Mittwoch, 30. September 2015

In Schwedens sonnigster Stadt

Nach einem Platz an der Sonne mit Blick aufs Meer und die historischen Bauten der Weltkulturerbe-Stadt muss man in Karlskrona nicht lange suchen.

In den vergangenen zwei Jahren war Karlskrona, traumhaft schön im Schärengarten an der Ostsee gelegen, die von der Sonne am meisten verwöhnte Stadt Schwedens, und es ist gut möglich, dass sie es auch in diesem Jahr wieder wird. Heute zumindest waren die Bedingungen dafür perfekt: Blauer Himmel und fast sommerliche Temperaturen. In der Umgebung der Stadt, die König Karl XI im Jahr 1680 auf mehreren, der Küste vorgelagerten Felseninseln als stark besfestigte Marinebasis nach streng geometrischem Muster anlegen ließ und die 1998 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, wächst dank des milden Klimas sogar Wein. Das Anbaugebiet ist mit 5000 Rebstöcken gar nicht mal so klein, und der Wein ist immerhin so gut, dass er schon Auszeichnungen erhalten hat.
Wir waren heute nicht wegen des Weins in Karlskrona, wohl aber wegen des milden Klimas, vor allem aber, um um die besondere Atmospähre dieser Stadt zu genießen, die uns mit ihren großen Plätzen, Boulevards mit auf die Straße hinaus gebauten Cafés nach Pariser Vorbild, ihren vollständig erhaltenen alten Festungsanlagen und ihrem maritimen Flair immer wieder begeistert. Man müsste lange suchen, um eine Küstenstadt mit einer ähnlich hohen Lebensqualität zu finden.

Rechts hinter dem Leuchturm haben wir heute Mittag eine Picknickpause am Wasser gemacht.

Früher ein Arme-Leute-Viertel, in dem die Werftarbeiter wohnten, heute chic und so begehrt, dass der Wohnraum hier kaum bezahlbar ist. 

Fast 300 Jahre lang war Karlskrona ein stark befestigter Marinestützpunkt, und auch heute noch gehören Marineangehörige in Uniform zum Stadtbild.

Die meisten der ehemaligen Marinegebäude sind inzwischen zu Wohnhäusern umgebaut. Die Bewohner haben statt eines Autos ein Boot vor der Tür.

Segelschiff am Kai des Marinemuseums, das gerade wieder zum Museum des Jahres gewählt worden ist.

Dienstag, 29. September 2015

Schreck beim Snack

Wegen dieser Aussicht liebten wir den Picknickplatz an der Brücke zwischen den beiden Inseln. Allerdings werden wir die Aussicht dort künfttig lieber vom Auto aus genießen.

Au weia, das hätte beinahe Ärger gegeben! Auf dem Weg durch das riesige Åsnen-Seengebiet bei uns in der Nähe steuerten wir heute gegen Mittag einen unserer Lieblings-Picknickplätze an. Er liegt am Damm einer Brücke zwischen zwei Inseln. Man kann dort prima auf den großen, warmen Steinen am Ufer siitzen und aufs Wasser hinaus schauen, und genau das taten wir auch. 
Der heiße (Lupinen-)Kaffee aus der Thermoskanne dampfte im Becher, und auch unser kleiner Snack war schon ausgepackt. Aber irgendwie waren die Steine, die wir uns zum Sitzen ausgesucht hatten, nicht so bequem, wie sie zunächst schienen, und so schlug Marion vor, den Platz zu wechseln: "Lass und ein paar Meter weiter nach rechts umziehen. Dort können wir besser sitzen." 
Kaum waren wir aufgestanden und hatten, den Kaffeebecher in der Hand balancierend, gerade den ersten Schritt gemacht, da hörten wir es zischen, und eine große Schlange wand sich direkt vor unseren Füßen. Mit einem Satz waren wir oben auf dem Damm, nur der Inhalt des Kaffeebechers blieb unten. 
Nachdem wir uns von dem Schreck beim Snack erholt hatten, wagte sich Marion an die Kante des Damms, während ich aus sicherer Entfernung rief: "Pass auf! Sei vorsichtig!" Marion war sichtlich beeindruckt von dem, was sie dort auf den Steinen sah, auf die wir uns gerade setzen wollten: Die dicke Kreuzotter war nicht allein. Um sie herum schlängelten sich fünf deutlich kleinere Exemplare dieser Giftschlange – offenbar eine Mutter mit ihrem Nachwuchs, der das Sonnenplätzchen am Ufer offenbar genauso gut gefiel wie uns. 
Wir waren froh, dass wir diesmal nicht die Hunde dabei hatten – sie erholten sich zuhause von der morgendlichen Wanderung –, denn mit einer Giftschlange, die ihre Kinder dabei hat, ist nicht zu spaßen. Sie hätte, um den Nachwuchs zu verteidigen, wahrscheinlich sofort zugebissen.
Nachdem wir Reißaus genommen hatten, fiel uns ein, dass es wahrscheinlich gut gewesen wäre, wenn wir einen Zettel mit einer Warnung vor den Schlangen an der Brücke angebracht hätten, denn wir sind nicht die einzigen, die den eigentlich traumhaft schönen Ort als Picknickplatz für sich entdeckt haben, und auch bei Anglern ist die Brücke sehr beliebt. Aber im Zeitalter von iPad und iPhone hatten wir sowieso weder Stift noch Papier dabei.
Kreuzottern kommen in Skandinavien zwar recht häufig vor – ständig sehen wir überfahrene Schlangen auf der Straße –, aber dass man gleich auf eine ganze Familie dieser Schlangen trifft, ist zum Glück die Ausnahme.
PS: Auf ein Foto von den Schlangen haben wir hier verzichtet. Bei aller Tierliebe, eine ausgewachsene Kreuzotter mit fünf Jungtieren würden wir nicht unbedingt als niedlich bezeichnen.

Montag, 28. September 2015

Bergauf bergab von Bucht zu Bucht

Marion heute an der Schärenküste bei Järnavik.

