Dienstag, 6. September 2016

Der Plan ist – sich überraschen zu lassen

Nachdem wir den Zaun um den Auslauf erneuert haben, 
versenke ich die von den Minischweinchen ausgebuddelten 
Blumenzwiebeln wieder in der Erde.
"Ohne Fleiß kein Preis", dieses Sprichwort fällt mir ein, während ich mich hockend voranarbeite. Seitdem unsere Schweinchen sich "vom Acker gemacht" haben (erst mussten wir natürlich den Zaun ihres Auslaufes erneuern), ist in unserem Innenhof wieder alles auf Null gestellt. Unter Erde haben wir die Steinplatten der kleinen Terrasse freigelegt, statt neuem Rasen – der unterm Nussbaum sowieso nur vor sich hinkümmert – lieber ein paar Obststräucher gesetzt.
All die vielen Blumenzwiebeln, die ich dort Herbt für Herbst verbuddelt habe, brachten die Schweine mit ihren Rüsseln wieder zum Vorschein. Ein paar werden sie bestimmt auch gegessen haben, aber überall zwischen dem lockeren Erdaushub sah ich etwas Weißes hervorblitzen, manchmal ein kleiner Kieselstein, vor allem aber winzig kleine Tochterzwiebelchen von Krokussen und Traubenhyazinthen, außerdem wilde Tulpen und Schneeglöckchen. Ich sammelte sie alle in einem kleinen Zinkbalkonkasten, ohne ganz genau zu wissen, was nun Krokus oder Schneeglöckchen ist, was blau, weiß oder gelb blüht.
Dazu habe ich vom Einkaufen beutelweise Nachschub mitgebracht: weitere Traubenhyazinthen (Muscari armeniacum, 40 Stück), Dichternarzissen (Narcissus actaea, 20 Stück), Wildtulpen Lilac Wonder (30 Stück) und Puschkinien (Puschkinia libanotica, 30 Stück). Zwiebelpflanzen gedeihen wunderbar an diesem Standort, vielleicht weil die Erde selbst im Sommer fast nie völlig austrocknet, Staunässe aber trotzdem kein Problem ist. Außerdem bekommt die Walnuss erst spät ihr Laub, sodass die höherstehende Sonne schließlich zwischen Wohnhaus und Stallungen den Boden und damit meine Tulpen und all die anderen erreicht. Sie in Massen zu vergraben, ist also in jedem Fall von Erfolg gekrönt, deshalb fluche ich nicht, sondern buddele Löcher, wechselweise mit der Pflanzschaufel und dem Erdausstecher, ich kann mich nicht entscheiden, womit ich lieber arbeite.
Wildes Blumenzwiebel-Sammelsurium.
Ich bin jetzt schon gespannt, welches Bild aus dem von den Schweinchen durcheinandergebrachte Zwiebelsammelsurium im nächsten Frühjahr entsteht. Immerhin habe ich die Tulpen aussortieren können, es wird also nicht zu bunt werden. Bei den Neuerwerbungen muss ich mich darauf verlassen, dass im Beutel steckt, was das Etikett draußen verspricht, ansonsten wartet dort die nächste Überraschung. Aber genau deshalb liebe ich das "Zwiebelverbuddeln" so, es macht wirklich richtig viel Arbeit, aber im nächsten Jahr freue ich mich über jede neue Entdeckung.
Irgendwann ist auch die letzte Zwiebel gesteckt, Stockrosen habe ich noch schnell am Zaun gesät, außerdem großzügig Samen von Akeleien verteilt. Mein Rücken tut weh, meine Finger sind schwarz vor Erde. Ich gehe hinein, froh, dass für dieses Jahr Ruhe ist. In der Diele fällt mein Blick auf einen Plastikbeutel: "Puschkinia libanotica, 30 Stück". Verdammt, die habe ich vergessen. Also morgen noch einmal, weil es so schön ist ...

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