar 2015

Die Birke und die Heide

Typisch für die Heide: Birken als Straßenbäume. Bei 
Sonnenschein und blauem Himmel leuchtet das Weiß
ihrer Stämme besonders intensiv.
Wenn man, wie ich, meistens mit dem Fahrrad unterwegs ist, rauscht man nicht achtlos an allem vorbei, sondern nimmt vieles wahr, was Autofahrer aufgrund der höheren Geschwindigkeit übersehen. Heute zum Beispiel habe ich die Birken bewundert, mit denen der fünf Kilometer lange Straßenabschnitt zwischen unserem Dorf und dem größeren Nachbardorf, wo es Einkaufsmöglichkeiten gibt, gesäumt ist. Im Sonnenlicht – ich freue mich in diesem Winter über jede Stunde, die wir es genießen dürfen – und vor dem strahlend blauen Himmel leuchteten die weißen Stämme der Bäume besonders intensiv.
Wie schön, dachte ich, dass an dieser Straße die Birken stehen geblieben sind. An vielen anderen Straßen wurden sie abgeholzt, standen meistens einer geplanten Fahrbahnverbreiterung im Weg. Dabei sollte die Birke den Menschen hier in der Heide doch eigentlich "heilig" sein, gehören sie doch zum typischen Landschaftsbild der Heide – sowohl an Wegrändern als auch als markante Baumgruppen inmitten der Heideflächen. Überwiegend handelt es sich dabei um die Sand- oder Hängebirke, die ihren lateinischen Namen Betula pendula wegen ihrer langen, peitschenartigen Zweige erhielt, die man früher zum Binden von Besen benutzte.
Der Journalist, Schriftsteller und Naturschützer Hermann Löns, der durch sein Wirken der zuvor als öde und unwirtlich geltenden Lüneburger Heide zu einem besseren Image verhalf, wetterte schon im Jahr 1911 im Rahmen eines Vortrags gegen die Abholzung der Birken und die Naturzerstörung:
"Warum macht denn der Staat nicht aus den öden Eisenbahndämmen Vogelschutzgehölze? Warum pflanzt er nicht überall Hecken und Büsche auf seinem Ödland an? Warum verhindert er nicht, dass bei Bassum und Gr. Oesingen in der Heide die alten herrlichen Birken an den Landstraßen abgehauen werden? Warum sorgt er nicht für ein Reichsgesetz gegen die Blechpest und die Plakatseuche? Warum sind gerade die fiskalischen Bauten solche Schandflecke in der Landschaft? ..."
Eine alte Birke und viel (unerwünschter) Birkenaufwuchs inmitten einer blühenden Heidefläche im Spätsommer.
So schön die alten Birken in der Heide und entlang den Landstraßen auch sind, in den Heideflächen sollen sie sich nicht unbedingt vermehren, denn die Birken würden die Heide verdrängen. In früheren Zeiten hielten die Heidschnucken – so heißen die in der Heide heimischen, robusten Schafe mit den schwarzen Köpfen – den Birkenaufwuchs im Zaum. Heute, das es in der Heide nur noch wenige Heidschnuckenherden gibt, übernehmen meist Menschen die Aufgabe, die Heide von jungen Birken zu befreien – "entkusseln" wird diese mühsame Arbeit genannt.

Montag, 26. Januar 2015

Frühsport fürs Frühstück

Drei Küchengeräte mit Kurbeln, die vor dem Frühstück zum Einsatz kommen (von links): Flockenquetsche, Kaffeemühle
und Brotschneidemaschine.
Wenn ich Gallierin wäre, würde ich wahrscheinlich Kurbe-
lix heißen.
Heute ist es mir erstmals bewusst geworden: Ich habe offenbar eine besondere Affinität zu Kurbeln. Wenn ich meine drei Kurbeln im Fahrradabstellraum und meine drei Kurbeln in der Küche zusammenzähle, komme ich immerhin auf ein halbes Dutzend Kurbeln.
Während die Kurbeln in den Fahrrädern buchstäblich mit Füßen getreten werden, ist das Kurbeln in der Küche reine Handarbeit.
Meine neue, manuelle Kaffeemühle, ich ich seit Weihnachten im Einsatz habe, ist an dieser Stelle ja bereits ausführlich vorgestellt worden. Bevor morgens die Kaffeemühle zum Einsatz kommt, werden die beiden anderen Kurbeln bedient: Zunächst die der Flockenquetsche, mit der ich aus dem vollen Korn mit Muskelkraft frische Haferflocken produziere, und dann die Kurbel der Brotschneidemaschine, mit der ich mir von meinem, am Abend zuvor selbstgebackenen Vollkornbrot ein paar Scheiben abschneide.
Ja, das Kurbeln ist ganz schön anstrengend, aber es ist ein gutes Gefühl, sich sein Frühstück mit etwas Frühsport verdient zu haben. Dann muss man auch nicht so ein schlechtes Gewissen haben, wenn man sich noch eine weitere Scheibe Brot abschneidet, weil es so gut schmeckt.
Die Espressomaschine und der Mixer (für meinen allmorgendlichen grünen Smoothie) werden übrigens elektrisch betrieben, und darüber bin ich auch gar nicht traurig. Aber ergänzend zu der elektrischen Getreidemühle, mit der ich das Getreide fürs Frischkornmüsli mahle, könnte ich mir natürlich noch eine kleine Handmühle anschaffen. Dann hätte ich in der Küche schon vier Kurbeln zu betätigen. Aber man soll es ja mit dem Frühsport auch nicht übertreiben ...

Sonntag, 25. Januar 2015

Nass, kalt und dann auch noch ein Kurzer

Trotz des miesen Wetters gute Laune (von rechts): Livia, Marion und Inka mit den Hunden.
Wenn Regen und Kälte zusammenkommen, dann wird es richtig ungemütlich! Auf unserer Sonntagstour mit den Hunden, auf der wir heute von unserer Freundin Livia aus der Schweiz begleitet wurden, haben wir zuweilen schon ziemlich gefröstelt. Nicht nur wir freuten uns nach 14 Kilometern  auf den noch warmen Ofen in der Küche, sondern auch die Hunde – sichtlich angewidert vom nasskalten Winterwetter – waren froh, sich aufwärmen zu können.
Eigentlich hatten wir uns auf frisch gebackene Dinkelwaffeln gefreut, aber dann gab es einen Kurzschluss, die Sicherung flog raus, und das Heizelement im Oberteil des Waffeleisens war kaputt.  Wir versuchten, den Teig im Donut-Maker zu backen, aber das funktionierte nicht richtig, der Teig war für den Donut-Maker zu feucht. Livia schlug vor, es mit Kaiserschmarrn aus der Pfanne zu versuchen. Der Teig hatte zwar auch dafür nicht so ganz die richtige Konsistenz, aber beim zweiten Versuch klappte es dann doch noch halbwegs. Das Ergebnis war allerdings etwas krümelig, und wir beschlossen kurzerhand, den verunglückten Kaiserschmarrn als süsses Topping für unser Frischkornmüsli morgen früh zu verwenden.
Trotz des miesen Wetters und des Back-Desasters war es aber doch ein schöner Sonntag.

Samstag, 24. Januar 2015

Wie lange wird er liegen bleiben?

Der verschneite Bahnhof der Kreisstadt heute um 17:30 Uhr.
Wir hatten unsere Freundin Livia aus der Schweiz vorgewarnt: Du kennst unseren Hof nur im Sommer, jetzt im Winter sieht es hier ziemlich grau und trist aus. Bis heute Mittag war das auch der Fall. Doch dann, kurz bevor wir uns auf dem Weg machten, um Livia vom Bahnhof in der Kreisstadt abzuholen, begann es zu schneien, und schon bald hatte sich die graue, triste Landschaft in ein weißes Winterwunderland verwandelt. Zwar war es schon dunkel, als Livias Zug aus Hannover in den Bahnhof einfuhr, aber auch im Dunkeln sieht, wenn es geschneit hat, doch gleich alles viel freundlicher aus.
Hoffentlich schmilzt die weiße Pracht nicht gleich morgen schon wieder dahin. Laut Wettervorhersage liegt die Tageshöchsttemperatur bei drei Grad über Null, und das sind nicht die besten Aussichten für den Schnee. Aber vielleicht haben wir Glück und können den Schnee noch auf unserer Sonntagstour mit Livia und den Hunden ein wenig genießen. 
Für Montag ist Regen angesagt, und dann wird wieder Grau statt Weiß die vorherrschende Farbe sein.

Freitag, 23. Januar 2015

Onkel Gustav ist willkommen

Im vergangenen Jahr reichte noch ein Mini-Treibhaus, um
unsere Tomaten-Nachzucht aufzunehmen. In diesem Jahr
wird das nicht mehr reichen.
"Hast Du schon angefangen?" "Nee, Du?" Wir gucken beide aus den großen Fenstern in einen grauen Januartag, der zwar kalt ist, aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass dieser Winter bisher ziemlich schlappp daherkam. Uns bewegen die gleichen Überlegungen.
Ich war gerade der Kollegin aus der Nachbarabteilung über den Weg gelaufen, uns verbindet die Leidenschaft, unsere Tomaten möglichst selbst heranzuziehen, auch wenn das unweigerlich Depressionen nach sich zieht, wenn wir die sattgrünen Riesenexemplare im Handel mit unseren bescheidenen Wohnzimmersprösslingen vergleichen müssen. Jedes Jahr stimmen wir uns ab, um den rechten Zeitpunkt für die Aussaat zu finden, beide haben wir kein in Stein gemeißeltes festes Datum dafür.
Wir beide haben das gleiche Problem, scharren wie ungeduldige Pferde mit den Hufen, weil wir den Frühling herbeisehnen, aber gleichzeitig wissen, dass es bis dahin noch ziemlich weit ist. Außerdem graut uns vor dem Moment, da übervolle Pflanzenregale auch noch den Gemüsegartennachwuchs aufnehmen müssen. Und dann noch der unwürdige Augenblick, wenn wir die überzähligen Winzlinge mit ins Büro nehmen und begleitet von allerhöchsten Flötentönen zu vermitteln versuchen, damit sie ja nicht auf dem Kompost enden.
In diesem Jahr wird es für mich heikel, niemals hatte ich mehr Sorten, die ich unbedingt wieder  vermehren möchte. Und dann kam da dieser Tage noch liebe Post mit einer weiteren Tomatenrarität, sodass ich zu Green Zebra, Black Cherry, Maiglöckchentomate, Rotem Heinz und noch ein paar Kandidaten nun auch noch Onkel Gustav eine grüne Zukunft bescheren muss.
Meine Kollegin und ich haben in weiser Voraussicht, auf das, was da keimt, ein Freihandelsabkommen getroffen: Onkel Gustav bekommt bei ihr, wenn nötig, einen zusätzlichen Kübelplatz, ihre Russische Reisetomate darf ihren Asylantrag bei mir abgeben und gemeinsam bemühen wir uns um liebe Paten für Tomatenraritäten, die es nicht überall gibt, aber eben bei uns.

Donnerstag, 22. Januar 2015

Keine Zugfahrkarte, kein Bio-Gemüse

Gut, dass die Radwege und Straßen nicht vereist sind, denn
sonst wäre ich heute mit meinen profillosen Kojak-Reifen
garantiert ins Rutschen gekommen.
Heute hatte ich zwei Termine in der Kreisstadt.  Den ersten hatte ich so gelegt, dass ich morgens mit Marion mitfahren konnte, die aufgrund einer Brückenbaustelle tagtäglich auf ihrem Weg zur Arbeit einen Umweg durch die Kreisstadt fahren muss. Im Kofferraum hatten wir mein Faltrad dabei. Eigentlich wollte ich die 25 Kilometer zurück nach Hause größtenteils mit dem Zug zurücklegen, aber dann war ich doch zu geizig, 5,20 Euro für eine Zugfahrkarte auszugeben,  und hatte außerdem richtig Lust, in die Pedale zu treten, sodass ich den kompletten Rückweg mit dem Fahrrad gefahren bin. Unterwegs wollte ich eigentlich in einem größeren Ort noch schnell etwas Bio-Gemüse fürs Abendessen einkaufen, aber die Auswahl war in zwei Supermärkten so bescheiden, dass ich gleich lieber ganz auf den Einkauf verzichtete. Verhungern mussten wir dennoch nicht, denn wir haben für den Notfall immer etwas Gemüse in der Tiefkühltruhe.
Das ist der Nachteil, wenn man auf dem Land lebt: Zum nächsten größerem Bio-Markt sind es fast 40 Kilometer. Zwar gibt es in der Nähe zwei Bio-Bauernhöfe, auf denen man einkaufen kann, aber die Hofläden sind immer nur an bestimmten Tagen in der Woche geöffnet und spontane Einkäufe somit kaum möglich. Am besten wäre natürlich, wenn wir unseren gesamten Obst- und Gemüsebedarf aus dem eigenen Garten decken könnten, aber das werden wir wohl kaum schaffen. Und so bleibt uns leider meist nichts anderes übrig, als auf das bescheidende Bio-Angebot in den konventionellen Supermärkten zurückzugreifen, die man ja eigentlich gar nicht unterstützen sollte. Aber immerhin hat meine fast tägliche Fahrt zum Einkaufen auch einen durchaus positiven Aspekt: Da ich stets mit dem Fahrrad fahre, verbuche ich die Tour als sportliche Betätigung. Außerdem entdeckt man immer irgendetwas, worüber man sich wundern kann: Gestern zum Beispiel stand ich völlig entgeistert vor Bergen von Osterartikeln. Demnächst werden wahrscheinlich die Schoko-Osterhasen und die Schoko-Weihnachtsmänner ganzjährig nebeneinander in den Supermarkt-Regalen stehen.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Kleine Eiszeit

