Sonntag, 8. Februar 2015

Miraculix wäre begeistert

Durch den Drömling führt der Mittellandkanal, und auch an seinem Ufer haben viele Bäume buchstäblich einen in der Krone: Sie hängen voller Misteln.
Der Druide Miraculix aus dem kleinen gallischen Dorf, das stets trotzigen Widerstand gegen die Römer leistet, wäre begeistert: Hier könnte er den ganzen Tag in den Baumkronen hocken und mit seiner Sichel Misteln schneiden. Die sind bekanntlich die Hauptzutat für den legendären Zaubertrank.
Wir bekamen heute zwar keinen Zaubertrank gereicht, wurden dafür aber aufs Vorzüglichste vegan bewirtet. Wir waren zu Besuch bei Freunden, die direkt am Drömling wohnen. Bevor es Kaffee und Kuchen gab – anschließend wurde noch ein superleckeres Abendessen aufgetischt –, unternahmen wir an diesem herrlichen, sonnigen Wintertag mit Fyffes und Foxy und Buddy, dem jungen Beagle unserer Freunde, eine kleine Wanderung durch die in Deutschland einzigartige Niedermoorlandschaft, die sich auf einer Fläche von etwa 340 Quadratkilometern entlang der Landesgrenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt erstreckt. "Das frühere Sumpfgebiet wurde im 18. Jahrhundert auf Weisung von Friedrich dem Großen durch Entwässerung von einer Natur- in eine Kulturlandschaft umgewandelt", heißt es bei Wikipedia. "Heute ist die Niederung mit dem Mittellandkanal und den Flüssen Aller sowie Ohre Rückzugsgebiet für seltene oder vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Sie besteht größtenteils aus Natur- und Landschaftsschutzgebieten."

Der Drömling ist eine in Deutschland einzigartige Niedermoorlandschaft. Dort sind neben vielen bedrohten Tier- und
Pflanzenarten auch die Misteln heimisch.
Charakteristisch für den Drömling sind die zahlreichen Entwässerungsgräben, die von Pappeln gesäumt sind. Und von denen haben viele sozusagen einen in der Krone: Sie sitzen voller Misteln. Diese sogenannten Halbschmarotzer spielten sowohl in der germanischen als auch in der gallischen Mythologie eine große Rolle. Einem Bericht des Römers Plinius zufolge wurden die Misteln in einer besonderen Zeremonie von einem weiß gekleideten Druiden mit einer goldenen Sichel geschnitten und dann in einen Trank gegeben, der unfruchtbare Tiere fruchtbar machen und Vergiftungen heilen sollte. Die Autoren von "Asterix & Obelix" haben sich offenbar von diesem Bericht inspirieren lassen.
Im Sommerhalbjahr, wenn die Bäume belaubt sind, sind die Misteln kaum zu sehen. Erst im Winter kommen die grünen Kugeln erst so richtig zur Geltung. Zur Zeit der Wintersonnenwende und als Weihnachtsschmuck wird sie vor allem in englischsprachigen Ländern gerne an die Haustüren gehängt, um das Haus vor Schaden zu bewahren. Wer sich unter Misteln küsst, soll ein glückliches Liebespaar werden.

Misteln sind Halbschmarotzer und gedeihen als grüne Bälle in den Baumkronen. Im Sommer sind sie versteckt zwischen 
dem Laub der Bäume, aber jetzt im Winter, wenn die Bäume kahl sind, kommen die grünen Bälle richtig schön zur Geltung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen