Donnerstag, 6. Februar 2014

Preis minimal, Qualität maximal gesenkt

Das neue Müsli (links) sieht nicht nur aus wie rosa eingefärbt, es
schmeckt auch nicht so gut wie das alte (rechts) und ist offenbar
lauch qualitativ schlechter.
Ja, wir wissen, wir sollten es nicht, aber dennoch kaufen wir gelegentlich beim Lebensmitteldiscounter. Das ist uns auch ein bisschen peinlich, denn eigentlich sollte man deren Geschäftspolitik, die auf Dumpingpreisen beruht, nicht noch unterstützen. Das soll nicht heißen, dass Edeka, Rewe und Co. besser sind als Aldi, Lidl, Netto und Penny. Strenggenommen müsste man alle diese Handelsketten boykottieren und nur noch im Bio-Laden oder, noch besser, im Vegan-Laden einkaufen. Aber das ist, wenn man in einer dünn besiedelten Gegend abseits größerer Städte lebt, ein logistisches Problem. Außerdem gilt: Nobody is perfect, und diese Erkenntnis nehmen wir auch für uns in Anspruch.
Aldi und Lidl haben einige von uns liebgewonnene Produkte im Sortiment, auf die wir ungern verzichten würden: Bei Lidl ist es der Bio-Kaffee, der zugleich das Fairtrade-Siegel trägt und außerdem viel besser schmeckt als andere Bio-Kaffees in der Preisklasse (ob das gute Gewissen den Geschmack positiv beeinflusst?). Bei Aldi kaufe ich zwei Produkte, die offenbar ein gewisses Suchtpotenzial haben: Die Edel-Bitter-Schokolade mit 85 % Kakao – die einzige Schokolade, die ich noch mag, nicht nur, weil sie vegan ist, und das Tamara-Pflaumenmus. Beide Produkte sind leider nicht bio. Aber Aldi hat auch ein kleines, aber durchaus feines Bio-Sortiment: Die veganen Veggie-Würstchen und der ebenso leckere vegane Veggie-Aufschnitt gehören dazu und natürlich das wunderbare Bio-Vollkorn-Knusper-Müsli. Und damit wären wir endlich beim Thema des heutigen Blog-Beitrags...
"O, unser Müsli ist zehn Cent billiger geworden!" freuten wir, als wir am vergangenen Sonnabend unseren kleinen Aldi-Einkaufszettel abarbeiteten. "Zu früh gefreut!" können wir heute rückblickend feststellen, aber der Reihe nach:
"Da haben die wohl die zehn Cent an der Tüte eingespart", vermutete ich und legte das Müsli in den Einkaufswagen. Außer dem offensichtlich deutlich dünneren Verpackungsmaterial schien die neue Tüte mit der alten identisch zu sein.
Gestern erlebten wir dann zu Hause die böse Überraschung: Das alte Müsli war aufgebraucht, neues musste angemischt werden. Wir strecken, damit es weniger süß und kalorienärmer ist, das Fertigmüsli, mit Bio-Haferflocken im Verhältnis 1:1, also 500 g Müsli und 500 g Haferflocken. Ich öffnete die Verpackung, um den Inhalt ins große Schraubdeckelglas umzufüllen – und war entsetzt: Das neue Müsli ist rosa, und statt vieler kleiner knusprig gebackener Getreidekörner purzeln dicke Klumpen ins Glas. Und wo sind die leckeren Trockenfrüchte geblieben? Statt ganzer Himbeeren und Brombeeren entdecke ich nur noch Fruchtbrösel. Auf der Verpackung sind aber weiterhin ganze Früchte abgebildet. Durch den Hinweis "Serviervorschlag" zieht sich der Hersteller allerdings elegant aus der Affäre.
Ich probiere das Müsli – und spucke fast. "Die haben unser leckeres Müsli voll verhunzt!" jammere ich und bitte Marion, doch auch mal zu probieren. Sie kommt zu demselben Ergebnis. "Das ist ja um Klassen schlechter als das alte!"
"Ja, für zehn Cent weniger bekommen wir jetzt eine mindestens 50 Prozent schlechtere Qualität!"
"Die hätten Neue Rezepte auf die Tüte drucken müssen, dann wären wir gewarnt gewesen."
Jetzt wollen wir es aber genau wissen: Heute macht sich Marion in verschiedenen Aldi-Märkten auf die Suche nach Restbeständen unseres alten Müslis – und ergattert tatsächlich noch zwei Tüten. Zuhause vergleichen wir: Aha, der Hersteller ist ein anderer. Das Müsli kommt jetzt nicht mehr aus Lüneburg, was von uns nur 70 km entfernt ist, sondern aus Oberbayern. Statt eines regionalen Produkts erhalten wir jetzt eins, das aus großer Entfernung herbeigeschafft wird. Und auch in der Inhaltsdeklaration entdecken wir geringfügige Unterschiede.

Links das alte Müsli mit großen Fruchtstückchen und feinkörniger Struktur, rechts das neue mit kleinen Fruchtstücken und
verklumpten Körnern.
Wir fühlen uns von Aldi, um es mal deutlich zu sagen, verarscht. Da hat Aldi offenbar mal wieder Druck auf den Hersteller ausgeübt, um weiter an der Preisschraube zu drehen. Als dieser nicht mit dem Preis heruntergehen wollte, ist der Discounter vermutlich einfach zu einem anderen Hersteller gewechselt. Merkwürdigerweise hat Lidl ebenfalls sein Bio-Müsli um 10 Cent verbilligt. Da steckt doch System dahinter!
Für uns bedeutet das: Wir werden unser Müsli künftig komplett selbst mischen, auch wenn die Zutaten, vor allem die Trockenfrüchte, einzeln teurer sind als in der Fertigmischung.
So, ich werde jetzt diesen Beitrag beenden und einen Beschwerde-Mail an Aldi schicken.

2 Kommentare:

  1. Was mich nach dieser Geschichte noch Wunder nehmen würde: ob Aldi auf deine Beschwerde-Mail antwortet. Hast du schon Erfahrungen damit? Meistens verschwinden solche Mails ja in der Versenkung und man bekommt nie eine Reaktion darauf.

    Aber bei selber gemachtem Müsli weiss man wenigstens immer, was wirklich drin ist und vielleicht findet ihr ja noch eine Alternative. Einfach immer die Augen offen halten.

    Liebe Grüsse
    Livia

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  2. Ja, wahrscheinlich werde ich keine Antwort auf meine lange Mail bekommen. Aber das ist auch nicht schlimm. Hauptsache, sie wird gelesen und regt zum Nachdenken an. Wichtig ist, dass wir gegenüber den Handelsketten als mündige und kritische Verbraucher auftreten. Auf diese Weise, denke ich, kann durchaus einiges bewirken, vor allem, wenn möglichst viele Verbraucher den Ketten ein Feedback geben.
    Danke und liebe Grüße
    Inka

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