Heute Morgen war Eiskratzen angesagt. Das war in diesem Winter bislang noch nicht oft erforderlich.
Die Brombeerblätter sehen aus wie mit Puderzucker bestäubt.
Jetzt haben wir doch noch ein bisschen vom Winter abbekommen. Heute Morgen zeigte das Thermometer drei Grad unter Null an, und das bedeutete für Marion: Die Scheiben ihres Autos, das draußen auf dem Hof parkt, frei kratzen. Zum Glück waren die Straßen nicht glatt.
Uns ist das kalte, trockene Wetter lieber als nasses Schmuddelwetter. Auch die Pferde und die Schafe finden es so angenehmer. Und im Garten bieten die wie mit Puderzucker bestäubten, weißen Blätter einen schönen Anblick. Allerdings werden wohl einige Blütenknospen, die sich aufgrund des milden Wetters in den vergangenen Wochen für die Jahreszeit zu weit entwickelt hatten, leider erfrieren, allerdings nur, wenn es Dauerfrost mit noch tieferen Temperaturen gibt.

Dienstag, 20. Januar 2015

Faulenzen am Feuer

Auch Fussel und Fyffes würden wohl niemals die wunderbare Strahlungs-
wärme des Holzofen gegen die gleichförmige Wärme einer Zentralheizung
eintauschen wollen. 
Die Erkenntnis, dass der Winter durch ein prasselndes Feuer im Ofen erträglicher wird, ist nicht neu. Schon der römische Dichter Ovid (43 v. Chr. - ca. 17 n. Chr) notierte: "Igne levatus hiems".
"Im Januar soll man sich warm halten", schreibt der bekennende Anarchist, Müßiggänger und Bestseller-Autor Tom Hodgkinson in seinem Buch "Brave Old World" (Schöne Alte Welt). Der Januar sei der Monat zum Faulenzen am Feuer. "Es gibt nichts Trübseligeres als eine graue Feuerstelle an einem Wintertag und nichts Aufmunternderes als ein rot glühendes Feuer." Wie wahr!
Ein paar Seiten weiter heißt es in dem Buch: "Es gibt nichts Besseres, als die Flammen schön auflodern zu sehen und zu spüren, wie sich das Zimmer zu erwärmen beginnt. Ein Holzofen kann äußerst viel und äußerst behagliche Wärme im Zimmer erzeugen, nicht zu vergleichen mit der künstlichen Wärme der seelen- und blutlosen Erfindung der schwachen neuen Welt – der Zentralheizung". In diesem Punkt – und übrigens auch in vielen anderen Punkten – bin ich mit Hodgkinson einer Meinung. "Eine Zentralheizung ist langweilig, gleichförmig, fade und möglicherweise auch noch schlecht für für Deine Gesundheit. Sie sollte aus allen Häusern herausgerissen werden." Das allerdings geht bei uns nicht, denn wir haben keine Zentralheizung – und hatten auch noch nie eine. Und wir möchten auch nie in einem Haus ohne Holzofen leben, denn, um noch einmal Hodgkinson zu Wort kommen zu lassen: "Ein Feuer ist ein Fest für die Sinne".

Montag, 19. Januar 2015

Vorfreude ist die schönste Freude

Der Winter ist noch nicht einmal einen Monat alt, und schon hat mich das
"Gartenfieber" wieder gepackt. Hier wälze ich Gartenbücher und -kataloge.
Das Grippevirus hat mich bislang verschont, aber jetzt droht Ansteckungsgefahr aus gänzlich anderer Richtung: In den Geschäften sind die Regale mit den Frühjahrs- und Sommersämereien eingeräumt worden. Vorige Woche war ich gegen solcherlei Anfechtungen noch resistent, habe im Landhandel unser Spezialpferdefutter eingeladen und die bunten Tüten nur aus den Augenwinkeln mit einem Blick gestreift.
Heute folgte der nächste Schritt auf der Skala der Ansteckungszeichen: Ich blieb vor dem Regal stehen und musterte Abbildungen von Pastinaken, Mangold, Tomate, Koriander und Kerbel. Zu Hause machten sich erste Anzeichen des Gartenfiebers bemerkbar, ich begann einige Lieblingsfachbücher aus unserer "Bibliothek" zu kramen, las hier, stöberte da, schaute mir Bilder von Mischkulturen und bunten Blumenbeeten an.
Ich weiß schon, wie es weitergeht: Als nächstes werde ich Samen einkaufen, die dafür reichen würden, einen Hektar mit Blumen und Gemüse zu bestücken. Dabei habe ich noch einige keimfähige Restbestände und überdies Etliches aus Eigensammlung.
Aber wie heißt es doch so schön: Vorfreude ist die schönste Freude. Wenn ich mich zwischendurch von allzu heftigen "Fieberschüben" selbst kurieren muss, dann mit Gedanken wie an: Hochbeete befüllen, Beetumrandungen setzen, Unkraut jäten, noch ein bisschen verrotteten Mist ausbringen, Pferdewiese kalken, Obstbäume schneiden - eben all das, was wenig mit Träumen, sondern mit Arbeit zu tun hat ...

Sonntag, 18. Januar 2015

Sonntagsfrühstück

Sonntagsfrühstück mit grünem Smoothie und selbstge-
backenen Dinkel-Vollkornbrötchen. Für Fussel, die hier
schon erwartungsvoll Platz genommen  hat, ist das Früh-
stück allerdings nicht gedacht.
Was gehört zu einem guten Sonntagsfrühstück? Für uns unbedingt Kaffee aus frisch gemahlenen Arabica-Bohnen, selbstgebackene Vollkorn-Brötchen und natürlich der tägliche grüne Smoothie.
Hier unser Rezept für die Brötchen (fünf bis sechs kleine Brötchen, mehr als genug für zwei Personen):
Zutaten
• 375 g Bio-Dinkel-Vollkornmehl (möglichst frisch gemahlen)
• 250 ml lauwarmes Wasser
• 1 Tütchen Bio-Trockenhefe
• 1 gestrichener Teelöffel Salz

Zubereitung
Alle Zutaten zusammenrühren und zu einem Teig verarbeiten. Den Teig eine halbe bis eine Stunde in einer mit einem Tuch abgedeckten Schüssel an einem warmen, zugfreien Ort gehen lassen. Wer es eilig hat, kann auch gleich mit dem Backen weitermachen.
Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche mit den Händen zu einer länglichen Rolle – etwa so groß wie ein halbes Baguette – formen. Mit einem Messer die Rolle in bis zu sechs gleich große Scheiben schneiden. Die Scheiben auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech verteilen. Die Teiglinge mit Wasser besprühen oder mit den Händen mit Wasser benetzen.
Wer die Brötchen noch aufpeppen möchte, bestreut sie zum Beispiel mit Mohn, Sesam oder Sonnenblumenkernen.
Die Brötchen bei 225 Grad 20 bis 25 Minuten im Ofen backen. Sie sind fertig gebacken, wenn es beim Klopfen auf die Unterseite hohl klingt.

