Mittwoch, 23. April 2014

"Gewalt gegen Tiere allgegenwärtig"

Im historischen Ambiente der alten Wassermühle las Hilal Sezgin (Bildmitte) heute Abend aus ihrem aktuellem Buch.
Ein "bereichernder Abend" sei es gewesen, postete eine Besucherin nach der Veranstaltung bei Facebook. Und das war, dem Stimmungsbild nach zu urteilen, offensichtlich auch die Meinung der meisten anderen der rund 40 Besucher. Wir hatten im Namen unseres Natur- und Kulturmagazins für die südliche Lüneburger Heide zu einer Lesung und Diskussion mit Hilal Sezgin in die Woltersburger Mühle bei Uelzen eingeladen. Die Publizistin und studierte Philosophin las aus ihrem aktuellem, vielbeachteten Buch "Artgerecht ist nur die Freiheit  – Eine Ethik für Tiere oder warum wir umdenken müssen" und trug, als heitere Einstimmung auf ein ernstes Thema, einige ihrer wöchentlich in der Berliner Zeitung und der Frankfurter Rundschau erscheinenden Kolumnen über ihre Begegnungen mit Tieren und ihre Gedanken darüber vor.
Hilal Sezgin ruft zum Umdenken auf. Fotos: Friederike Kohnke
Während Politiker, Tierhalter und Tierschützer darüber diskutieren, wie eine "artgerechte Nutztierhaltung" aussehen kann, stellt Hilal Sezgin das vermeintliche Recht des Menschen in Frage, Tiere nutzen zu dürfen, und kommt zu dem Schluss, das dies ethisch nicht vertretbar ist. Die sogenannte Nutztierhaltung ist für sie verbunden mit einer Handlungskette der Gewalt, die mit der Zucht anfängt und mit dem massenhaften Gemetzel der Schlachtung endet. "Gewalt gegen Tiere ist uns als Begriff nicht geläufig, aber allgegenwärtig", stellt die Autorin fest. "Und diese Gewalt ist nicht nur gesetzlich erlaubt, sondern wird sogar subventioniert." Wir alle sollten uns die Frage stellen: "Wollen wir eine gewalttätige Gesellschaft sein?" Die Rechtfertigungslast liege nicht bei denjenigen, die die Gewalt gegen Tiere ablehnen, sondern denjenigen, die die Gewalt ausüben – direkt oder auch indirekt, indem sie gedankenlos im Supermarkt zu Eiern, Milch und Fleisch greifen. 
Hilal Sezgin hat für sich persönlich die Konsequenzen gezogen: Nach rund 25 Jahren als Vegetariern wurde sie zur Veganerin, verzichtet seitdem auf tierische Produkte. Dass der Mensch, sagt sie, als  biologischer Allesfresser alles essen könne, bedeute nicht, dass er das auch tun muss.
In der Diskussion wurde deutlich: Wir als Konsumenten entscheiden durch unser Einkaufsverhalten darüber, ob Tiere ausgebeutet, gequält und getötet werden oder nicht. Wer das millionenfache Tierleid nicht mit mit seinem Gewissen vereinbaren kann und konsequenterweise vegan lebt, wird dies nicht als Einschränkung oder Verzicht empfinden, sondern vielmehr als Bereicherung.

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