Obwohl die "Berge" an der Schärenküste zwischen Karlshamn und Karlskrona kaum höher sind als 40 Meter, kam uns die heutige Radtour dort vor wie eine der gefürchteten Bergetappen bei der Tour de France. Kein Wunder, denn es geht von Meereshöhe ständig steil bergauf und wieder bergab. Puh, das war ganz schön anstrengend, aber immerhin wurden auf den rasanten Abfahrten die Bremsen mehr gefordert als unsere Muskeln in den Beinen. Am Ende jeder Abfahrt, und davon gab es einige, erwartete uns eine traumhafte Bucht oder ein malerischer Fjord. An einem Fjord machten wir direkt am Wasser eine Picknickpause und ließen uns dabei die Sonne ins Gesicht scheinen. Gesellschaft leistete uns dort ein Seehund, der sich dekorativ auf einem Stein sonnte. Leider war der Seehund nur aus Bronze oder Keramik.
Am Nachmittag bummelten wir noch durch das historische Holzhausviertel von Ronneby. 

Inka genießt bei der Picknickpause die Aussicht über den Fjord.

Bei unserer Picknickpause am Fjord leistete uns ein (leider nicht echter) Seehund Gesellschaft.

Haus in der Altstadt von Ronneby.

Sonntag, 27. September 2015

Ein magischer Ort am Fluss

Ein großer See speist diesen Fluss, dessen Wasserkraft einst die Schmiedehämmer eines Eisenwerkes antrieben.

Nur das rauschende Wasser, dass aus dem See über mehrere Stufen in den Fluss stürzt, um sich am Ende seiner Reise in die Ostsee zu ergießen, stört die himmlische Ruhe, wobei wir es nicht als Störung auffassen. Nein, es ist geradezu Musik in unseren Ohren.
Wir sind wieder einmal zu einem unserer Lieblingsplätze in der Umgebung unseres Hauses in Småland gewandert. Die Ruinen eines Eisenwerkes aus dem 17. Jahrhundert - genau genommen handelte es sich um eine Stangeneisen-Hammerschmiede, in der Nägel und Werkzzeuge für Haus, Hof und Garten hergestellt wurden – machen die Stelle an dem Fluss zu einem magischen Ort mit einer ganz besonderen Atmospähre.

Reste des alten Eisenwerkes. In diesen Ösen war vermutlich eine Maschine verankert.

Jahrhunderte lang übertönte der Lärm der Schmiedehämmer das Rauschen des Wassers, war wahrscheinlich sogar noch auf der anderen Seite des großen Sees zu hören. Um das Eisenwerk herum waren zahlreiche weitere Gebäude errichtet worden, die der Versorgung der Hüttenarbeiter dienten. So gab es zum Beispiel ein Backhaus und eine Schnapsbrennerei. Als sich im 19. Jahrhundert die Eisenverarbeitung in den småländischen Wäldern nicht mehr lohnte, wurde auf Holzverarbeitung umgestellt. Um 1950 endete die Geschichte dieses Industriestandortes, und seitdem herrscht hier Stille. Die Natur hat sich vieles zurückgeholt, was ihr einst entrissen worden war, und die aus Granit gehauenen Fundamentblöcke der Fabrikgebäude, die aus Holz gebaut waren, fügen sich harmonisch in die Landschaft ein – steinerne Zeugen aus der Frühzeit der Industriealisierung. Heute ist das Gelände Naturreservat ausgwiesen und vor menschlichen Eingriffen geschützt.

Hier stand einst das Eisenlager. Von dem Gebäude sind nur noch die Fundamentsteine erhalten.

Samstag, 26. September 2015

Mit dem Fahrrad durch den See

Immer geradeaus ohne nennenswerte Steigungen: Mit dem Fahrrad unterwegs auf einem alten Bahndamm.

Das Schöne an alten Bahntrassen, die zur Fahrradwegen umfunktioniert worden sind, ist das Fehlen nennenswerter Steigungen. Man kann also ganz entspannt geradeaus fahren und dabei die Landschaft rechts und links des einstigen Bahndamms genießen. Obwohl die Bahnlinie direkt am Ufer des riesigen Åsnen-See schon 1970 stillgelegt worden ist, sind viele der alten Bahnhofsgebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts noch gut erhalten und zum Teil aufwändig restauriert und in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt worden. Man kommt sich also ein wenig vor wie auf einer Zeitreise.
Die Etappe, die wir für unsere heutige Radtour gewählt hatten, ist besonders reizvoll, da sie kilometerweit auf einem schmalen Damm durch den See führt – links und rechts Wasser. Um den Schiffsverkehr durch den Bahndamm nicht abzuschneiden, hatten die Erbauer der Bahnlinie in den Bahndamm eine Drehbrücke eingebaut, die bei Bedarf mit einer Handkurbel zur Seite gedreht wurde, um die kleinen Dampfschiffe, die einst auf dem See unterwegs waren, passieren zu lassen.
Auf dem Banvallsleden (Bahndammweg) waren wir schon einmal mit dem Fahrrad unterwegs, das ist aber schon mehr als 15 Jahre her. Außer, dass die Beschilderung erneuert worden ist, hat sich seitdem entlang dem Weg eigentlich nichts geändert. Die traumhafte Landschaft hat nichts von ihrer Schönheit eingebüßt und uns wie damals fasziniert.

Kleiner Stopp auf der alten Eisenbahnbrücke.

Unter der Holzkonstruktion verbirgt sich eine historische Eisenbahn-Drehbrücke.

Da der Åsnen nur etwa zwei Meter tief ist, erwärmt sich das Wasser relativ schnell, und auch die Luft über dem Wassser wird aufgeheizt, sodass man über dem See meistens blauen Himmel sehen kann, während es an Land ziemlich bewölkt ist. 

Freitag, 25. September 2015

On the Rocks

Marion an der Schärenkäste – on the rocks.