Samstag, 17. Januar 2015

Endlich mal wieder blauer Himmel

Wow, endlich mal wieder Sonne und richtig schöner blauer Himmel! Wir hatten fast schon vergessen, wie gut das tut und wie positiv es sich auf die Stimmung auswirkt! Deshalb musste ich heute Nachmittag, bevor die Sonne untergeht, schnell noch ein Erinnerungsfoto machen, denn wer weiß, wann wir wieder so ein herrliches Wetter haben werden? Der Wetterbericht für unsere Region macht jedenfalls nicht viel Hoffnung: "In den nächsten Tagen hat die Sonne beim Wetter bei einer geschlossenen Wolkendecke keine Chance", heißt es heute bei wetteronline. Trotzdem wünschen wir euch allen einen schönen Sonntag!

Bevor die Sonne unterging, musste ich heute Nachmittag noch schnell den blauen Himmel dokumentieren, den wir
in diesem Winter ja bislang leider noch nicht so oft zu sehen bekamen.

Freitag, 16. Januar 2015

Jede Tasse Kaffee schwer verdient

Erst die Kurbelarbeit, dann das Kaffeevergnügen.
Es gibt kaum etwas Widerlicheres als schlechten Kaffee. Der kann einem nicht nur den ganzen Tag verderben, sondern (zumindest bei mir) auch Magenkrämpfe und heftige Kopfschmerzen hervorrufen. Der schlimmste Kaffee ist billiger Supermarktkaffee, zubereitet in einer herkömmlichen Kaffeemaschine. Wenn schon Filterkaffee, dann bitte handgefiltert unter Verwendung eines Keramikfilters.
Für guten Kaffee habe ich mich schon während meiner Schulzeit interessiert. In der Oberstufe habe ich mich im Rahmen einer Projektwoche mit der Geschichte des Kaffees, dem Anbau, der Ernte und der Röstung beschäftigt, und seitdem hat mich das Thema nicht wieder losgelassen. Vor einigen Jahren habe ich mich von einem alten Kaffeeröster in die Kunst der handwerklichen Kaffeeröstung einführen lassen. Seitdem habe ich so ziemlich jeder Kaffee-Zubereitungsart ausprobiert und mich dabei so langsam an den geschmacklich besten Kaffee herangetastet.
Für mich gibt es inzwischen keine Alternative mehr zu selbstgemahlenen Arabica-Kaffee. Die Bohnen müssen unbedingt aus Bio-Anbau sein. Den Kaffee mahle ich portionsweise mit einer hochwertigen Handmühle, und zwar so fein wie Espressopulver. Die Handmühle ist zwar teurer als die handelsüblichen elektrischen Kaffeemühlen, und das Mahlen macht mehr Arbeit. Man muss sich jede Tasse Kaffee durch minutenlanges Kurbeln schwer verdienen. Aber es lohnt sich. Die Handmühle zerhäckselt die Bohnen nicht, und durch die vergleichsweise geringe Mahlgeschwindigkeit werden die Bohnen nicht warm, was wichtig ist, um das volle Aroma zu bewahren. Ganze Bohnen sind teurer als Pulverkaffee, aber das ist durchaus berechtigt: Nur erstklassige Qualität wird in Form von ganzen Bohnen angeboten. Das Mahlen unmittelbar vor der Zubereitung verhindert, dass sich die Aromastoffe verflüchtigen. Im Gegensatz zu frisch gemahlenem Kaffee schmeckt vakuumverpackter Pulverkaffee regelrecht alt und abgestanden, sogar dann, wenn die Packung gerade erst geöffnet worden ist.
Meine wunderschöne Kaffee-
mühle von Zassenhaus aus
Solingen.
Das frisch gemahlene Kaffeepulver kommt kommt in eine Siebträgermaschine mit 16 Bar Pumpendruck und Vorbrühfunktion. Ich habe sämtliche Tests gelesen, die ich bekommen konnte, und habe mit Erstaunen festgestellt, dass es nicht unbedingt ein 1000-Euro-Modell aus italienischer Fertigung sein muss. Nein, Severin produziert ein feines, kleines Maschinchen mit der Bezeichnung KA 5991, das zwar aussieht wie ein Spielzeug, aber technisch den Luxusmodellen durchaus ebenbürtig ist. Das Beste: Es kostet gerade einmal rund 100 Euro. Ich habe mit gleich zwei solcher Maschinen gekauft, eine für unsere Frühstücksküche und eine für das Esszimmer.
"Mein" Kaffee schmeckt mir so lecker, dass ich eigentlich anderen Kaffee mehr trinken mag. In Cafés  und Restaurants trinke ich inzwischen lieber Tee, um nicht enttäuscht zu werden. Nur in einigen Bio-Cafés mache ich mal eine Ausnahme.
So wie mit dem Kaffee versuche ich es inzwischen auch mit den meisten anderen Lebensmitteln zu halten: Lieber weniger konsumieren, aber dafür lieber darauf achten, dass nur die besten Rohstoffe verwendet werden und alles auf bestmögliche Art zubereitet wird. Ich bin in dieser Hinsicht auf einer Linie mit der Slow-Food-Bewegung, nur dass es bei mir möglichst auch immer bio, vollwertig und vegan sein sollte. Gute Lebensmittel verdienen es auch, mit Sorgfalt zubereitet und mit Genuss gegessen zu werden.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Unser Gast aus Sibirien kränkelt

Viele Früchte bedeuten viele Samen für die Nachzucht.
Der Sibirische Hauspaprika mäkelt, wie schon im vergangenen Jahr im Winterquartier. Diesmal aber bin ich nicht ganz so besorgt wie damals. Da hatte die Auslese, die angeblich ein Überlebenskünstler unter widrigen Bedingungen  - vor allem Lichtmangel - im Haus ist, gerade eine einzige rote rattenscharfe Frucht hervorgebracht. Kein Vergleich mit der aktuellen Situation, wo die Pflanzen (mittlerweile im zweiten Jahr mit verholztem Stämmchen) zwar keine gute Figur machen, dafür aber viele Chilischoten angesetzt haben und damit jede Menge Samen für eine Nachzucht. Deshalb sehe ich ganz entspannt dem Frühjahr entgegen.
Und auch sonst bin ich vom Sibirischen Hauspaprika keinesfalls enttäuscht. Alle vorangegangenen Versuche, Pflanzen anderer Sorten gut durch den Winter zu bringen, waren trotz meines "grünen Daumens" auch für schwierige Patienten, kläglich gescheitert. Ergebnis: Totalausfall. Unser Wohnzimmer mit wenig Direktlicht ist eben ein hartes Pflaster, selbst für hartgesottene Grünlinge. Ich bin eigentlich ganz zuversichtlich, mindestens zwei Pflanzen in die warme Freiluftsaison zu retten. Und wenn es doch schiefgeht, dann habe ich ja noch den Samenvorrat an dann verdorrten Stängeln ...

