Dienstag, 27. Januar 2015

Die Birke und die Heide

Typisch für die Heide: Birken als Straßenbäume. Bei 
Sonnenschein und blauem Himmel leuchtet das Weiß
ihrer Stämme besonders intensiv.
Wenn man, wie ich, meistens mit dem Fahrrad unterwegs ist, rauscht man nicht achtlos an allem vorbei, sondern nimmt vieles wahr, was Autofahrer aufgrund der höheren Geschwindigkeit übersehen. Heute zum Beispiel habe ich die Birken bewundert, mit denen der fünf Kilometer lange Straßenabschnitt zwischen unserem Dorf und dem größeren Nachbardorf, wo es Einkaufsmöglichkeiten gibt, gesäumt ist. Im Sonnenlicht – ich freue mich in diesem Winter über jede Stunde, die wir es genießen dürfen – und vor dem strahlend blauen Himmel leuchteten die weißen Stämme der Bäume besonders intensiv.
Wie schön, dachte ich, dass an dieser Straße die Birken stehen geblieben sind. An vielen anderen Straßen wurden sie abgeholzt, standen meistens einer geplanten Fahrbahnverbreiterung im Weg. Dabei sollte die Birke den Menschen hier in der Heide doch eigentlich "heilig" sein, gehören sie doch zum typischen Landschaftsbild der Heide – sowohl an Wegrändern als auch als markante Baumgruppen inmitten der Heideflächen. Überwiegend handelt es sich dabei um die Sand- oder Hängebirke, die ihren lateinischen Namen Betula pendula wegen ihrer langen, peitschenartigen Zweige erhielt, die man früher zum Binden von Besen benutzte.
Der Journalist, Schriftsteller und Naturschützer Hermann Löns, der durch sein Wirken der zuvor als öde und unwirtlich geltenden Lüneburger Heide zu einem besseren Image verhalf, wetterte schon im Jahr 1911 im Rahmen eines Vortrags gegen die Abholzung der Birken und die Naturzerstörung:
"Warum macht denn der Staat nicht aus den öden Eisenbahndämmen Vogelschutzgehölze? Warum pflanzt er nicht überall Hecken und Büsche auf seinem Ödland an? Warum verhindert er nicht, dass bei Bassum und Gr. Oesingen in der Heide die alten herrlichen Birken an den Landstraßen abgehauen werden? Warum sorgt er nicht für ein Reichsgesetz gegen die Blechpest und die Plakatseuche? Warum sind gerade die fiskalischen Bauten solche Schandflecke in der Landschaft? ..."
Eine alte Birke und viel (unerwünschter) Birkenaufwuchs inmitten einer blühenden Heidefläche im Spätsommer.
So schön die alten Birken in der Heide und entlang den Landstraßen auch sind, in den Heideflächen sollen sie sich nicht unbedingt vermehren, denn die Birken würden die Heide verdrängen. In früheren Zeiten hielten die Heidschnucken – so heißen die in der Heide heimischen, robusten Schafe mit den schwarzen Köpfen – den Birkenaufwuchs im Zaum. Heute, das es in der Heide nur noch wenige Heidschnuckenherden gibt, übernehmen meist Menschen die Aufgabe, die Heide von jungen Birken zu befreien – "entkusseln" wird diese mühsame Arbeit genannt.

2 Kommentare:

  1. Hi Kurbella ;-),
    Das was Du sagst, finde ich sehr wichtig, da ich kürzlich an anderer Stelle - unter anderem im Buch "Das Haus der vergessenen Bücher" - darüber gestolpert bin, dass viele Dinge, die wir heute als Problem erkennen, schon vor langer Zeit bekannt war und eben nur nichts dagegen getan wurde. Wir konzentrieren uns oft viel zu sehr auf den "Fortschritt" und vergessen dabei Gegenwart und vor allem Vergangenheit. Ein Sprichwort sagt: "Wer seine Vergangenheit nicht kennt, hat keine Zukunft". Das ist, so verstehe ich Euch zumindest, Euer Kernthema: Aus der Vergangenheit lernen und Dinge die sich bewährt haben für die Zukunft bewahren.
    Liebe Grüße,
    Chrissie

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    1. Wir würden Zukunft lieber durch Gegenwart ersetzen, weil wir versuchen, unser Leben ganz auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und möglichst nicht an die Zukunft denken, aber ansonsten sind wir wir ganz Deiner Meinung. Danke für diesen Kommentar. Ein schönes Wochenende und liebe Grüße
      Inka und Marion

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