Heute waren wir bei bestem Wetter an der Schärenküste, die nur etwas mehr als 40 Kilometer von unserem Haus im südlichen Småland entfernt ist. Wir sind um eine Halbinsel herum, die weit in die Ostsee hineinreicht, von Felsen zu Felsen gesprungen und geklettert, was einen Riesenspaß gemacht hat und zugleich eine spannende sportliche Betätigung war. Manchmal schien es nicht mehr weiter zu gehen, weil die Felsen einfach zu groß waren, aber dann entdeckten wir doch noch eine Möglichkeit, auch dieses Hindernis zu überwinden. Gut, dass es nicht gerade vorher geregnet hatte, denn dann wären die Felsen nass und rutschig gewesen und wir hätten trotz der Trailrunningschuhe mit den Super-Grip-Sohlen keinen Halt gefunden, und das Springen und Klettern on the rocks wäre dann auch zu gefährlich gewesen.
Nach diesem kleinen Abenteuer haben wir noch einen Bummel durch den Yachthafen und den kleinen Fischereihafen gemacht, um Boote anzugucken, und dann sind wir kurz in die Stadt, um etwas fürs Picknick am Wasser einzukaufen. Ein schöner Tag am Meer ...

Blick auf eine der Küste vorgelagerte Schäreninsel und die Ostsee.

Donnerstag, 24. September 2015

Mut zu mehr Farbe

Ein typisches schwedisches Haus auf dem Land ist traditionell in Falunrot gestrichen.

Hier im ländlichen Småland sind die Häuser normalerweise in Falunrot gestrichen. Das Pigment für diese Farbe ist gewissermaßen ein Abfallprodukt der Kupfergewinnung in den Gruben der mittelschwedischen Stadt Falun. Da es Eisenvitriol enthält, konserviert es das Holz, und ein Anstrich mit dieser natürlichen Holzschutzfarbe, die mit Leinöl und Stärke angerührt ist, hält etwa 30 Jahre. Falunrot wurde einst so beliebt, weil es billig war und sich damit das Ziegelrot mitteleuropäischer Backsteinhäuser nachahmen ließ. Zumindest in ländlichen Regionen sieht man auch heute noch überwiegend falunrote Häuser. Lediglich repräsentative Gutshäuser sind traditionell in Gelb gestrichen. Umso mehr fällt es auf, wenn ein Haus farblich aus der Reihe tanzt. Bei uns in der Nähe entdeckten wir heute ein Bauernhaus, das frisch gestrichen worden ist – in Hellblau! Hässlich ist das nicht – und auf jeden Fall ein Hingucker, insbesondere mit den farblich wunderbar zum hellblauen Haus passenden Grassilage-Rundballen, die in rosafarbene Folie verpackt sind. Meines Wissens nach ist in Deutschland solche Folie nur in Weiß und in Grün erhältlich, und ich wette, es wäre auch jedem Landwirt ziemlich peinlich, würde er im Agrarfachhandel nach rosafarbener Folie fragen. Das Gespött der Verkäufer und anderen Bauern wäre ihm sicher.
Offenbar sind schwedischer Bauern zumindest in Bezug auf Farben mutiger ...

Hier hat der Bauer Mut zur Farbe bewiesen: Hellblaues Haus und in rosafarbene Folie verpackte Grassilageballen.

Mittwoch, 23. September 2015

Viel Sonne und das erste bunte Laub zum Herbstbeginn

Pünktlich zum Herbstbeginn verziehen sich die Wolken. 

Ich wusste es doch: Auf meine Lieblingsjahreszeit ist Verlass! Pünktlich zum Herbstbeginn haben sich die Regenwolken heute Morgen verzogen. Bis zum Nachmittag wurde es immer sonniger und wärmer, und für die nächsten Tage ist bestes Wetter angesagt. Das sind ja gute Aussichten! 
Damit wir möglichst viel von der Sonne abbekommen, stehen wir zum Sonnenaufgang gegen sechs Uhr auf und gehen dafür abends lieber früher ins Bett. Morgens machen wir erst einmal einen ausgedehnten Spaziergang mit den Hunden – heute waren es neun Kilometer –, und dann unternehmen wir zu zweit etwas, während sich die Hunde zu Hause ausruhen. Heute haben wir eine Radtour gemacht, sind um den großen See herum in den Hauptort unserer Gemeinde gefahren, um dort fürs Abendessen einzukaufen.
Unterwegs stellten wir erfreut fest: Die ersten Ahorne und Buchen bekommen schon bunte Blätter. In der Sonne leuchten die natürlich besonders kräftig.

Unterwegs haben wir heute das erste bunte Laub entdeckt.

Dienstag, 22. September 2015

Steinreich und bettelarm zugleich

Wie mag sich bloß dieser Felsbrocken auf die Steinmauer verirrt haben?

Im örtlichen Buchhandel haben wir einen kiloschweren Bildband entdeckt, der den typisch småländischen Steinmauern gewidmet ist. Es gibt tausende davon, auf jeder Autofahrt, Radtour oder Wanderugn kommen wir an mindestens einem Dutzend von ihnen vorbei. Auch unser Grundstück ist an drei Seiten von einer solchen Steinmauer umgeben. 
Steinmauern sind hier also keine Seltenheit und doch etwas Besonderes, denn sie erzählen von dem Leben der Bauern, die einerseits bettelarmarm, andererseits steinreich waren, und das im wahrsten Sinn des Wortes. Småland war übersät mit Steinen, die in mühsamer Handarbeit von jedem Stück Land, das urbar gemacht werden sollte, abgesammelt werden mussten. Größere Steine wurden mit Eisenstangen aus der Erde gehebelt. Anstatt die abgesammelten Steine auf einen Haufen am Rand des Ackers zu werfen, so wie es in Deutschland üblich ist, schichteten die småländischen Bauern sie zu Mauern auf und friedeten damit ihr Weideland ein. Sie sparten sich auf diese Weise den Zaunbau.
Aber immer wieder kamen beim Pflügen weitere Steine hoch, und so wuchsen viele Mauern immer mehr in die Breite. Bei uns in der Nachbarschaft gibt es eine Mauer, die mehr als einen Meter dick ist.  
Viele der Bauern hatten die elende Plackerei irgendwann satt, zumal die Landwirtschaft auf den steinigen Böden nicht nur mühsam war, sondern auch kaum Geld einbrachte. Sie wanderten nach Amerika aus. Das damals dicht besiedelte Småland entleerte sich innerhalb weniger Jahre. Småland erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Auswanderungswelle, die mit der gegenwärtigen Massenflucht aus Syrien durchaus zu vergleichen ist. Auch die småländischen Bauern sahen für sich und ihre Familien keine Überlebenschancen mehr im eigenen Land.
Nach einigen Jahrzehnten waren die verlasseen Holzhäuser verfallen, geblieben sind aber die steinernen Fundamente und die Steinmauern. Man findet sie sogar mitten im Wald. Wo heute Bäume für den Möbelbau und die Papierindustrie wachsen, waren einst Weiden, auf denen Kühe grasten.
Die Steinmauern sind stumme Zeugen des kargen Lebens der Bauern und ihrer harten Arbeit.
Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass den Steinmauern ein dickes Buch gewidmet worden ist. 