Mittwoch, 14. Januar 2015

Zähne putzen

Drei Minuten Zähne putzen, lautet die Regel, die jedes Kind lernt. Ich muss mich jeden Abend anstrengen, um auf diese Zeit zu kommen. Ich gebe es zu: Meist bin ich etwas früher fertig. Ich sollte mir wohl mal ein Beispiel an Fyffes nehmen: Der putzt seine Zähne abends mit Sorgfalt und Hingabe, und das nicht nur drei, sondern sogar fünf Minuten lang. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er zum Zähneputzen keine Zahnbürste benutzt, sondern eine Stange aus getrocknteter, gedrehter Rinderhaut. Für mich als Veganerin kommt so etwas nicht in Frage, und ich bin mir auch nicht sicher, ob das bei mir denselben Effekt hätte wie bei einem Hundegebiss. Ich bleibe also lieber bei der klassischen Zahnbürste.

Mit beiden Händen wird die Zahnputzstange gehalten und dann abwechselnd links und rechts geputzt. Rund fünf Minuten
dauert die sorgfältige und offenbar auch genussvolle Zahnreinigung. Die Stange wird dabei immer kürzer, bis sie schließlich ganz verschwunden ist.

Dienstag, 13. Januar 2015

Vollkorn-Dinkelwaffeln mit Erbsenpüree

Einfach zuzubereitendes und dennoch raffiniertes Abend-
essen: Dinkel-Vollkornwaffeln mit einem Püree aus 
grünen Erbsen.
Heute gab es bei uns endlich wieder einmal pikante Waffeln zum Abendessen – selbstverständlich vegan und vollwertig. Diesmal habe ich sie mit einem Püree aus grünen Erbsen serviert.
Hier ist mein Rezept:
Zutaten
• 450 g grüne Bio-Erbsen (TK)
• 300 g Bio-Vollkorn-Dinkelmehl (ich mahle es selbst, damit die wertvollen Inhaltsstoffe des Getreidekorns erhalten bleiben)
• 1 gelbe Zwiebel
• 1/2 Bund frische Petersilie oder 1/2 Päckchen TK-Petersilie (möglichst Bio-Ware)
• 1/2 Bund frischer Schnittlauch oder 1/2 Päckchen TK-Schnittlauch (möglichst Bio-Ware)
• 100 ml Rapsöl
• 300 ml Wasser
• 1 Teelöffel Backpulver
• 1 Teelöffel Salz
• Pfeffer aus der Mühle
• 50 ml Hafer- oder Reis-Milch

Zubereitung
Die Erbsen mit 50 ml Wasser in einem Kochtopf erhitzen und ca. 10 min. köcheln lassen. Derweil den Teig anrühren, dazu Mehl, Öl, Backpulver, Salz und Wasser verrühren. Nicht gleich das gesamte Wasser zugeben, sondern nach und nach. Der Teig sollte relativ flüssig sein. Je nach Mahlgrad des Mehls kann es erforderlich sein, die Wassermenge zu variieren. Zum Schluss eine klein gehackte Zwiebel, Petersilie und Schnittlauch unterheben und mit Pfeffer abschmecken. Den Teig ca. zehn Minuten ruhen lassen.
Derweil von den Erbsen das evt. nicht verdampfte Kochwasser abgießen, die Erbsen in eine Kunststoffschüssel geben und mit dem Stabmixer pürieren oder durch eine Kartoffelpresse drücken. Das Püree mit der Hafer- oder Reismilch verrühren, bis sich eine cremige Konsistenz ergibt. Reismilch und besonders Hafermilch ist von Natur aus leicht süß und unterstreicht noch die leichte Süße des Erbsenpürees. Sojamilch ist aufgrund des Eigengeschmacks nicht geeignet.
Ein vorgeheiztes Waffeleisen mit Hilfe eines Küchenpinsels einölen und je Waffel eine Kelle Teig in die Form geben. Je nach Leistung des Waffeleisens sollten die Waffeln nach spätestens drei Minuten ausgebacken sein. Die Teigmenge ergibt insgesamt zwei mal vier Brüsseler Waffeln, perfekt, um zwei hungrige Personen satt zu machen. Bei herzförmigen Waffeln dürfte die Teigmenge für 2 x sechs Waffeln reichen.
Da in einem Backvorgang gleichzeitig vier Waffeln gebacken werden, arrangiere ich je zwei Waffeln auf einem Teller und gebe mit einem Esslöffel einen ordentlichen Klecks Erbsenpüree darüber.
Tipp für Leckermäuler: Mit Wildpreiselbeermarmelade kommt eine weitere Farbe ins Spiel, und lecker ist es obendrein.

Montag, 12. Januar 2015

Die Natur erwacht schon wieder

An dem Haselsträuchern hängen schon wieder dicke, lange Kätzchen.
Die Natur im Winterschlaf? Nein, wenn man mal etwas genauer hinschaut, entdeckt man, wie ausgeschlafen sie schon wieder ist. An den Haselsträuchern (Corylus avellana) hängen schon dicke, lange Blütenkätzchen, und das Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum) hat schon wieder neue Blätter bekommen.
Auch der Garten ist seiner Zeit voraus: Dort treiben doch tatsächlich schon die Tulpen, die eigentlich erst im April blühen sollen, und die Rosen stehen auch schon wieder in den Startlöchern.
Für die Pflanzen ist das ein riskantes Spiel, denn wenn sie den Frühlingsbeginn zu weit vorverlegen und dann vom Frost kalt erwischt werden, ist die ganze Pracht dahin.

Am Wald-Geißblatt haben sich die ersten neuen Blätter entfaltet.

Sonntag, 11. Januar 2015

Schön dramatisch: Wintergewitter

Hagelkörner auf dem Polster unseres Schaukelstuhls, der im Dieleneingang unseres Hauses steht.
Draußen spielt jemand am Lichtschalter: Gleißend heller Schein, gefolgt von etwas, das vom empörten Bellen unserer Hündchen übertönt wird. Kurz darauf trommelt es gegen die Fensterscheiben, jetzt werden wir auch noch von Hagelkörnern groß wie Erbsen beworfen. Ein Gewitter mitten im Winter, davor zwei Tage Sturm, der sich heute zum kräftigen Wind abgeschwächt hatte. Wettermäßig ein ziemlich dramatischer Schlusspunkt unter einen Tag, der sehr wohl seine sonnigen Minuten hatte.
Gegen den Wind zogen wir am Nachmittag vorbei an den Feldern und hinein in den Wald. Überall liegen Äste herum, etliches hängt noch abgerissen in den Baumkronen. Ein "Querwaldein"-Spaziergang ist derzeit nicht empfehlenswert, aber das war den Hunden egal, die immer mal wieder ein paar Meter links oder rechts zwischen den Bäumen tobten.
Die Sonne spielte Fangen mit schwarzen Wolken, die sich in dichter Front von Nordwesten heranschoben. Und am grauen Geißblattgestrüpp entdeckten wir lauter frische grüne Blätter. April im Januar: schönes Mistwetter!
Mit dem Gewitter kam der Hagel, und innerhalb von Sekunden war der Rasen weiß. 

