Samstag, 21. November 2015

Je mehr Wind, desto öfter Stillstand

Blick von unserer Pferdeweide auf den Windpark.
Von unserer Pferdeweide aus sehe ich jeden Abend die Sonne über dem Windpark untergehen – und wundere mich. An windarmen Tagen drehen sich die Windräder ohne Pause, aber wenn mehrere Tage hintereinander stürmt, stehen die Rotoren still. Das liegt, wie ich jetzt gelesen habe, ganz einfach daran, dass das Stromleitungsnetz überlastet ist, wenn zu viel Windenergie eingespeist wird. Im Süden der Republik könnte man den hier im Norden produzierten Strom zwar gut gebrauchen, aber dummerweise reichen die bestehenden Leitungen nicht aus, um den Strom von Nord nach Süd zu transportieren. Den Windparkbetreibern kann das egal sein. Sie müssen nämlich von den Netzbetreibern entschädigt werden, wenn ihre Anlagen zwangsweise abgeschaltet werden. Die Entschädigungszahlungen fließen in die Netzkosten ein, die auf uns alle umgelegt werden. Trotz fallender Einkaufspreise an der Strombörse werden deshalb die meisten Stromanbieter zum Jahreswechsel ihre Preise erhöhen. Das hat jetzt eine Auswertung des unabhängigen Verbraucherportals Verivox ergeben. Teurer wird es auch deshalb, weil zusätzlich die EEG-Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien um 0,184 Cent auf 6,354 Cent je Kilowattstunde steigt. Dass die EEG-Umlage erhöht wird, ist ja noch halbwegs nachvollziehbar, aber dafür, dass es mit dem Netzausbau nicht vorangeht, fehlt mir jegliches Verständnis. Es gab ja sogar schon Fälle, dass Offshore-Windparks nicht ans Netz gehen konnten, weil die Stromleitungen fehlten. Ich meine, der Staat sollte den Netzausbau nicht irgendwelchen privaten Netzbetreibern überlassen, die aus Kostengründen kein gesteigertes Interesse habe, neue Leitungen zu verlegen, sondern es selbst in die Hand nehmen. Wenn der Staat es als seine Aufgabe betrachtet, Autobahnen zu bauen, dann ist er erst recht gefordert, wenn es darum geht, funktionierende Strom- und Datenleitungsnetze zu schaffen. Diese gehören doch schließlich zur Grundversorgung. Und wenn der Staat die Leitungen verlegen würde, wäre es auch einfacher, durchzusetzen, dass diese alle unterirdisch verlegt werden und nicht als kostengünstige, an Gittermasten hängende Freileitungen.

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