Montag, 21. September 2015

Still und starr ruht der See


Blick auf den See heute kurz vor Sonnenuntergang. Der Mix aus blauem Himmel und Wolken spiegelt sich in der Wasseroberfläche.

Heute Abend, kurz bevor die Sonne unterging, sind wir noch einmal zum See hinunter gegangen, denn  um diese Zeit ist es dort am schönsten. Die Wasseroberfläche ist kein bisschen gekräuselt, sodass sich der Himmel darin spiegelt, und über der ganzen Szenerie liegt ewas wunderbar Friedliches. Wenn es nicht abends schon so kühl wäre, hätten wir uns auf einen der Felsen am Ufer gesetzt und lange auf den See hinaus geblickt – die wahrscheinlich beste Art der Tiefenentspannung. Allerdings darf man dann nicht die Hunde dabei haben, denn die finden es ziemlich langweilig, tatenlos aufs Wasser zu starren, und dann fangen sie an zu quengeln wie die Kleinkinder.

Ein Abendspaziergang zum See hinunter ist ein schöner Tagesabschluss.

Sonntag, 20. September 2015

Flagge zeigen

Endlich können wir wieder einmal Flagge zeigen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Wenn wir, so wie heute, wieder einmal in Schweden angekommen sind und ausgepackt haben, wird die kleine Flagge entrollt und in die Halterung über der Haustür gesteckt. Das ist in Schweden so üblich und dient nicht Deko-Zwecken, sondern hat einen praktischen Nutzen: Die Flagge signalisiert, dass die Bewohner zu Hause sind. Man kennt das ja von den Royals. Nachbarn und Besucher sehen also schon von weitem, dass das Haus zurzeit bewohnt ist.
Zum Glück sind die Mini-Flaggem über der Haustür ebenso vom Flaggenprotokoll befreit wie die bis zu drei Meter langen, schmal zulaufenden Wimpel, die anstelle einer "richtigen" Flagge am Fahnenmast vieler Häuser mit eigenem Fahnenmast im Garten hängen. Wahrscheinlich sind sie deshalb so beliebt. Dem Flagenprotokoll zufolge ist eine Flagge am Geburtstag des Königs und bei vielen anderen Gelegenheiten zu hissen, und zwar um 8 Uhr, spätestens morgens. Einzuholen ist sie abends bei Sonnenuntergang, spätestens jedoch um 21 Uhr. Darauf haben viele Schweden keine Lust und hängen deshalb lieber einen Wimpel an ihren Fahnenmast oder die Mini-Flagge über die Haustür.

Marion ist auf einen Hocker geklettert, um die Mini-Flagge in ihre
Halterung über der Haustür zu stecken.



Samstag, 19. September 2015

Bei so einem Wetter ...

... jagt man doch keinen Hund vor die Tür! Und schon gar nicht so einen kleinen und zarten wie Fyffes, der im Gegensatz zu seiner Mutter Foxy ohnehin ziemlich wasserscheu ist. Er hat es vorgezogen, den Regentag ganz einfach zu verschlafen. Und damit er es dabei schön warm und gemütlich ist, hat er sich auf seinem Lieblings-Korbsessel eine kleine Höhle gebaut. Erst gegen Abend hat er diesen Platz verlassen und ist nach draußen gegangen – gerade als es zu regnen aufhörte und sich sogar kurz die Sonne zeigte, bevor die hinter dem Horizont verschwand. Gutes Timing!

Fyffes in seiner selbstgebauten Kissenhöhle.

Freitag, 18. September 2015

Am seidenen Faden

Eine Spinne im freien Fall? Nein, sie hängt sicher in ihrem, vor dem blauen
Himmel allerdings so gut wie unsichtbaren Netz.
Auch wenn es so aussieht: Die Spinne befindet sich nicht im freien Fall und stürzt kopfüber in den Tod. Gleichwohl hängt sie am seidenen Faden, was allerdings in der Welt der Spinnen kein Grund zur Besorgnis ist. Und statt eines seidenen Fadens gibt es ein ganzes Netz davon. Vor dem blauen Himmel ist das jedoch so gut wie unsichtbar. Man muss schon sehr genau hinschauen, um es zu entdecken.
Obwohl die Netze den Spinnen dazu dienen, Insekten zu fangen, um sie dann zu verspeisen, faszinieren mich die kunstvollen Netze.
Spinnenseide besteht aus langen Ketten von Eiweißmolekülen. Sie ist hauchdünn, leicht und elastisch und dennoch fünfmal so zugfest wie Stahl. An der Medizinischen Hochschule Hannover wird schon seit einiger Zeit mit Spinnenseide experimentiert. Bald könnten durchtrennte Nerven mit diesem Super-Nähgarn aus der Natur wieder zusammengenäht werden.