Samstag, 10. Januar 2015

Keine Angst vor Mäusen!

Mäuse sind wunderschöne Tiere. Aber da sie sich leider stark vermehren und dann ziemlich viel Dreck machen, müssen wir ihnen leider in jedem Winter erneut Hausverbot erteilen und dieses mit Zwangsmaßnahmen durchsetzen.
Wer Angst vor Mäusen hat, sollte nicht in ein altes Fachwerkhaus ziehen. Denn in so einem Haus gibt es, zumindest wenn es nicht totsaniert, sondern weitgehend im Originalzustand erhalten ist, unzählige Schlupflöcher, durch die Mäuse ins Innere gelangen können. Auch wir bekommen in jedem Winter Besuch von den kleinen Nagern. Wir hätten grundsätzlich auch gar nichts dagegen, denn wir lieben diese wunderschönen Tiere und beobachten sie gerne dabei, wie sie sich zum Beispiel einen Rest Brot stibitzen und diesen blitzschnell in ihr Versteck schleppen. Aber leider neigen Mäuse mit gutem Nahrungsangebot dazu, sich geradezu explosionsartig zu vermehren. Außerdem lassen sie, überall, wo sie gehen und stehen, winzige Mäuseköttel fallen, die noch kleiner sind als die Schwarzkümmelkörner auf dem Fladenbrot. Daher bleibt uns gar nichts Anderes übrig, als den Mäusen Hausverbot zu erteilen. Leider halten sich sich generell nicht an Verbote, und so müssen wir zu Zwangsmaßnahmen greifen. Wir stellen Lebendfallen auf und bestücken diese mit Keksen und anderen kleinen Leckereien. Auf Anhieb gelingt es allerdings nur, die noch unerfahrenen Jungmäuse zu fangen. Die älteren Mäuse plündern die Falle, ohne dass diese zuschnappt. Wie es ihnen gelingt, den empfindlichen Mechanismus auszutricksen, ist uns ein Rätsel. Aber wir nehmen die Herausforderung an und versuchen, die "Profis" unsererseits zu überlisten, indem wir die Köder direkt mit dem Auslösemechanismus der Falle verbinden.
Die gefangenen Mäuse setzen wir möglichst weit weg von Haus wieder aus, vorzugsweise am Brennholzschuppen, wo sie neuen Unterschlupf finden können. Damit sie dort nicht hungern müssen, haben wir ihnen dort ein kleines Proviantdepot angelegt.

Freitag, 9. Januar 2015

Nur bis zur Türschwelle

Da hinaus? Durch die große Pfütze? Nein, bloß nicht! Da bekäme man ja nasse Füsse.
Es heißt ja, Hühner würden gerne im Dreck scharen, und der Hahn stünde am liebsten oben auf dem Misthaufen. Das mag so sein, aber unsere Hühner mögen so ein mieses Wetter wie heute mindestens ebensowenig wie wir. Bei dem Sturm und dem Regen waren sie nicht dazu zu bewegen, ihren Stall zu  verlassen. Kein Wunder, vor ihrer Türschwelle hatte sich so viel Wasser gesammelt, dass die Pfütze für die Hühner fast schon als kleiner Schwimmteich getaugt hätte. Doch Hühner sind keine Enten und nehmen viel lieber ein Sandbad.

Donnerstag, 8. Januar 2015

"Aber die Zündschnur ist sehr lang …"

Marion empfiehlt "Das Haus der vergessenen
Bücher von Christopher Morley".
In stürmischen Zeiten – und damit ist nicht das heranziehende Sturmtief gemeint – sind Bücher mitunter ein wahrer Trost. Roger Mifflin, Buchhändler aus Passion und Herr im "Haus der vergessenen Bücher" (so der Titel) geht in seinem Idealismus sogar noch weiter. Er sagt: "Gute Bücher unter die Leute zu bringen, sie als Saat in fruchtbaren Boden zu bringen; Verständnis für und Achtung vor dem Leben zu verbreiten – ist das nicht die höchste Aufgabe überhaupt?". Der gute Mifflin, der in einem Labyrinth aus Bücherregalen wohnt, beschienen von grünen Lampenschirmen und stets von einer dichten Rauchwolke umwabert, geht gar noch weiter, wenn er in Bewunderung über ein bestimmtes Werk schwärmt: "In diesem Buch steckt genug TNT, um den Krieg ein für alle Mal vom Antlitz der Erde zu fegen. Aber die Zündschnur ist sehr lang. Noch ist es nicht wirklich hochgegangen, und es ist sehr gut möglich, dass die Explosion noch fünfzig Jahre auf sich warten lässt."
Christopher Morley hat "Das Haus der vergessenen Bücher" 1919 herausgebracht, damals unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs. Heute wissen wir, dass Bücher, mögen sie noch so eindringlich sein, keinen Krieg verhindern können. Aber ohne das geschriebene Wort, die zur Zeichnung gewordene Meinung oder Provokation,  wie trostlos wäre dann unser Leben? Ohne Aussicht und Hoffnung auf eine bessere Welt?
Bücher sind ein wahrer Schatz, heute mehr als gestern. Deshalb freue ich mich schon jetzt, nachher wieder ein paar Seiten im "Haus der vergessenen Bücher" stöbern zu dürfen …

Mittwoch, 7. Januar 2015

Ein schwarzer Tag ...

... nicht nur für unsere französischen Nachbarn, sondern auch für die Meinungs- und Pressefreiheit in Europa. Wir gedenken der heute in Paris brutal ermordeten Journalisten von "Charlie Hebdo" und der getöteten Polizisten.