Donnerstag, 17. September 2015

Gesagt, getan

Heute habe ich jede Menge Blumenzwiebeln im Innenhof verbuddelt.
"Beutelweise Buddelarbeit" hieß neulich eine Überschrift über einem meiner Postings. Heute habe ich mich ans Werk gemacht, trotz des Regens, der ja ideal für frisch gesetzte Zwiebeln ist. Unserer Walnussbaum ist so, wie er beschrieben wird, ziemlich ungenießbar für Nachbarpflanzen.
Keine Ahnung, wie oft wie wir versucht haben, Schattenrasen unter ihm anzusiedeln. Es blieb beim Versuch, auch jetzt könnte man die Grasbüschel noch zählen, dazwischen ist nackte Erde. Immerhin fühlen sich die Regenwürmer wohl, die auch unter dem Walnussbaum fleißig buddeln. Ich habe mich einfach dazu gesellt, lauter Löcher und Gräben ausgehoben, Botanische Tulpen und vor allem massenweise Traubenhyzinthen, eingesetzt.
Im Vorjahr hatten wir es schon mit Botanischen Krokussen versucht, die – nicht alle – schön geblüht hatten. Natürlich wusste ich nicht mehr, wohin ich sie gesetzt hatte, oberirdisch ist nichts mehr um diese Jahreszeit von ihnen zu sehen. Umso erfreuter war ich, als ich ein kleines Nest winziger neue Krokuszwiebeln aushob. Eine größere Ziebel war nicht dabei, also alles Nachkommen aus Samen? Ich habe keine Ahnung, aber vielleicht fühlt sich vielleicht ja doch einmal eine Pflanze unter dem Walnussbaum wohl, so wohl, dass sie sich sogar darunter vermehrt. Hoffentlich gehören die Traubenhyzinthen und die Tulpen auch dazu, dann haben wir im nächsten Jahr zwar keine grüne Wiese unterm Baum, dafür aber ein Blütenmeer.

Mittwoch, 16. September 2015

Ab in die Tiefkühltruhe!

Sie sehen aus wie Radieschen, sind aber Cocktailtomaten.
Als es sommerlich heiß war und wir Lust auf Tomaten hatten, waren sie noch grün. Jetzt haben wir wunderschöne, rote Cocktailtomaten im Überfluss, aber es wird kühler und langsam Herbst, und so möchten wir zum Abendessen lieber etwas Warmes essen statt Salat oder Tomate mit Tofu-Mozzarella. Meistens besteht unser Abendessen aus reichlich Reis und Gemüse der Saison aus dem Wok. Ich gebe auch immer eine Handvoll Cocktailtomaten in den Wok, aber sie scheinen nicht weniger zu werden.
Da uns momentan die Zeit fehlt, die Tomaten einzukochen oder zu Pastasaucen zu verarbeiten, haben wir uns entschlossen, sie frisch einzufrieren, und so sind die ersten Portionsbeutel heute in die Tiefkühltruhe gewandert.
Tomaten soll man ja eigentlich nicht ungekocht einfrieren, da sie beim Auftauen leicht matschig werden können. Da wir sie aber sowieso für Wok-Gerichte verwenden wollen, ist uns das egal. Außerdem sind die kleinen Cocktailtomaten nicht so wässrig wie die großen, und so werden sie wahrscheinlich beim Auftauen weitgehend ihre Form behalten.

Dienstag, 15. September 2015

Jakob schenkt uns viele schöne Äpfel

Wenn die Sonnenseite rot ist, kann der Apfel gepflückt werden. So gut wie er aussieht, schmeckt er auch. 

Puh, ganz schön schwer, so ein Korb voller Äpfel!
Plopp! Schon wieder ist ein Apfel ins Gras gefallen. Zum Glück war es eine weiche Landung, sodass er keine Druckstellen abbekommen hat. Mit jedem Apfel wirft unser Jakob Lebel Ballast ab. Der Baum hängt so voll mit Äpfeln, dass sich die Äste biegen. Einige haben schon fast Bodenberührung. Da die meisten Äpfel schon schön rot und reif sind, entscheiden wir uns heute Abend spontan, Jakob Lebel von seiner Last zu befreien. Nur die Äpfel an der Nordseite, die etwas wenig Sonne abbekommen haben und noch mehr grün als rot sind, lassen wir noch hängen.
Erstaunlich, wie viele Äpfel so ein junger Baum schon produziert! Unser Wäschekorb, der ein Volumen von 30 Litern haben soll, ist fast voll – und so schwer, dass ich ihn kaum anheben kann.
Morgen werden wir die Äpfel in Stiegen einsortieren und in den Keller stellen, damit wir uns im Winter jeden Tag über eine kleine Vitaminspritze aus unserem Garten freuen können.
Die Äpfel der anderen Bäume – Raika, Celler Dickstiel und drei Ontarios – sind spätere Sorten und daher noch nicht so weit. Sie werden wir erst im Oktober ernten können.

Montag, 14. September 2015

Perfekt für Pilze

Warm und feucht war es am Wochenende – draußen wärmer als im Haus, sodass die Fensterscheiben von außen beschlugen. Heute Morgen goss es in Strömen, aber danach zeigte sich auch die Sonne, aber zum Glück wurde es nicht wieder so schwülwarm wie am Sonntag.
Für die Pilze ist das Wetter offenbar perfekt. Auf der Pferdeweide sind sie regelrecht aus dem Boden geschossen und innerhalb kürzester Zeit ziemlich riesig geworden.

Quasi über Nacht ist unsere Pferdeweide zu einer Pilzweide geworden. Hier nur drei Beispiele.

Sonntag, 13. September 2015

Zarte Schönheit

Die Kosmeen blühen (hoffentlich) noch bis zum ersten Frost.
Wie viel Freude doch aus einer kleinen Samentüte für ein paar Cent entwachsen kann! Jeden Tag öffnen die Kosmeen oder auch Schmuckkörbchen (Cosmos bipinnatus) jetzt über fiedrig-feinem Laub neue Blüten. Bis zum ersten richtigen Frost wird der Zauber anhalten. Unsere Hummeln und auch Schmetterlinge lieben die feinen Blüten, genau deshalb habe ich sie ausgesät. Was man übrigens bei so viel Zartheit gar nicht vermutet: Die Blüten halten sich durchaus auch in der Vase. Aber wir lassen sie lieber im Garten munter vor sich hinblühen!

Samstag, 12. September 2015

Zu Unrecht als Unkraut in Verruf

Ist doch eigentlich eine schöne Pflanze, oder etwa nicht?
Er wächst wie Unkraut, und von vielen Leuten wird er auch als solches bezeichnet. Zu Unrecht, denn erstens gibt es keine Unkräuter, sondern nur Wildkräuter, und zweitens ist der Rainfarn (Tanacetum vulgare) eine faszinierende Pflanze und mit seinen vielen kleinen, gelben Blütenkörbchen auch durchaus hübsch anzusehen. Bei uns auf der Pferdeweide wächst er reichlich. Die Pferde verschmähen ihn, aber die Ziegen und die Schafe fressen ihn zuweilen und entwurmen sich auf diese Weise selbst. Der Rainfarn wird nämlich auch als Wurmkraut bezeichnet. Während der Blütezeit ist er bei Insekten aller Art beliebt, denn seine Blüten haben keine Kelche und sind daher leicht zugänglich.
Verwendung fand der Rainfarn früher als Färbepflanze (zum Färben von Wolle). Auch machte man sich seinen intensiven Duft zunutze. So wurde er am Tand von Kartoffeläckern angepflanzt, um die Kartoffelkäfer fern zu halten, was nachweislich auch funktioniert hat. Heut setzt man dagegen auf Chemie. Da neben Kartoffelkäfern auch noch allerlei anderes "Ungeziefer" – genauso ein blödes und unsinniges Wort wie "Unkraut" – vertreiben soll, war es früher in den USA üblich, Rainfarn in Särge zu legen und Leichentücher mit einem Extrakt aus Rainfarn zu tränken.
Rainfarn zählt übrigens zu den sogenannten Kompasspflanzen, die ihre Blätter, zumindest an sonnigen Tagen, senkrecht nach Süden ausrichten.
Das einzige, was mich am Rainfarn stört, sind die trockenen Stängel, die am Ende einer jeden Vegetationsperiode auf der Weide stehen bleiben und gemäht oder per Hand ausgerissen werden müssen.

Freitag, 11. September 2015

Hallo, wer bist du?

Was wird das wohl für ein Bäumchen werden?
Ein kleiner Einwanderer in der trockenen Rabatte direkt am Haus gibt mir Rätsel auf: Was ist das nur für ein Strauch oder Baum, der sich ohne unser Zutun dort angesiedelt hat?
Anfangs, als sich das erste gezahnte Blättchen zeigte, dachte ich noch, dass wieder einmal ein Vogel einen Kirschkern verschleppt hat, überall wachsen bei uns "wilde" Kirschen. Aber eine Kirsche ist das definitiv nicht. Das Pflänzchen hat einen kleinen grünlichen Stamm und auch die Blätter sind auffallend hellgrün.
So sehr ich auch grübele, mir fällt kein Gewächs in unserem Garten ein, das ähnlich aussieht. Diese Rabatte ist trotz Trockenheit ein wahrer Brutkasten, wahrscheinlich, weil hier und da ein bisschen offene Erde – oder soll man besser sagen, Sand – eine Einladung für Samen aller Art sind. Ein Feldahorn ein bisschen weiter, ein Zwergapfel und auch eine Felsenbirne haben sich dort schon angesiedelt. In der Regel lasse ich die Einwanderer wachsen und gedeihen, meistens arrangieren sie sich mit diesem eher schwierigen Standort besser, als Pflanzen, die man einfach dorthin setzt. Aber es wäre nicht so gut, würden wir uns hier so in Hausnähe einen Riesenbaum heranzüchten, dann würde ich das Pflänzchen vielleicht doch lieber umpflanzen.
Falls jemand eine Idee hat, ich wäre für einen botanischen Wink dankbar. Ein erstes Blättern in einem Bestimmungsbuch hat mich jedenfalls nicht schlauer gemacht.

Donnerstag, 10. September 2015

Schönes Tierfutter

Tierfutter für alle, sogar für die Schmetterlinge in
unserem Garten.
Einkaufsauftrag nach der Arbeit: Tierfuttervorräte auffüllen. Die aus Zuckerrüben gewonnenen Melasseschnitzel im 25-Kilo-Sack als Futterzugabe für Schafe, Ziegen und Pferde, außerdem muss palettenweise neues Katzen- und Hundefutter her. Es ist schon ziemlich spät, also nur noch schnell rüber in den Discounter, Bio-Bananen kaufen, aber die Plastikkiste ist bereits leer. Pech gehabt.
Da "stolpere" ich noch über ganz anderes Tierfutter, das bislang nicht auf meiner Liste stand: Bienengartenstauden, als Nahrung für Schmetterlinge, Bienen und Hummeln. Ach, das ist ein echter Lichtblick, ich stöbere das Sortiment durch. Bergminze (haben wir), Nachtkerzen (haben wir noch viel mehr), Prachtscharten (haben wir auch), Fehlanzeige aber bei Sonnenbraut (Helenium automnale) und Sonnenhut (in diesem Fall nicht Echinacea, sondern Rudbeckia fulgida). So einen gelb blühenden Sonnenhut hatten wir viele Jahre lang, aber ein viel zu heißer Sommer (ich glaube vor drei Jahren) hat ihn umgebracht, ich war mit dem Gießen nicht mehr nachgekommen. Dann nehme ich noch eine Garten-Skabiose (Scabiosa caucasica) mit, um mich dann mit Müh und Not zu stoppen.
Solche Tiernahrung lobe ich mir, die freut auch mich und das, wenn es gut geht, über viele Sommer. Da kommt eine Dose Hundefutter einfach nicht mit.

Mittwoch, 9. September 2015

Die letzten Sonnenstrahlen erhascht

Heute, 19:38 Uhr: Die Schafe stehen schon im Dunkeln, aber oben auf der Weide scheint noch die Sonne. 
Verflixt! Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, dass die Sonne jetzt schon wieder so früh untergeht. Es ist doch offiziell noch Sommer! Da sitze ich im Büro, gucke aus dem Fenster und stelle erschreckt fest: Oje, es ist ja schon fast dunkel. Jetzt aber schnell den Mac in den Ruhezustand versetzt und raus zu den Tieren! Ich eile den Hang hinauf in Richtung Pferdeweide – gerade noch rechtzeitig, um dort oben in den Genuss der letzten Sonnenstrahlen zu kommen. Morgen muss ich wohl mal am Mac den Wecker stellen, um mich mit Gepiepe daran erinnern zu lassen, dass demnächst die Sonne untergeht.

Dienstag, 8. September 2015

Der war doch neulich noch nicht da!?