Dienstag, 6. Januar 2015

Grippe statt Knut

ASS gegen die Schmerzen und das Fieber, Inhalieren, um die Nase freizu-
bekommen – mehr kann man bei Grippe eigentlich nicht machen. Anson-
sten lautet die Parole "Abwarten und viel Tee trinken".
Puh, jetzt hat sie mich auch voll erwischt, die fiese Grippe. Mitgebracht habe ich sie aus unserem allseits beliebten Möbelhaus, wo wir am Sonnabend ein paar Kleinigkeiten zu besorgen hatten. Weil dort gerade "Knut" angesagt war – das ist sozusagen der Weihnachtsschlussverkauf, benannt nach dem St. Knut-Tag, mit dem am 13. Januar die Weihnachtszeit in Schweden endet –, war es entsprechend voll, und herumschwirrende Viren haben sich die arme Inka aus Opfer ausgesucht. Grippe statt Knut also. Das Ärgerliche dabei: Ich kann sie nicht zurückgeben. Die großzügige Umtauschpraxis gilt nur für Gegenstände, die einen schwedischen Namen haben. Grippe ist aber ein ziemlich deutscher Name. Auf Schwedisch heißt sie influensa, ist aber auch unter dieser Bezeichnung im aktuellen Katalog nicht enthalten.

Montag, 5. Januar 2015

Platz ist in der kleinsten Hütte

Schläfrig und zufrieden blinzelt Fyffes über den Rand des für ihn eigentlich
zu kleinen Kartons.
Da lege ich ihm extra eine große Decke vor den Kaminofen und biete ihm obendrein auch noch ein Kissen an, und was macht Fyffes? Er verschmäht Decke und Kissen und zwängt sich stattdessen in den eigentlich viel zu kleinen Karton für die alten Zeitungen, mit denen wir das Feuer entfachen. Vielleicht ist er eigentlich ein Höhlentier? Zumindest scheint er sich in dem Karton geborgener zu fühlen als ohne schützende Seitenwände um ihn herum. Allerdings dauert es eine Weile, bis er in der engen Kiste eine bequeme Liegeposition gefunden hat. Ist das endlich der Fall, seufzt er zufrieden und schließt die Augen.

Sonntag, 4. Januar 2015

Raus mit dem Kühlschrank!

Wo bisher der Kühlschrank stand, haben wir heute ein
Metallregal aufgestellt, in dem jetzt auch unsere Gläser
mit den verschiedenen Getreidekörnern Platz finden.
Wir sitzen gemütlich beim Sonntagsfrühstück und genießen unsere frisch gebackenen Vollkorn-Dinkelbrötchen. Mein Blick fällt auf den weißen, fast zwei Meter hohen Kühlschrank. "Wollen wir den nicht rauschmeißen?" frage ich. "Ja, von mir aus gern", antwortet Marion, die mir gegenüber sitzt und das Monstrum von ihrem Platz aus nur sieht, wenn sie sich umdreht. "Der steht ja sowieso nur im Weg."
Nachdem der Frühstückstisch abgeräumt ist, legen wir los. Der Kühlschrank wird ausgeräumt, was schnell erledigt ist. Hafermilch, Margerine, Marmelade, Senf, Ketchup, Sojasauce, ein veganer Brotaufstrich sowie eingelegte Peperoni und Oliven – wesentlich mehr enthält der Kühlschrank nicht. Wenn man bedenkt, wie voll der früher war! Wir hatten uns extra einen gekauft, der doppelt so hoch war die, den wir zuvor in der Küche stehen hatten. Und damit er besonders lange hält, fiel die Wahl auf ein hochwertiges Markengerät. Und jetzt ist er überflüssig! Das nicht etwa, weil wir nur noch außer Haus oder ganz spartanisch essen würden. Nein, ganz im Gegenteil, wir kochen jeden Tag und essen besser denn je, aber da wir uns nur noch biologisch, vegan und vollwertig ernähren und aus Prinzip weitestgehend auf verarbeitete Produkte verzichten, haben wir kaum noch etwas, was wir im Kühlschrank aufbewahren müssen, damit es nicht verdirbt. Auch die kleine Tiefkühltruhe im Keller ist ziemlich leer, enthält lediglich einige Beutel Obst und Gemüse.
Für unseren allmorgendlichen grünen Smoothie verwenden wir überwiegend frisches Obst und Gemüse, das bei Zimmertemperatur gelagert werden kann. Das Getreide fürs Frischkornmüsli und das Vollkornmehl für Brot und Brötchen wird ebenso frisch gemahlen wie der Kaffee. Für die Haferflocken haben wir eine Flockenquetsche. Das Abendessen bereiten wir am liebsten aus Reis, Kartoffeln und Vollkornnudeln und frischem Gemüse der Saison zu, und Kuchen essen wir nur noch, wenn wir Gäste haben. Und Getränke aus dem Supermarkt brauchen wir erst recht nicht, denn Trinkwasser kommt aus dem Wasserhahn, und im Regal stehen die Zutaten für Kaffee und Tee.
Manche Leute können es sich nicht vorstellen, ohne das üppige Warenangebot aus dem Supermarkt auszukommen. Immer wieder bekommen wir zu hören: "Das ihr darauf verzichten könnt! Ich könnte das nicht." Aber für uns ist es kein Verzicht, sondern eine Bereicherung. Da wir keine Fertigprodukte verwenden, sondern unser Essen überwiegend aus hochwertigen Bio-Rohstoffen frisch zubereiten, können wir jeden Tag so gut essen wie in einem Sterne-Restaurant, nur viel gesünder.
Groß und klotzig und ziemlich
überflüssig: Unser Kühlschrank
musste umziehen.
"Ich könnte mir Bio-Lebensmittel nicht leisten", sagen manche Leute. Sie übersehen, das Fertigprodukte viel teurer sind als Obst und Gemüse in Bio-Qualität. Klar, auch wir würden wahrscheinlich auf längere Sicht verarmen, wenn wir nur Bio-Fertigprodukte kaufen würden, die natürlich noch teurer sind als konventionelle Fertigprodukte. Für eine Bio-Fertigpizza aus der Supermarkt-Tiefkühltruhe müsste man wahrscheinlich mindestens vier Euro zahlen. Die Zutaten für unsere selbstgemachte, mit frischem Gemüse belegte, vegane und vollwertige Bio-Pizza kosten noch nicht einmal die Hälfte davon. 
Gestern waren wir in einem großen Bio-Supermarkt und ziemlich entsetzt über die vielen Bio-Fertigprodukte, die dort angeboten wurden. Sogar Obst und Gemüse in Pulverform zum schnellen und bequemen Anmixen von grünen Smoothies gab es dort – jedes der winzigen Tütchen kostete sieben Euro. Gibt es wirklich Leute, die sich grüne Smoothies aus der Tüte zusammenrühren und dafür auch noch einen Haufen Geld ausgeben? Wie bescheuert ist denn das!
Den aus unserer kleinen Küche verbannten Kühlschrank haben wir jetzt erst einmal in unserer Zweitküche zwischengelagert. Wer weiß, vielleicht bekommen wir im nächsten Sommer eine Hitzewelle und sind dann froh, wenn wir das Obst und Gemüse etwas kühlen können. Aber in der Zweitküche wirkt er auch irgendwie fehl am Platz, wie ein Fremdkörper. Früher oder später werden wir uns wohl ganz von ihm verabschieden.
Wir kennen eine Familie, die sich nur von Rohkost ernährt und ganz ohne Herd und Backofen auskommt. Statt eines normalen Kühlschranks hat sie einen Spezialkühlschrank, der nur aus Gemüsefächern besteht. Das ist eine durchaus sinnvolle Anschaffung, wenn man seinen gesamten Gemüsevorrat für jeweils eine Woche direkt beim Bio-Bauern kauft.