Neuer Ameisenhügel am Wegesrand
Eine unserer liebsten Hunderunden ist rund acht Kilometer lang und führt durch Wald und Wiesen. Wir gehen sie oft und gern und kennen inzwischen fast jeden Baum und Strauch am Wegesrand mit Vornamen, und doch entdecken wir immer wieder etwas Neues – zum Beispiel diesen Ameisenhügel. Nanu, wunderten wir uns, der war doch neulich noch nicht da?! Und jetzt ist der schon kniehoch! Irre, wie schnell die kleinen, emsigen Tierchen beim Nestbau sind. Aber es sind ja nicht nur eine Handvoll "Bauarbeiter" am Werk, sondern gleichzeitig Tausende von Tieren – manche Ameisenvölker bestehen aus mehreren Millionen Individuen.
Wenn wir vor einem Ameisenhügel stehen und den Ameisen zuschauen, wie sie geschäftig umher flitzen und unermüdlich und scheinbar leichtfüßig ein Vielfaches ihres eigenen Körpergewichts schultern und ins Nest transportieren, sind wir stets so fasziniert, dass wir uns von dem Anblick kaum losreißen können, aber die Hundewollen weiter. Sie finden minutenlanges Verharren vor Ameisenhügeln höchst langweilig.

Montag, 7. September 2015

Gelbe Riesen – schön und gut fürs Klima

Während sich die Blätter und Knospen der Sonnenblumen – hier unser fast drei Meter hohes Exemplar der Sorte "Herbst-schönheit" – im Tagesverlauf mit der Sonne drehen, verharren die Blütenköpfe der aufgehenden Sonne im Osten zuge-wandt.
Eigentlich soll sie "nur" zwei Meter hoch werden, aber bei uns im Gemüsegarten ist sie so in die Höhe geschossen, dass wir eine Leiter bräuchten, um uns eine Blüte für die Vase zu schneiden, aber das kommt für uns sowieso nicht in Frage. Viel lieber erfreuen wir uns draußen im Garten an den Blüten. Dabei ist die Sorte "Herbstschönheit" (Helianthus annuus) eigens so gezüchtet worden, dass sie statt einer großen, schweren Blüte wie bei den zur Ölgewinnung dienenden Sonnenblumen einen ganzen Strauß kleinerer Blüten hervorbringt, die als Schnittblumen dienen sollen.
Kleinere Blüten haben den Vorteil, dass sie nicht gleich abknicken, wenn der Wind mal kräftiger bläst. Außerdem währt die Blütenpracht länger. Während die älteste Blüte schon fast verblüht ist, hat sich die jüngste noch gar nicht geöffnet.
An Sonnenblumen fasziniert mich nicht nur das schnelle Wachstum und die stattliche Größe, die sie erreichen, sondern auch ihr beachtlicher Beitrag zum Klimaschutz: Eine ausgewachsene Pflanze kann, ein vollsonniger Standort vorausgesetzt, an einem einzigen Tag das in einem 100 Kubikmeter großem Raum vorhandene Kohlenstoffdioxid (CO2) binden. Vielleicht sollten wir statt der riesigen Mais-Monokulturen für die Biogasanlagen lieber im großen Stil Sonnenblumen pflanzen. Die müssten sich doch eigentlich doppelt nutzen lassen. Aus den Kernen würde man Öl gewinnen, und die Grünmasse wandert in die Biogasanlage.

Sonntag, 6. September 2015

Sommer und Herbst im fliegenden Wechsel

Noch schnell ein Foto, bevor es gleich in Strömen zu regnen beginnt.
Schnee in den Alpen und bei uns ein quirliger Mix aus Sonne und Regen. Der Herbst lässt grüßen. Zwar haben wir laut Kalender noch zweieinhalb Wochen Sommer, aber für die Meteorologen hat der Herbst ja schon am 1. September begonnen.
Es war faszinierend: Von der einen auf die andere Minute änderte sich das Wetter. Regnete gerade noch in Strömen,  zeigte sich gleich darauf wieder blauer Himmel, und zeitweise hatten wir auch schönstes Sommer- und garstigstes Herbstwetter gleichzeitig. Kapuze rauf, Kapuze runter – das war sozusagen Sommer und Herbst im fliegenden Wechsel, und auf unserer Sonntagstour mit den Hunden durch Wald und Wiesen sorgte schon allein das Wetter dafür, dass es uns nicht langweilig wurde (aber das wird es uns sowieso nie draußen, wo es jeden Tag aufs Neue viel zu entdecken gibt). Ehrlich gesagt lieben wir solches Wetter mit dramatischen Wolkenformationen, traumhaften Lichtstimmungen und in der Sonne glitzernden Wassertropfen auf den Blättern der Bäume.

Samstag, 5. September 2015

Beutelweise Buddelarbeit

Insgesamt 145 Blumenzwiebeln warten darauf, in der Erde versenkt zu werden.
Ich muss verrückt gewesen sein: Heute habe ich mal die Ausbeute der vergangenen Tage auf dem Rasen ausgebreitet, so ein Beutelchen mit Blumenzwiebeln ist schnell gekauft, aber ich habe zusammengerechnet, dass ich nun 145 Löcher buddeln muss – für botanische Tulpen und andere Tulpen, für Traubenhyazinthen, für orange Kaiserkronen und kleine weiße Narzissen. Und ein Ende des Zwiebelkaufrausches ist noch nicht in Sicht. Als ich die Prospekte heute durchblätterte, sah ich schon wieder ein ziemlich verlockendes Angebot.
Allerdings hatte ich in diesem und den vorangegangenen Frühjahren so viel Freude an den wilden Schachbrettblumen, den schönen Tulpen "Van Eijk", dem Zierlauch und was ich sonst noch alles verbuddelt habe. Ich mag den eingebauten Überraschungseffekt, denn sobald die Zwiebeln in der Erde sind, wächst Gras darüber, fällt das Herbstlaub und später vielleicht Schnee. Ganz schnell ist vergessen, wo was hingesteckt wurde. Aufgelöst wird das Rätsel dann im nächsten Frühjahr. Und jedes Mal ist das die reinste Freude.