Samstag, 3. Januar 2015

Am liebsten da, wo Wasser ist

"Wilde" Natur an einem Bach im Wald.
Marion zwischen Stechpalmen
und knorrigen Eichen
Die Lüneburger Heide ist, obwohl sie heute nur noch einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Größe hat, vor allem für alle nicht Einheimischen eine durchaus spektakuläre Landschaft. Abseits der Heideflächen muss man hingegen etwas suchen, um Natur in wilder Schönheit zu entdecken. Die Lüneburger Heide liegt schließlich nicht in einem Mittelgebirge, sondern in der norddeutschen Tiefebene.
Wenn wir draußen unterwegs sind, zieht es uns daher immer wieder an die Flüsse und Bäche, denn in ihrer Nähe ist die Landschaft eigentlich ausnahmslos vielfältiger und interessanter. So war es auch heute. Wir wanderten durch einen eher wenig abwechslungsreichen Mischwald – das einzig wirklich Interessante dort waren die zahlreichen Stechpalmen (Ilex), die an den Füßen knorriger Eichen wuchsen –, doch dann kamen wir an einen Bach, den wir uns auf der Fahrt im Auto bei Google Maps ausgeguckt hatten,  und gingen an ihm entlang, und plötzlich sah der Wald ganz anders aus, war spannend und machte einen richtig wilden Eindruck.


Freitag, 2. Januar 2015

Letzte Gelegenheit genutzt

Zu guter Letzt doch noch ein wenig weihnachtliche Atmosphäre. 
Von der Weihnachtszeit habe ich diesmal wegen der vielen Arbeit kaum etwas mitbekommen. Ich war auf keinem Weihnachtsmarkt, und da wir uns an der Geschenkeschlacht nicht beteiligen, musste ich auch nicht durch weihnachtlich beleuchtete Innenstädte hasten. Bevor die Weihnachtsbeleuchtung demontiert wird und die Tannenbäume auf den Kompost landen, haben wir heute gewissermaßen die letzte Gelegenheit genutzt, um noch etwas weihnachtliche Atmosphäre zu spüren. Wir waren in Lüneburg, um im historischen Ambiente der alten Hansestadt einen kleinen Stadtbummel zu machen. Aber irgendwie war es diesmal nicht so schön wie sonst, und das lag nicht nur an meiner Winterdepression, die mich besonders heftig erwischt hat, sondern auch am Wetter. Es stürmte und regnete, und es war kalt und ungemütlich. Und dann waren wir in einem eigentlich sehr schönen, angesagten und deshalb entsprechend gut besuchten Café, das auch einiges Veganes auf der Karte hatte. Marion bestellte das vegane Rührei-Frühstück, und ich nahm, da ich eine Soja-Unverträglichkeit habe und somit kein Rührei auf Tofu-Basis vertrage, das vegane Pfannkuchen-Frühstück. Beide Frühstücksgerichte schmeckten nicht schlecht, der Pfannkuchen war allerdings auf der Unterseite etwas fettig. Aber das störte mich weniger als die Kuhmilch, die uns zum Bio-Kaffee in einem Porzellankännchen serviert wurde. Wir trinken den Kaffee sowieso schwarz, also war es kein Drama, aber mich ärgert es schon, wenn die Bedienung ungefragt Milch auf den Tisch stellt, zumal man zusammen mit dem Kaffee zwei vegane Frühstücksgerichte bestellt hat. Als uns die nette Bedienung nach dem Frühstück die Rechnung brachte, zeigte ich auf das Milchkännchen und erkundigte mich freundlich, was das für Milch sei. "Äh, ganz normale, wieso?" entgegnete die Bedienung etwas irritiert. "Naja", sagte ich, "es ist vielleicht nicht so eine gute Idee, Veganern zum veganen Frühstück Kuhmilch zu bringen." "Ach so", sagte die Bedienung, "dann hätte ich ihnen wohl lieber Sojamilch bringen sollen ...". "Nein, bloß nicht, Sojamilch ist ja eklig und außerdem für viele Menschen, auch für mich, unverträglich. Wenn schon Milch, dann bitte Hafermilch oder Mandelmilch! Aber noch lieber wäre es uns, wenn Sie vorher fragen würden, ob überhaupt Milch zum Kaffee gewünscht wird. Uns tut es nämlich in der Seele weh, dass die Milch, deren Erzeugung mit Tierleid verbunden war, jetzt weggekippt werden muss." "Ich verstehe", sagte die Bedienung, "eine gute Anregung, die ich gleich der Chefin weitergeben werde." Wir bedankten uns und gaben trotz der Milch-Panne ein großzügiges Trinkgeld.
Uns war der Besuch in dem Café, das mit den Attributen biologisch und nachhaltig wirbt, wieder eine Lehre. Gelernt haben wir, dass es vegane Cafés gibt und solche, die auf den Vegan-Trend reagiert und ihre Speisekarte entsprechend erweitert haben.
Der Stadtbummel nach dem Frühstück war ein lustloser Streifzug durch den Sale-Schilderwald. Der Winter wurde gewissermaßen herausgeramscht – noch nicht einmal zwei Wochen nachdem er begonnen hat. Außer ein paar Lebensmitteln haben wir nichts gekauft.
Dennoch hatte der Stadtbummel etwas Gutes: Für die nächsten Monate können wir gut darauf verzichten, ohne dass Gefühl zu haben, dass uns etwas fehlt.

Donnerstag, 1. Januar 2015

Wohnt da etwa ein Waldgeist?

Auch Foxy interessiert sich für die vermeintliche Trollhöhle.
"O, guck mal da, eine Trollhöhle!" ruft Marion, als wir heute bei herrlichem Sonnenschein, aber eiskaltem Wind mit den Hunden auf einem Weg am Waldrand entlang wandern. An einer mehr waagerecht als senkrecht gewachsenen Birke hat sie ein Loch entdeckt, dass so groß und tief ist, dass tatsächlich ein ausgewachsener Waldgeist komfortabel darin Platz finden würde. Furchtlos steckt Marion die Hand in das Loch und kann  ihren Arm bis fast zum Ellenbogen versenken. "Da unten ist Eis! Der Troll kann in seiner Höhle Schlittschuh laufen!"
Auch Foxy interessiert sich für die Höhle, und läuft am schräg stehenden Stamm bis zur Astgabel hinauf und schaut ins schwarze Loch. Der Bewohner ist aber ausgeflogen, sonst hätte Marion ihn ja schon ertastet.