Freitag, 4. September 2015

Die Pilze sind da

Ein deutliches Zeichen dafür, dass der Herbst im Anmarsch ist, sind die Pilze. Sie scheinen tatsächlich über Nacht aus dem Boden geschossen zu sein. Steinpilze haben wir zwar noch nicht entdeckt, aber von denen, die wir nicht mit Namen kennen, gibt es schon jede Menge.

Überall schießen jetzt wieder Pilze aus dem Boden und signalisieren: Der Herbst beginnt.


Donnerstag, 3. September 2015

Eicheln im Überfluss

In diesem Herbst sind die Eicheln besonders dick und 
besonders zahlreich.
Nicht nur unsere Apfelbäume tragen in diesem Jahr besonders gut, sondern auch die Eichen, von denen wir einige große, alte Exemplare auf unserem Hof stehen haben. Wenn wir die Eicheln ernten würden, könnten wir etliche Kartoffelsäcke damit füllen. Aber wir ernten sie nicht, denn wir haben (noch) keinen Verwendungszweck dafür gefunden. In früheren Zeiten, vor allem in Notzeiten, wurden die Eicheln, bei denen es sich botanisch um um Nussfrüchte handelt, durchaus als Nahrungsmittel genutzt, schließlich sind sie reich an Kohlenhydraten und Proteinen. Allerdings enthalten sie auch Gerbsäure, und dieser Umstand macht sie nur eingeschränkt genießbar. Die Eicheln müssen geschält und zerstoßen und dann mehrmals gewaschen werden, um sie von den Gerbstoffen zu befreien. Anschließend können sie gemahlen und als Mehlersatz genutzt werden. Vielleicht sollte ich das mal ausprobieren, denn Eicheln sind ja wohl glutenfrei. Auch Ersatzkaffee wurde einst aus Eicheln gewonnen, wobei man die Gerbsäure nur teilweise entzog, um einen kaffeeähnlichen, herben Geschmack zu erzielen. Ich werde allerdings weiterhin lieber meinen Lupinenkaffee trinken. 
Bei uns in der Lüneburger Heide, einem einst kargen Landstrich mit nährstoffarmen Böden, gab es früher so gut wie keinen Hof, auf dem nicht zahlreiche Eichen standen. Im Herbst, wenn die Eicheln zu Boden fielen, wurden die Schweine in die Eichenhaine getrieben, damit sie sich Winterspeck anfressen konnten. Eichelmast nannte man das.

Mittwoch, 2. September 2015

Von Schafen und Ziegen

Unsere Schafe und Ziegen in seltener Eintracht gemeinsam auf der Weide.
Schafe und Ziegen sind so verschieden wie Hunde und Katzen, und sie können auch nicht wirklich gut miteinander kommunizieren. Dennoch werden in großen Schafherden gerne auch einige Ziegen gehalten. Warum? Weil die Tiere von ihren unterschiedlichen Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften gegenseitig profitieren, und das kommt letztendlich auch dem Schäfer zugute. Dem ist daran gelegen, eine ruhige, leicht zu führende Herde zu haben. Ziegen bringen Ruhe in die Herde, weil sie weniger schreckhaft sind als Schafe. Während das Schaf in der Regel vor allem Unbekannten erst einmal flüchtet, bleibt die Ziege gelassen, geht meistens sogar neugierig auf das Unbekannte zu. Die Schafe orientieren sich an diesem Verhalten und flüchten nicht mehr gleich so panisch.
Darüber hinaus ergänzen sich Schafe und Ziegen insofern, das Schafe vornehmlich Grasfresser sind, während Ziege lieber Blätter, Zweige und Kräuter fressen, die Schafe verschmähen.
Soweit die Theorie. In der Praxis, zumindest bei uns auf dem Hof, sieht es eher so aus: Schafe und Ziegen ignorieren sich, gehen sich aus möglichst aus dem Weg. Und wehe, wenn die Schafe doch einmal den Ziegen zu nahe kommen: Dann werden sie gleich weggeboxt. Und auch beim Fressen ergänzen sie sich nicht unbedingt. Auch die Schafe knabbern lieber an Blättern und Baumrinden, als zu grasen, und alle zusammen – Schafe und Ziegen – sind sie schlimmere Forstschädlinge als eine ganze Population von Borkenkäfern. Dennoch lieben wir sie sehr, die zutraulichen Ziegen ebenso wie die misstrauischen Schafe.

Dienstag, 1. September 2015

Der "Mond" ist aufgegangen

Am schönsten sind die Blüten der Rispenhortensie im
Regen. Dann leuchten sie besonders intensiv.
"Limelight" heißt sie und tatsächlich ist es so, als würde mit Beginn ihrer Blüte das Licht angeknipst. Es ist schon schön, wenn eine Pflanze wie unsere Rispenhortensie einen Ort gefunden hat, an dem sie sich wohlfühlt, besonders, wenn sie sich dort nicht von allein angesiedelt hat, sondern gepflanzt wurde und deshalb keine wirkliche Wahl hatte. Ihre weiß-grünlichen Blüten erinnern an das fahle, zarte Licht des Mondes. Und besonders schön ist, dass dieses Leuchten über Wochen anhält.
Selbst im Hochsommer erreichen sie unter dem dichten Blätterdach der großen Walnuss im Innenhof nur wenige Sonnenstrahlen, aber jedes Jahr im Spätsommer beschenkt sie uns mit immer mehr ihrer großen Blütenrispen. Obwohl wir das Laub der Walnuss immer entfernen, tun sich andere Pflanzen in ihrem Schatten eher schwer, auch haben wir es aufgegeben, Rasen unter ihr anzusiedeln, selbst die Schattenrasenmischung machte dieses Experiment nicht mit.
Ein großzügiger Rückschnitt im Frühjahr nach dem Frost (die Rispenhortensie blüht am neuen Holz) und gelegentliche Wassergaben, wenn es im Sommer über zu lange Zeit nicht regnet (war in diesem Jahr nicht notwendig), sind alles, was sie an Pflege braucht. Neben ihr gedeiht übrigens noch ein anderer Exot, ein Rhododrendron, auch keine Insektenpflanze, aber ebenfalls robust, wenn es um die von Natur aus schwierige Nachbarschaft mit einem Walnussbaum geht.